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Barmer-Report: Im Alter häufig zu viele Arzneimittel

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Magdeburg, 17. Juli 2017 - Jeder dritte Versicherte der Barmer in Sachsen-Anhalt (33,3 Prozent) bekommt fünf oder mehr Medikamente pro Jahr verordnet. Das geht aus dem aktuellen Barmer Arzneimittelreport 2017 hervor. Jeder zehnte Versicherte in Sachsen-Anhalt erhält sogar 10 oder mehr Medikamente vom Arzt verschrieben – einer der höchsten Werte bundesweit. Experten sprechen ab fünf Medikamentenwirkstoffen von Polypharmazie. „Die Verordnung einer größeren Anzahl an Medikamenten bedeutet jedoch ein erhöhtes Risiko für unerwünschte Wechselwirkungen. Diese sind laut Aktionsbündnis Patientensicherheit für fünf Prozent aller Krankenhauseinweisungen verantwortlich“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt.

Tabelle Polypharmazie


Vor allem ältere Menschen mit verschiedenen Erkrankungen müssen häufig mehrere Tabletten einnehmen, dazu manchmal noch Salben, Tropfen oder Sprays. So kommt es bei jedem zweiten Rentner zu Polypharmazie, bei den über 75-Jährigen sind es nach Analysen der Barmer sogar 71 Prozent. Und je mehr Arzneimittel verordnet werden, umso häufiger kann es zu Einnahmefehlern kommen: Seien es Abweichungen von der empfohlenen Dosis, das schlichte Vergessen der Anwendung oder das Verwechseln verschiedener Medikamente. „Laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte werden jedes Jahr etwa 500.000 Bundesbürger aufgrund solch vermeidbarer Medikationsfehler ins Krankenhaus eingewiesen“, ergänzt Wiedemann.

Arzneimittelverordnungen 2016

Und bei den Senioren kommt ein weiteres Problem hinzu: Im Alter wirken Medikamente oftmals anders. Beispielsweise arbeitet die Niere nicht mehr so effektiv wie in jungen Jahren. Durch die eingeschränkte Funktion werden Arzneien langsamer ausgeschieden und wirken länger als beabsichtigt. Daher sollten betroffene Patienten regelmäßig ihre Medikation auch darauf vom Hausarzt überprüfen lassen. „Dabei helfen kann auch der sogenannte Medikationsplan, auf den Versicherte seit dem vergangenen Jahr Anspruch haben, wenn sie mehr als drei Arzneimittel erhalten“, informiert Wiedemann.

Rückgang bei riskanten Medikamenten

Nach Einschätzung des Barmer-Landesgeschäftsführers ist eine noch engere Abstimmung zwischen Apothekern und Ärzten besonders bei älteren Menschen wichtig, da verschiedene Arzneimittel im Alter „potenziell inadäquat“ oder mit erhöhten Risiken verbunden sind. Solche Arzneimittel werden bundesweit seit 2010 auf der Priscus-Liste („Priscus“ = lateinisch „altehrwürdig“) geführt und sollten bei Patienten ab 65 Jahre möglichst vermieden werden.

Tabelle Priscus-Arzneimittel

In Sachsen-Anhalt hat die Veröffentlichung der Liste offenbar Wirkung gezeigt, wie die Auswertung im Barmer Arzneimittelreport belegt. So ging die Verordnung von Priscus-Arzneimitteln bei Sachsen-Anhalts Senioren zwischen 2010 und 2016 von 26,1 auf nur noch 22,8 Prozent zurück. „Das zeigt, dass unsere Ärzte und Apotheker bereits sorgsamer bei der Verschreibung von Medikamenten für ältere Patienten sind, als in den meisten anderen Bundesländern“, drückt Wiedemann seine Wertschätzung aus.

 Mehr Informationen zum Medikationsplan und wer diesen führt unter: magazin.barmer.de/medikationsplan

Kontakt für die Presse:

Annemarie Söder
Pressesprecherin Barmer Sachsen-Anhalt
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