Drei Menschen mit Küchenschürzen lächeln freundlich. Der Mann in der Mitte hat einen Blumenstrauß in der Hand.
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Tütensuppe als Schock-Erlebnis

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Tütensuppe stand noch nie in dem Ruf, besonders gesund zu sein. Die meisten enthalten künstliche Zusatzstoffe und viel Salz. Und doch 'ernähren' sich Schülerinnen und Schüler bis heute davon – meist ohne die Suppe mit Wasser zuzubereiten, sondern direkt aus der Tüte als trockener Snack.

Das gab es auch schon vor 15 Jahren, als Hamburgs heutiger Schulsenator Ties Rabe an einem Gymnasium in Bergedorf unterrichtete: „Als ich noch Lehrer war, da war es in der 5. und 6. Klasse in Mode, als Pausenbrot eine Tütensuppe mitzubringen und mit dem nassen Finger das Pulver zu essen.“ Ein Schock-Erlebnis sei das für ihn gewesen, erzählte Rabe bei seiner Ernennung zum 'Ich kann kochen!'-Botschafter durch Star-Köchin Sarah Wiener von der gleichnamigen Stiftung und Barmer -Vorstandschef Prof. Dr. Christoph Straub.
Der Senator weiß: „Eine gute und ausgewogene Ernährung ist die Basis für eine gesunde Entwicklung von Kindern. In unseren Grundschulen erreichen wir alle Kinder in Hamburg und legen Wert auf eine vielseitige Schulverpflegung. Die Initiative 'Ich kann kochen!' ist hier eine wunderbare Ergänzung für die praktische Ernährungsbildung und passt sehr gut zum Aufgabengebiet Gesundheitsförderung in den Hamburger Bildungsplänen, die im Schuljahr 2023/24 neu eingeführt werden. Damit sind Ernährungs- und Verbraucherbildung fest im Unterricht an Hamburgs Grundschulen verankert.“

Die Ernährungsinitiative 'Ich kann kochen!' ist ein gemeinsames Projekt der Sarah Wiener Stiftung und der Barmer. Deutschlandweit bilden sie pädagogische Fach- und Lehrkräfte zu Genussbotschafterinnen und Genussbotschaftern aus, um praktische Ernährungsbildung an Kita- und Grundschulkinder zu vermitteln. In Hamburg hat rund ein Drittel der Grundschulen einen solchen Genussbotschafter, außerdem einige weiterführende Schulen sowie insgesamt 112 Kitas. Mehr als 450 pädagogische Fach- und Lehrkräfte begeistern etwa 22.500 Kinder in der Stadt für das Kochen mit frischen Lebensmitteln. Und es sollen noch mehr werden. 

Seine Ernennung zum 'Ich kann kochen!'-Botschafter in Form einer Schürze und eines Blumenstraußes erhielt Senator Rabe in der Schule Lämmersieth in Barmbek. Beim anschließenden Besuch der Kochgruppe konnte er sich selbst vom Können und der Begeisterung der Erstklässlerinnen und Erstklässler überzeugen. Es gab selbstgemachten Couscous-Salat mit Zitronen-Minz-Joghurt und Eistee mit Früchten. „Es ist großartig zu sehen, mit wie viel Können, Freude und auch Gemeinschaftssinn die Kinder ihr Essen zubereitet haben. Ich möchte daher als Botschafter noch mehr pädagogische Fach- und Lehrkräfte in Hamburg dazu einladen, die Fortbildungen von 'Ich kann kochen!' zu besuchen und als Genussbotschafterinnen und Genussbotschafter an unseren Grundschulen die Gesundheit der Kinder zu stärken“, so Rabe. 

Ein Mann verteilt eine Speise aus einer Pfanne auf Teller

Hamburgs Schulsenator Ties Rabe (links) serviert und probiert den von den Erstklässlerinnen und Erstklässlern zubereiteten Couscous-Salat mit Zitronen-Minz-Joghurt, dazu gibt es Eistee mit Früchten. Neben ihm: Star-Köchin Sarah Wiener und Barmer-Chef Prof. Dr. Christoph Straub.

(Foto: Sarah Wiener Stiftung | Thomas Panzau)

Barmer-Chef Straub verwies auf die Bedeutung gesunder Essgewohnheiten. Diese zu erlernen, sei eine der wichtigsten Voraussetzungen für ein gesundes Leben: „Kinder müssen schon so früh wie möglich lernen, wie gesunde Ernährung im Alltag funktioniert, dass sie Spaß macht und nicht schwierig ist. Das bestimmt ihr Essverhalten im späteren Leben und schützt sie letztlich auf lange Sicht vor einer Vielzahl ernährungsbedingter Erkrankungen. Dieser Zusammenhang macht die Ernährungsbildung in Schulen und Kitas zu einem unverzichtbaren Beitrag der Gesundheitsförderung und einem zentralen Bestandteil unserer präventiven Arbeit.“ 

Auch Stiftungsgründerin Sarah Wiener betonte, wie wichtig es sei, Kinder so früh wie möglich in der Küche und beim Kochen einzubeziehen: „Als Kind lernen wir, was uns schmeckt. Wenn Kinder daher in Kitas und Grundschulen Lebensmittel mit allen Sinnen entdecken, gemeinsam Spaß haben und kreativ werden, dann sind das wertvolle Erfahrungen, die sie ihr Leben lang prägen und ihnen helfen. Das Erlernen von Kochfertigkeiten unterstützt die Kinder in einer Welt voller hochverarbeiteter Lebensmittel, indem es ihnen hilft, auf ihren Körper und ihre Bedürfnisse zu hören. Sie können selbstbestimmt und abwechslungsreich essen und dabei genussvoll etwas für ihre Gesundheit tun.“

Die Barmer fördert teilnehmende Einrichtungen zusätzlich mit bis zu 500 Euro für den Einkauf von gesunden Lebensmitteln. Deutschlandweit haben sich bereits mehr als 26.000 Genussbotschafterinnen und Genussbotschafter aus mehr als 15.000 Einrichtungen qualifiziert – darunter mehr als 2.500 Grundschulen und 7.000 Kitas.