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Umgang mit Demenzkranken: Sprache ist mehr als nur Worte

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Wer einen Demenzkranken pflegt, weiß, wie schwer die Kommunikation mit dem Betroffenen fallen kann. Ungeduld, Wut und Abwehr stehen häufig auf der Tagesordnung. Für die betreuenden Menschen bedeutet das oft, dass sie sich von einer ihnen nahestehenden Person entfremden. Zu verstehen, warum der Erkrankte so reagiert, erleichtert den Umgang, genauso wie eine angepasste Kommunikation.

Demenzkranke leiden nicht nur unter Störungen ihrer Gedächtnisfunktion, sie verlieren auch zunehmend ihre sprachlichen Fähigkeiten und können dadurch schlechter mit ihrer Umgebung interagieren. Ihr Wortschatz schwindet und sie verlieren das Verständnis für Ironie oder bildhafte Redewendungen. Von langen Sätzen bleibt meist nur der letzte Teil in Erinnerung, der Rest wird vergessen. Pflegende Angehörige müssen sich im Klaren darüber sein, dass sich die Funktion der Sprache im Verlauf der Erkrankung verändert. „Im Umgang mit Demenzkranken übernimmt die Sprache zunehmend die Aufgabe, Nähe, Vertrautheit und Verbundenheit zu vermitteln. Gelingt ein Austausch mit dem Dementen nicht, kann es bei ihm zu Gefühlen wie Frustration, Überforderung und Verzweiflung kommen, die nicht selten in Aggression münden“, erklärt Andrea Jakob-Pannier, Psychologin bei der Barmer. Bei solchen Auseinandersetzungen sollten Angehörige dann weniger auf die Wortwahl des an Demenz Erkrankten achten, sondern stattdessen seine aktuelle Gefühlslage hinterfragen. Nur so kann man ihm das Gefühl der Angst oder der Überforderung nehmen. „Es ist hilfreich, sich in die Stimmungslage des Erkrankten zu versetzen. Eine abwehrende Haltung ist beispielsweise oft ein Ausdruck für eine unangenehme Atmosphäre, in der sich der Demente befindet. Wer es schafft, ein Gefühl von Sicherheit und Wärme zu vermitteln, hat schon viel erreicht und baut Vertrauen auf“, rät Jakob-Pannier.

Ruhige Atmosphäre schaffen

Zu Beginn eines Gesprächs empfiehlt die Expertin, den Betroffenen direkt anzusprechen und dabei direkten Blickkontakt herzustellen, damit dieser sich tatsächlich angesprochen fühlt. Auch wenn es sich um eine nahestehende Person handelt, sollte man sich dem Erkrankten zunächst mit Namen vorstellen. Ein Lächeln entwaffnet und schafft eine freundliche Gesprächsgrundlage. „Gerade im Anfangsstadium der Erkrankung empfinden viele Betroffene eine Umarmung häufig als Übergriff, daher sollte man zunächst nur die Hand reichen und sehen, wie die Reaktion ausfällt. Später kann körperliche Nähe allerdings ein gutes Mittel der nonverbalen Kommunikation sein“, weiß Jakob-Pannier. Im Gespräch ist es sinnvoll, auf lange Sätze zu verzichten und langsam, mit einer dunklen und ruhigen Stimme zu sprechen. Geht es um reine Informationsabfrage, ist weniger oft mehr. „Man sollte möglichst wenig Alternativen bieten, um den Dementen nicht zu überfordern. Also lieber fragen, ob der Betroffene eine Glas Wasser trinken möchte und erst bei einer negativen Antwort ein Glas Apfelsaft anbieten. Hilfreich kann es auch sein, die Auswahlmöglichkeiten näher zu beschreiben oder auch zu zeigen“, so die Expertin.

Weitere Informationen:
Die Barmer bietet pflegenden Angehörigen verschiedene Informationsmöglichkeiten im Internet. Informationen rund um das Thema Pflege gibt es hier.