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In Hamburg sind zu wenig Kinder gegen HPV geimpft

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Hamburg, 20. Februar 2025 – In Hamburg haben trotz STIKO-Impfempfehlung mehr als 40 Prozent der 17-jährigen Mädchen keine ausreichende HPV-Impfung erhalten. Bei den 13-jährigen Jungen liegt der Anteil ohne entsprechenden Schutz sogar bei über 76 Prozent. Das geht aus dem Barmer-Arzneimittelreport hervor.

Dabei sind humane Papillomaviren (HPV) für die Hälfte aller virusbedingten bösartigen Tumore und für fast 100 Prozent der Fälle von Gebärmutterhalskrebs verantwortlich. „Etwa jede vierte Frau im Alter bis zu 30 Jahren ist mit HPV infiziert. Humane Papillomaviren sind tickende Zeitbomben, denn zwischen der Infektion mit dem Virus und der Entstehung des Tumors können Jahre oder Jahrzehnte liegen. Eine HPV-Impfung in jungen Jahren kann eine spätere Krebserkrankung verhindern und Todesfälle vermeiden“, sagt Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Hamburg.

Klein fordert Trendwende

Statt zu steigen, sind die Impfquoten in Hamburg zum Ende der Corona-Pandemie hin allerdings eingebrochen. Der Report zeigt, dass die Impfaktivität im Jahr 2022 verglichen mit 2021 deutlich abgenommen hat. Im Stadtstaat verringerte sich die Impfquote bei Mädchen und jungen Frauen um knapp 27, bei Jungen und jungen Männern um knapp 26 Prozent. „Auch wenn die Ursachen dafür noch nicht klar sind, ist eine Trendwende dringend erforderlich“, sagt Klein. Es müsse unbedingt verhindert werden, dass selbst die schon heute unzureichenden Impfquoten künftig nicht mehr erreicht würden. Anderenfalls seien die Ziele der Weltgesundheitsorganisation nicht zu erreichen: Eine Impfquote von 90 Prozent bei den Mädchen und das Eliminieren des Zervixkarzinoms (Gebärmutterhalskrebs) bis zum Jahr 2030.

Jungen werden noch seltener gegen HPV geimpft als Mädchen

Jungen werden noch seltener gegen HPV geimpft als Mädchen. „Auch Jungen haben bei der HPV-Impfung einen großen Nachholbedarf. Das liegt auch daran, dass die STIKO die HPV-Impfung für Jungen erst seit dem Jahr 2018 empfiehlt“, erläutert Klein. Die HPV-Impfung schütze Jungen direkt durch die Senkung des Risikos von HPV-bedingten Krebs an Anus, Penis sowie im Mund- und Rachenbereich. Sie seien zudem potenzielle Überträger von HPV. Durch die Impfung würden sie deshalb nicht nur sich selbst, sondern auch Partnerinnen oder Partner vor Ansteckung schützen.

Laut dem Barmer-Arzneimittelreport hat sich das Impfverhalten der beteiligten Ärztinnen und Ärzte in den vergangenen Jahren geändert. Im Jahr 2014 empfahlt das Robert Koch-Institut, die HPV-Impfung bereits ab dem neunten Lebensjahr durchzuführen. Das hat die Rolle der Kinderärzte weiter gestärkt. Sie sind inzwischen neben Hausärzten und Gynäkologen zu den primären Ansprechpartnern für HPV bei Jungen und Mädchen geworden. Im Jahr 2015 führten Kinderärzte bundesweit 50,6 Prozent der Erstimpfungen durch. Bis 2022 stieg dieser Anteil bei Mädchen auf 68,1 und bei Jungen auf 81 Prozent.

Deutliche regionale Unterschiede

Wie aus dem Barmer-Arzneimittelreport weiter hervorgeht, gibt es bei den HPV-Impfquoten deutliche regionale Unterschiede. Spitzenreiter ist Sachsen-Anhalt. Dort sind 75,7 Prozent der 17-jährigen Mädchen vollständig geimpft. Dem folgen Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg mit einer Impfquote von 71,8 beziehungsweise 71,5 Prozent. Hamburg hat mit 59,8 Prozent die fünftschlechteste Quote nach Bayern (51,3), Bremen (54,2), Baden-Württemberg (55,2) und Hessen (58,7). Bei den 13-jährigen Jungen steht Hamburg im Ländervergleich auf Rang acht.

Klein fordert weitere Kinder-Vorsorgeuntersuchung

Aus Sicht von Klein kommt es maßgeblich darauf an, Eltern den belegten Nutzen der HPV-Impfung zu verdeutlichen und auf Risiken der Nichtimpfung hinzuweisen, um die Impfbereitschaft zu steigern. Sie sagt: „Idealerweise könnte die Überprüfung des Impfstatus sowie eine Impfberatung bei einer neu einzuführenden Vorsorgeuntersuchung für Kinder im Alter von neun bis zehn Jahren erfolgen. Der Gemeinsame Bundesausschuss prüft derzeit die Einführung einer solchen Vorsorgeuntersuchung als Kassenleistung.“

Die Barmer bietet ihren Versicherten ein kostenfreies Kinder- und Jugendprogramm mit zusätzlichen Vorsorgeuntersuchungen an, bei denen auch empfehlenswerte Impfungen thematisiert werden. Der Arzneimittelreport belegt deutlich höhere HPV-Impfraten bei Kindern und Jugendlichen, die an diesem Programm teilnehmen.

Pressekontakt:

Sebastian Finger
Pressesprecher Barmer Hamburg
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