Ein Text von Alois Kösters, Chefredakteur der Volksstimme
Seit einigen Jahren löst die anstehende Bescherung zu Weihnachten vor allem im männlichen Teil der Familie ein wenig Verunsicherung aus. Insbesondere der Schwiegervater und seine Schwiegersöhne fürchten die Weihnachtswünsche der drei Töchter bzw. Angetrauten. Und das kam so: Angefangen hat es mit einem Wunsch meiner Frau. Zu einer Zeit, da sie begann den langjährigen Partner auch als Vater ihrer Kinder zu identifizieren, gewann der Aspekt von Gesundheit und Langlebigkeit eine noch größere Bedeutung.
So wünschte sie sich zu Weihnachten die Teilnahme des Nikotinsüchtigen an einem Entwöhnungskurs der Krankenkasse und ein Röntgenbild der Lunge. Ein grippaler Infekt ermöglichte die Aufnahme, die eingerollt und mit Schleife verziert unter dem Weihnachtsbaum drapiert wurde. Auch den Kurs absolvierte der von Wünschen geplagte, allerdings mit mäßigem Erfolg. Aber das ist eine andere Geschichte.
Diese erfolgreiche Maßnahme sprach sich in der Familie herum. Ein paar Jahre später verbündeten sich die drei Schwestern und holten zum ganz großen Schlag aus: Sie wünschten sich zu Weihnachten eine Darmspiegelung der Eltern. Einzulösen bis zur nächsten Bescherung. Selbst mein Schwiegervater konnte im Jahr darauf im milden Licht der Weihnachtskerzen – ein bisschen peinlich berührt – Vollzug melden. Seitdem herrscht Verunsicherung.
Unter uns: Ich weiß, dass die Schwestern schon wieder etwas aushecken. Es geht wieder um ihren Vater. Der Hochbetagte ist durchaus noch mobil, aber – so die Diagnose der Töchter – ein etwas weiter gefächertes Bewegungsspektrum würde ihm guttun. Diesmal verschenken sie etwas. Und zwar einen Gutschein für einen Physiotherapeuten, der dem Alten ein wenig Beine machen soll.
Wir Schwiegersöhne erwarten das Schlimmste. In Anbetracht unseres fortgeschrittenen Alters gab es in der Vergangenheit bereits Hinweise auf empfohlene Vorsorgeuntersuchungen, die wir nicht rundweg ablehnten, aber ansonsten ignoriert haben. Die Schwestern vergessen nicht.