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Seit wann gibt es eigentlich Impfungen?

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Dr. Ursula Marschall, leitende Medizinerin bei der Barmer:

Die Geschichte von Schutzimpfungen ist eng verbunden mit dem Namen Edward Jenner, der von 1749 bis 1823 lebte. Der englische Chirurg ließ sich als Landarzt nieder und lebte in einer Zeit, in der die Pocken in Europa und Asien weit verbreitet waren. Etwa jeder siebte Erkrankte starb damals an den Pocken, allerdings wurden Menschen, die die Erkrankung überlebt hatten, nicht erneut krank. Als Landarzt sah Jenner auch immer wieder Frauen, die sich beim Melken von Kühen mit den für sie ungefährlichen Rinderpocken ansteckten. Sie erkrankten zwar daran, steckten sich aber später meist nicht mit den eigentlich lebensgefährlichen Pocken an. Jenner forschte einige Jahre an diesen Zusammenhängen. Seine These war, dass die Rinderpocken gegen die „richtigen“ Pocken immunisieren. 1796 machte der Wissenschaftler einen richtungsweisenden Versuch: Er impfte einen achtjährigen Jungen mit dem Sekret aus Pusteln von einer an Kuhpocken erkrankten Frau. Nach überstandener Erkrankung steckte er den Jungen mit den echten Pocken an. Das Ergebnis bestätigte seine Vermutung. Der Junge blieb gesund, hatte also Abwehrkräfte gegen die Pocken entwickelt. In den folgenden Jahrzehnten setzte sich die Pocken-Impfung nach und nach in Europa durch. 1807 wurde in Hessen und Bayern eine Impfpflicht gegen Pocken eingeführt. Andere Länder zogen aber erst nach dem großen Pockenausbruch von 1870, bei dem allein in Deutschland eine viertel Million Menschen starben, nach. 1874 wurde in einem Reichsgesetz unter Androhung von Strafen festgelegt, dass Kinder im Alter von einem Jahr erstmals, und mit 12 Jahren ein zweites Mal geimpft werden müssten. Als ausgerottet gelten die Pocken aber erst seit 1979.