15.08.2025. Mit einer umfangreicheren und zielgerichteten Therapie wollen Barmer und Techniker Krankenkasse (TK) chronisch Schmerzerkrankten eine bessere Behandlung ermöglichen. Das mit der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. entwickelte Konzept für Qualitätsverträge zur interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie (IMST) kann ab sofort bundesweit in einem Netz von zwölf Krankenhäusern genutzt werden. In Hamburg ist die Asklepios Klinik St. Georg erster Partner des Qualitätsvertrags. Langfristig sind bis zu 20 Standorte in ganz Deutschland geplant.
Die IMST umfasst umfangreichere Leistungen sowie einen intensiveren Austausch der beteiligten Fachdisziplinen der Rheuma-, Physio- und Psychotherapie. Sie erfolgt tagesklinisch oder vollstationär über sieben bis 28 Tage. Barmer und Techniker Krankenkasse haben bundesweit gemeinsam mehr als 20 Millionen Versicherte.
Prof. Dr. Frank Petzke, Präsident der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.: „In Deutschland leiden Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen. Für viele von ihnen bedeutet das eine jahrelange Odyssee ohne adäquate Behandlung. Mit der Ausgestaltung der neuen Qualitätsverträge setzen wir einen weiteren Meilenstein in der multimodalen stationären Schmerztherapie. Die Leitplanken der Qualitätssicherung werden zudem patientenorientiert ausgebaut.“
Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg: „Die zusätzlich zur Regelversorgung vereinbarten Leistungen stärken die Versorgung von Schmerzpatientinnen und -patienten in Hamburg deutlich. Von den neuen Qualitätsstandards werden vor allem Menschen mit chronischen Schmerzen profitieren. Sie gewinnen im Idealfall deutlich an Lebensqualität. Die kontinuierliche Evaluation schafft zudem mehr Transparenz für alle Beteiligten.“
Maren Puttfarcken, Leiterin der TK-Landesvertretung Hamburg: „Wir freuen uns, dass der neue Vertrag Schmerzpatientinnen und -patienten in Hamburg eine intensivere Behandlung ermöglicht. Ziel ist es, dass sie dadurch ihre Therapieziele besser erreichen und zum Beispiel körperliche Schwächen abbauen oder Bewegungsängste minimieren. Das bietet auch große Chancen, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern.“
Christian Rauscher, Gesamtleitung Rückenzentrum Asklepios Klinik St. Georg: „Der Qualitätsvertrag bietet hervorragende Voraussetzungen für eine deutlich verbesserte Diagnostik und Therapie bei Patientinnen und Patienten mit Rückenschmerzen. Besonders erfreulich ist, dass die Physiotherapie nun verbindlich und als fester Bestandteil in das Therapieregime integriert wird und dass es gemeinsame Abschlussbesprechungen mit dem Behandlungsteam und den Patienten gibt. Auch vor und nach dem Klinikaufenthalt wird es künftig eine bessere Betreuung und Begleitung durch die Behandler geben."
Zusätzliche Qualitätsmerkmale vereinbart
Die Qualitätsverträge wurden von Barmer und Techniker Krankenkasse gemeinsam mit der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V. entwickelt. Der Beitritt zu den vorliegenden Verträgen ist auch anderen gesetzlichen Krankenkassen möglich.
Im Vergleich zu den bisherigen Standardanforderungen einer stationären multimodalen Schmerztherapie (gemäß OPS 8-918 bzw. 8-91c) beinhalten die neuen Qualitätsverträge folgende zusätzlichen Qualitätsmerkmale:
- Weitere Einzeltermine in der Bewegungstherapie
- Integration der Bewegungstherapie in die Teambesprechungen
- Abschlussgespräch mit der Patientin oder dem Patienten unter Einbeziehung aller beteiligten Berufsgruppen
- Erstellung eines verbesserten Abschlussberichtes für die Patientin oder den Patienten unter Einbezug aller beteiligten Berufsgruppen
- Teilnahme der Klinik am Schmerzregister der Deutschen Schmerzgesellschaft und somit verpflichtende Nutzung der Kerndokumentation und Qualitätssicherung in der spezialisierten Schmerzmedizin (KEDOQ-Schmerz: Schmerzregister der Deutschen Schmerzgesellschaft e.V.)
Derzeit vertraglich vereinbarte Standorte für die IMST im Rahmen des Vertrags sind:
- Asklepios Klinik St. Georg (Hamburg)
- Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Standort Lübeck
- OsteMed Klinik Bremervörde
- Universitätsmedizin Göttingen
- St. Vincenz Hospital Brakel (NRW)
- Franziskus-Krankenhaus Berlin
- Gemeinschaftskrankenhaus Havelhöhe (Berlin)
- Universitätsklinikum Jena
- Universitätsklinikum Würzburg
- RHÖN Klinikum Frankfurt (Oder)
- St. Josef-Stift Sendenhorst
- Universitätsklinikum Freiburg
Rechtsgrundlage der neuen Qualitätsverträge ist § 110a SGB V in Verbindung mit den Beschlüssen des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA) vom 26. Juli 2022, in denen dieser erstmalig die multimodale Schmerztherapie im Auftrag des Gesetzgebers als neuen Leistungsbereich für das Instrument der Qualitätsverträge aufgenommen hat.
Etwa 23 Millionen Menschen (28 Prozent) berichten in Deutschland über chronische Schmerzen. Bei 95 Prozent der Betroffenen sind die chronischen Schmerzen nicht durch Tumorerkrankungen hervorgerufen. Sechs Millionen Menschen erfüllen die Kriterien eines chronischen, nicht tumorbedingten, beeinträchtigenden Schmerzes. 2,2 Millionen Menschen in Deutschland leiden unter chronischen, nicht tumorbedingten Schmerzen mit starker Beeinträchtigung und assoziierten psychischen Beeinträchtigungen (Schmerzkrankheit). Die Deutsche Schmerzgesellschaft e. V. ist mit rund 3.700 persönlichen Mitgliedern die größte wissenschaftlich-medizinische Fachgesellschaft im Bereich Schmerz in Europa.