Ein Apotheker im weißen Kittel hält ein Rezept in der Hand und unterhält sich mit einer Kundin.
Barmer-Arzneimittelreport

Schmerzmittel nicht unbedacht einnehmen: Vorsicht bei Herzschwäche und Bluthochdruck

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Stuttgart, 29. Januar 2024 – Patientinnen und Patienten, die an einer Herzinsuffizienz oder unter Bluthochdruck leiden, sollten Schmerzmittel nicht unbedacht einnehmen. Denn es könnten gefährliche Wechsel- und Nebenwirkungen auftreten.

"Menschen mit Herzschwäche sollten sogenannte nichtsteroidale Antirheumatika nicht einnehmen, da sie die Leistung des Herzens verschlechtern können", sagt Winfried Plötze, Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg. Trotzdem sei im Ländle rund 77.800 Erwachsenen mit Herzinsuffizienz innerhalb eines Jahres ein solches Schmerzmittel verordnet worden. Das gehe aus dem Arzneimittelreport der Barmer hervor. Dabei würden medizinische Leitlinien davon abraten. Plötze fordert eine konsequente digitale Unterstützung der Arzneimitteltherapie. "Dadurch ließe sich die Verordnung und Einnahme von ungeeigneten Arzneimitteln vermeiden, weil alle Beteiligten immer die Gesamtmedikation im Blick hätten. Inklusive Neben- und Wechselwirkungen." Insgesamt sei rund 2,4 Millionen Erwachsenen in Baden-Württemberg, die keine Tumorerkrankung haben, innerhalb eines Jahres ein Schmerzmittel verschrieben worden.

Schmerzmittel können die Wirkung von Blutdrucksenkern schwächen

Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) sind Medikamente, die entzündungshemmend, schmerzlindernd und fiebersenkend wirken. Zu den wohl bekanntesten NSAR dürften Ibuprofen und Diclofenac zählen, die in einer geringeren Dosierung auch rezeptfrei erhältlich sind. Auch Menschen mit Bluthochdruck (Hypertonie) sollten NSAR nicht leichtfertig einnehmen, denn sie könnten die Wirkung von Blutdrucksenkern schwächen. Das gelte auch für die freiverkäuflichen Varianten der NSAR. Deshalb sollten sich die Betroffenen in der Apotheke vorab über mögliche Wechselwirkungen der Arzneimittel beraten lassen. Laut Daten der Barmer litten in Baden-Württemberg mehr als 24 Prozent der Bevölkerung unter Hypertonie. "Problematisch ist es aber auch, wenn Menschen zu Schmerzmitteln greifen, die nichts von ihrem zu hohen Blutdruck wissen", so Winfried Plötze. Wer nach deren Einnahme unter Schwindel oder Kopfschmerzen leide, sollte einen Arzt oder eine Ärztin aufsuchen. Denn das könnten Anzeichen für einen steigenden Blutdruck sein.

Fast 351.000 Menschen in Baden-Württemberg mit Opiatverordnung

Für den Barmer-Arzneimittelreport wurde auch die Verschreibung von Opioiden analysiert. Opioide sind sehr starke Schmerzmittel, die zum Einsatz kommen, wenn NSAR nicht mehr ausreichen. Allerdings haben sie ein hohes Suchtpotenzial. Die USA befinden sich seit einigen Jahren in einer 'Opioid-Krise', die bereits Tausende Menschen das Leben gekostet hat. In Baden-Württemberg erhielten im letzten Jahr fast 351.000 Personen ohne Tumorerkrankung ein Opiat. Bundesweit war das bei rund 3 Millionen Erwachsenen der Fall. "Opioide sind weder Allheilmittel noch Teufelszeug. Für einige Patientinnen und Patienten sind sie die einzige Möglichkeit, um sehr starke Schmerzen zu lindern. Aber diesen Menschen müssen die Opioide vorbehalten sein. Und vor jeder Verordnung müssen Nutzen und Schaden sorgfältig abgewogen werden. Es gilt: So viel wie nötig, so wenig wie möglich", so Winfried Plötze.

Bei chronischen Schmerzen helfen Opiode nicht

In der Krebstherapie seien Opioide gesetzt. Aber auch bei einer Gürtelrose oder Nervenschmerzen aufgrund von Diabetes könnten Opioide für eine kurze Zeit helfen. Bei chronischen Schmerzen, die nicht durch einen Tumor verursacht würden, seien Opioide dagegen nicht das Mittel der ersten Wahl. In diesen Fällen sei eher eine multimodale Schmerztherapie angezeigt, die medizinische und physiotherapeutische mit psychotherapeutische Therapieansätze verbinde. In Baden-Württemberg litten laut Barmer 459 je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner an chronischen Schmerzen.