
Pflege dauert immer länger und wird deutlich teurer
Die Pflege in Schleswig-Holstein steht vor enormen Herausforderungen. Unser aktueller Pflegereport zeigt, dass die Zahl der Pflegebedürftigen zwischen 2017 und 2023 um fast 61 Prozent gestiegen ist. Allein im Jahr 2023 kamen über 40.000 neue Pflegebedürftige hinzu. Prognosen zufolge wird die Zahl bis 2050 auf etwa 238.000 ansteigen. Um diese Menschen angemessen zu versorgen, benötigen wir rund 8.000 zusätzliche Pflegefachkräfte.
Diese Entwicklung hat auch gravierende finanzielle Folgen: Die Eigenbeteiligung für Pflegeheime in Schleswig-Holstein ist zwischen 2018 und 2025 um beeindruckende 84 Prozent gestiegen und liegt nun durchschnittlich bei 2.778 Euro pro Monat. Viele Pflegebedürftige und ihre Angehörigen sind bereits überfordert – ein Drittel der Bewohner von Pflegeheimen ist auf „Hilfe zur Pflege“ angewiesen.
Um die Pflege in Schleswig-Holstein bezahlbar zu halten, muss die Landesregierung die Investitionskosten für Pflegeheime übernehmen. Dies könnte den Pflegebedürftigen monatlich über 500 Euro sparen. Langfristig ist jedoch eine umfassende Reform der Pflegeversicherung notwendig. Die Vorschläge reichen von einer Vollversicherung über gedeckelte Eigenanteile bis hin zu privaten Zusatzversicherungen oder einer Bürgerversicherung. Es bleibt abzuwarten, welche Reformvorschläge letztendlich umgesetzt werden. Eines ist jedoch sicher: Es muss dringend etwas geschehen!
Offene Arztakten verbessern Transparenz und Vertrauen
Mit der elektronischen Patientenakte (ePA) erhalten Patientinnen und Patienten einen besseren Einblick in ihre Gesundheitsdaten. Vor 15 Jahren entwickelte die Harvard Medical School in Boston ein ähnliches Konzept namens „OpenNotes“. In einer großen Studie* konnten Patientinnen und Patienten in Echtzeit auf die originale ärztliche Dokumentation zugreifen. Dieser Zugang veränderte viel: Die Behandelten fühlten sich stärker in ihre Gesundheitsversorgung eingebunden und hatten das Gefühl, dass es wirklich um sie geht. Dies verbesserte die Einhaltung von Therapieplänen und die Therapietreue. Zudem erhöhte sich die Patientensicherheit, da Fehler auffielen – beispielsweise Widersprüche zwischen Rezepten und dem, was der Arzt im Gespräch notiert hatte. Ein weiterer Vorteil: Das Vertrauen in die behandelnden Ärzte wuchs, selbst bei entdeckten Fehlern. Diese positiven Aspekte von Offenheit und Transparenz verdienen mehr Beachtung als die oft betonten negativen Seiten des „gläsernen Patienten“. Letztlich zählt doch, was uns hilft und gesund hält.
„Praktikum“ in der Apotheke
Ende Januar habe ich einen etwas ungewöhnlichen Termin wahrgenommen. Ich bin der Einladung von Herrn Jochen Kümmerle gefolgt und habe einen halben Tag in seiner Gaardener Apotheke verbracht. Es war eine sehr interessante Erfahrung, den Apothekenalltag mit all seinen Facetten einmal hautnah erleben zu dürfen. Der landläufige Eindruck des nur Schubladenziehens wurde sofort revidiert. Stattdessen wurde schnell deutlich, dass es hier um mehr als einen Heilberuf geht. Die Gaardener Apotheke ist vielmehr auch eine soziale Anlaufstelle. Die meisten der Kundinnen und Kunden sind Jochen Kümmerle bekannt, er weiß, was sie bedrückt und wie er helfen kann. Und das fast jeden Tag im Jahr, denn Urlaub hat er schon seit Jahren nicht gemacht. Diese hautnahe Erfahrung hat mich dazu veranlasst, die Apothekenthematik einmal in unserem Newsletter zu beleuchten. Lesen Sie deshalb auch gerne unser Interview mit dem Geschäftsführer der Apothekerkammer Schleswig-Holstein, Herrn Dr. Litty.