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Frauen frieren eher als Männer

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Die Erkenntnis, dass Frauen keine „kleinen Männer“ sind, hat der Barmer Gesundheitsreport noch einmal bestätigt. Bei allen notwendigen Anstrengungen für mehr Gleichberechtigung in allen Lebenslagen gibt es sie, die Unterschiede zwischen den Geschlechtern. Diese Unterschiede erfordern nicht nur medizinische Ungleichbehandlung von Männern und Frauen, für die sich die Barmer einsetzt, sondern anhand der Verschiedenartigkeit lassen sich auch Alltags-Phänomene erklären. 
Heidi Günther, Apothekerin bei der Barmer, erläutert im Interview, warum Frauen schneller als Männer frieren. 

Barmer-Apothekerin Heidi Günther

Barmer-Apothekerin Heidi Günther

(Foto: Barmer)

Unser Körper ist ständig bestrebt, seine Temperatur bei rund 37 Grad zu halten. Wie funktioniert das eigentlich? 
Die Schaltzentrale, die die Körpertemperatur regelt, befindet sich im Gehirn – genau genommen im Hypothalamus. Dieser recht kleine, nur rund 15 Gramm leichte Bereich besteht aus Nervenzellen, die sehr vielfältige Aufgaben übernehmen. Der Hypothalamus regelt beispielsweise den Blutdruck, sendet uns Signale wie Hunger und Durst und hält unsere Körpertemperatur auf etwa 37 Grad Celsius konstant. Der Hypothalamus erhält Informationen über die aktuelle Temperatur über spezielle Nervenzellen in der Haut. Wenn die Außentemperatur zu niedrig oder zu hoch ist, werden Hormone ausgeschüttet, die die Körpertemperatur auf den Normalwert stabilisieren.

Gibt es bei der körpereigenen Temperatur Unterschiede zwischen Frauen und Männern? 
Ja und nein. Die Körpertemperatur liegt zwar durchschnittlich bei 37 Grad, doch hat jeder Mensch unabhängig vom Geschlecht seine individuelle Körpertemperatur. Diese kann zudem während des Tags schwanken und sich mit höherem Lebensalter verändern. Auch körperliche Aktivitäten, die Einnahme von Mahlzeiten und auch Medikamente können die Körpertemperatur beeinflussen. Da die Körpertemperatur bei Frauen auch vom Menstruationszyklus abhängt, haben sie im Durchschnitt eine etwas höhere Körpertemperatur als Männer.

Bei Hitze schwitzen wir, um uns durch Verdunstungskälte zu kühlen und die rund 37 Grad zu halten. Was macht unser Körper bei Kälte? 
Wenn es draußen kalt ist, besteht die Gefahr, dass die Körpertemperatur sinkt. Der Hypothalamus wirkt dem entgegen, indem er ein Signal an die mit ihm verbundene Hypophyse sendet. Die Hypophyse animiert die Schilddrüse, das Hormon Thyroxin auszuschütten. In Folge werden der Energiestoffwechsel und die Herzfrequenz gesteigert, wodurch sich auch die Körpertemperatur wieder normalisiert.   

Äußere Temperaturen empfinden Frauen und Männer offenbar ganz unterschiedlich. Warum? 
Für den Körper ist es besonders wichtig, die Temperatur in der Körpermitte auf Normaltemperatur zu halten, denn nur so können die inneren Organe ihre lebenswichtigen Funktionen erfüllen. Bei Frauen verengen sich die Blutgefäße in Armen und Beinen bereits ab 15 Grad Celsius, damit die Wärme den inneren Organen zur Verfügung steht. Bei Männern passiert dieser Effekt erst bei tieferen Temperaturen. 
Männer haben außerdem einen höheren Muskelanteil als Frauen. Muskeln produzieren Wärme, und diese können Männer aufgrund ihrer dickeren Haut auch besser speichern.

Was ist Ihr Tipp, wenn man (oder frau) sich so richtig durchgefroren fühlt, um wieder warm zu werden? 
Eine warme Dusche hilft, sich schnell wieder aufzuwärmen. Aber auch dicke Kleidung und eine Decke lassen Mann oder Frau schnell wieder warm werden. Bewegung, heiße Getränke oder eine heiße Suppe helfen zusätzlich, sich wieder wohl zu fühlen.