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Pressemitteilungen 2024

Barmer-Pflegereport belegt vermeidbare und unnötig lange Krankenhausaufenthalte

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Kiel, 14. Februar 2024 – Über 43.000 Krankenhausaufenthalte bei Pflegebedürftigen wären in Schleswig-Holstein jährlich potenziell vermeidbar, wenn Patientinnen und Patienten besser versorgt würden. Dafür müsste allerdings ihr individueller pflegerischer und medizinischer Bedarf stärker berücksichtigt werden. Das legen die Ergebnisse des aktuellen Barmer-Pflegereports nahe. „Insbesondere chronisch Kranke und Pflegebedürftige werden oft weder ambulant noch stationär bestmöglich versorgt. Um das zu ändern, brauchen wir dringend neue, effizientere Versorgungsstrukturen. Das können zum Beispiel wohnortnahe, sektorenübergreifende Versorgungseinrichtungen sein“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein.

Klinikaufenthalt wegen Herzinsuffizienz und Co. oft vermeidbar

Sektorenübergreifende Einrichtungen könnten verschiedene Gesundheitsberufe, Arztpraxen und Pflegedienste vereinen. So könnten vor allem die Menschen in dünn besiedelten Gebieten wohnortnah effizienter versorgt werden. Je besser dies gelinge, desto eher könnten stationäre Aufenthalte vermieden werden. Hier bestehe dringender Handlungsbedarf, sagt der Barmer-Landeschef. Dem Pflegereport zufolge waren in Schleswig-Holstein zwischen den Jahren 2017 und 2022 monatlich im Schnitt rund 9.000 pflegebedürftige und kurz vor der Pflegebedürftigkeit stehende Patienten in einer Krankenhausbehandlung. Dabei handelte es sich häufig um ambulant-sensitive oder Pflegeheim-sensitive Fälle, die unter besseren medizinischen Bedingungen von der Hausarztpraxis oder im Pflegeheim behandelt werden können. In Schleswig-Holstein zählen dazu Herzinsuffizienz mit monatlich 475 Krankenhausfällen und Diabetes mellitus Typ 2 mit 103 Fällen. „Bei einer gezielteren Versorgung im Vorfeld müssten Pflegebedürftige mit entsprechenden Erkrankungen meist gar nicht erst in ein Krankenhaus. Dafür müssen aber die Rahmenbedingungen stimmen“, betont Hillebrandt.

Krankenhaus und Pflege untrennbar miteinander verbunden

In Schleswig-Holstein war mehr als jeder fünfte Krankenhauspatient laut Pflegereport im Jahr 2022 bereits vor der Aufnahme in die Klinik pflegebedürftig. Über 10.000 Menschen beziehungsweise zwei Prozent wurden dies unmittelbar im Anschluss an die stationäre Behandlung. Von den jährlich insgesamt rund 37.000 neuen Pflegefällen in Schleswig-Holstein beginnen damit deutlich mehr als ein Viertel im Krankenhaus.

Unnötig lange Klinikaufenthalte

Ein Krankenhausaufenthalt von Menschen, die im Monat der Krankenhausaufnahme pflegebedürftig werden, dauert in Schleswig-Holstein laut Barmer-Pflegereport im Schnitt 15 Tage. Bei nicht Pflegebedürftigen sind es demnach hingegen lediglich acht Tage. Jene, die bereits pflegebedürftig ins Krankenhaus kommen, verbringen dort durchschnittlich elf Tage. „Wer nach einem Krankenhausaufenthalt pflegebedürftig wird, liegt zuvor auch länger in der Klinik. Im Vergleich zu nicht pflegebedürftigen Patienten sind das hierzulande durchschnittlich sieben Tage mehr. Die unterschiedlichen Verweildauern haben ihre Ursachen auch, aber eben nicht ausschließlich, in der Schwere der Grunderkrankungen“, sagt Bernd Hillebrandt. Auch wer bereits pflegebedürftig ins Krankenhaus komme, müsse dort mit bis drei Tagen mehr rechnen.

Pflege nach dem Krankenhaus oft Herausforderung 

Ein weiterer Faktor für eine verzögerte Entlassung aus der Klinik sei, dass die Pflege zuhause oft erst organisiert werden müsse. Hillebrandt: „Ein gutes Kurzzeitpflegeangebot könnte insbesondere dabei helfen, die Zeit bis zum Wechsel in ein Arrangement mit einem höheren Anteil formeller Pflege zu überbrücken.“ Um eine bessere Versorgung zu gewährleisten, sollten beispielsweise die Kliniken die Kranken- und Pflegekassen regelhaft informieren, sobald klar sei, wann ein Patient entlassen werde, sagt Hillebrandt. Möglich wäre dies in Rahmen des digitalen Datenaustauschs. Die Kranken- und Pflegekassen benötigten diese Information möglichst frühzeitig, um eine reibungslose Versorgung der Betroffenen zu erleichtern – zum Beispiel für eine zeitnahe Unterstützung mit Hilfsmitteln.

Angehörige entlasten

Barmer-Landeschef Hillebrandt fordert die Politik in Land und Kommunen auf, die Angehörigen Pflegebedürftiger noch stärker zu unterstützen. „Das Land sollte den Ausbau der Kurzzeitpflege stärker fördern, um die Angehörigen bei Bedarf zu entlasten. Sie sind die wichtigste Stütze der Langzeitpflege. Zudem fühlen sich die Betroffenen im häuslichen Umfeld am wohlsten. Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, pflegende Angehörige weiter zu unterstützen, zu qualifizieren und anzuleiten“, betont Hillebrandt. Eine Entlastung sei im Übrigen durch viele Maßnahmen möglich. So ließen sich bei der Barmer seit einem Jahr Anträge für Pflegeleistungen nicht nur digital oder per Post, sondern auch telefonisch stellen.

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