Hamburg, 04. Februar 2025 – Die gute Nachricht vorneweg: Hamburg hat von allen 16 Bundesländern die höchste Masern-Impfquote, wie der aktuelle Barmer-Arzneimittelreport zeigt. Im Jahr 2022 hatten rund 89 Prozent der Zweijährigen in der Hansestadt den vollständigen Masernimpfschutz erhalten. Zum Vergleich: Bei Schlusslicht Sachsen beträgt die Impfquote rund 77 Prozent, in Bayern und Baden-Württemberg liegt sie zwischen 84 und 85 Prozent.
Dennoch gibt es Luft nach oben: „Die seit 2020 geltende Masernimpfpflicht hat zwar die Impfquote gesteigert. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, ist jedoch eine Immunisierungsrate von mindestens 95 Prozent notwendig. Dieses Ziel wird in Hamburg und deutschlandweit nach wie vor verfehlt“, sagt Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg.
Klein fordert Impfkampagnen und Aufklärung
Um dieses Ziel zu erreichen, seien weitere Schritte erforderlich wie etwa zielgerichtete Impfkampagnen und eine intensivere Aufklärung, um Vorbehalte gegen Impfungen auszuräumen, meint Klein. Die fehlende Herdenimmunität erschwere die Bekämpfung der hochinfektiösen Krankheit erheblich, denn diese sei entscheidend, um nicht nur geimpfte Menschen, sondern auch Personen zu schützen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen könnten.
Bundesweit wiesen im Jahr 2022 87 Prozent der Zweijährigen einen vollständigen Masernimpfschutz auf, dagegen waren rund fünf Prozent der im Jahr 2020 geborenen Kinder in Deutschland ohne jegliche Masernimpfung. In Hamburg waren es knapp vier Prozent. „Impflücken gefährden die Gesundheit der Kinder und schwächen die Schutzwirkung für alle. Je größer diese in einzelnen Regionen ausfallen, desto mehr steigt dort das Risiko für regionale Masernausbrüche“, betont Susanne Klein.
Quote vollständig ungeimpfter Kinder sinkt
Laut dem aktuellen Barmer-Arzneimittelreport gibt es zudem immer noch Kinder, die in den ersten beiden Lebensjahren vollständig ungeimpft sind. In Hamburg sowie im Bundesdurchschnitt betraf dies 2,7 Prozent der im Jahr 2020 geborenen Kinder. In Bayern und Baden-Württemberg lag der Anteil ungeimpfter Kinder mit rund vier Prozent am höchsten, während Brandenburg mit nur 1,5 Prozent die geringste Quote aufwies. Die letzten vergleichbaren Zahlen stammen aus dem Arzneimittelreport von 2019, der die Impfquote für im Jahr 2016 geborene Kinder erfasste. Damals lag der Anteil vollständig ungeimpfter Kinder in Hamburg bei 4,4 Prozent. Dies stelle immerhin eine Verbesserung um 1,7 Prozentpunkte dar, sagt Barmer-Landesgeschäftsführerin Klein.
Impfquoten weiterer Infektionskrankheiten
Neben dem Masernschutz liefert der Arzneimittelreport auch Informationen zu den Impfquoten für andere von der Ständigen Impfkommission empfohlene Schutzimpfungen. In Hamburg erreichen die Impfquoten für Impfungen ohne Impfpflicht – wie Diphtherie, Pneumokokken, Keuchhusten, Polio und Hepatitis B – Werte zwischen rund 80 und rund 89 Prozent. Die Impfung gegen Rotaviren hat mit 68,2 Prozent die niedrigste Quote. „Ein zentrales Ergebnis unserer Analysen ist, dass die angestrebten Impfquoten für die 13 empfohlenen Impfungen zur Grundimmunisierung bei keiner Impfung erreicht werden, auch nicht für Masern nach Einführung der Impfpflicht. Die 521 Masernfälle und ein Todesfall in den ersten beiden Monaten des Jahres 2024 in England zeigen noch einmal, dass ohne Erreichen der Herdenimmunität massive Ausbrüche von Masernerkrankungen jederzeit möglich sind“, warnt Klein.