Kiel, 27. Mai 2025 – Multiple Sklerose (MS) ist weit verbreitet: In Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft schätzungsweise 280.000 Menschen mit dieser Krankheit. Besonders häufig tritt sie in Schleswig-Holstein auf. Hier sind nach Barmer-Auswertungen etwa 59 von 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner betroffen – der höchste Wert bundesweit. Dieser liegt 15 Prozent über dem Durchschnitt von 51 Fällen pro 10.000 Menschen. „Wir erwarten, dass die Zahl der MS-Fälle weiter steigt“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein, zum Welt-MS-Tag am 30.05.2025. Gründe dafür seien veränderte Lebensweisen sowie verbesserte Diagnostikmethoden, die MS früher und in milderen Formen erkennen ließen.
Die Krankheit mit den tausend Gesichtern
Multiple Sklerose gilt als "Krankheit mit den tausend Gesichtern" – wegen der unterschiedlichen Symptome und des variablen Verlaufs. Sie kann in Schüben auftreten, bei denen akute Symptome wieder abklingen, oder chronisch fortschreiten, ohne erkennbare Schübe. MS ist eine chronisch-entzündliche Störung des Zentralen Nervensystems, bei der das Immunsystem fälschlicherweise Nervenzellen im Gehirn und Rückenmark angreift. Dabei werden die schützenden Myelinscheiden der Nerven beschädigt, was zu Beschwerden wie Taubheitsgefühlen, Lähmungen, Sehstörungen oder Gehproblemen führt. Der Verlauf ist sehr unterschiedlich: „Jede MS ist einzigartig – daher sind eine frühzeitige Diagnose und eine individuell abgestimmte Behandlung entscheidend, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern“, betont Landeschef Hillebrandt. Die Krankheit träfe vor allem junge Erwachsene und stelle eine große Herausforderung für Betroffene und das Gesundheitssystem dar.
Regionale Unterschiede
In Schleswig-Holstein gibt es deutliche regionale Unterschiede bei der MS-Verbreitung: In Kiel sind fast 70 von 10.000 Menschen betroffen, in Ostholstein etwa 66. Im Vergleich dazu liegt die Rate im Herzogtum Lauenburg bei 47 und im Landkreis Dithmarschen nur bei 41 von 10.000 Einwohnern. Diese Unterschiede zeigen, wie wichtig Aufklärung und individuelle Betreuung sind.
Unterstützung per App
Neurologen können seit einigen Jahren Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) zur Unterstützung bei MS nutzen. So erhalten Patienten mit Fatigue-Syndrom – einer häufigen Begleiterscheinung der MS, die durch krankhafte Erschöpfung gekennzeichnet ist – gezielte Hilfe.
Datenquelle:
Ausgewertet wurde das Erkrankungsbild „Multiple Sklerose/demyelinisierende Erkrankungen des zentralen Nervensystems“. Alle Angaben stammen aus dem Barmer-Morbiditäts- und Sozialatlas und sind hier einsehbar: Link zum Morbiditäts- und Sozialatlas.
Für den Morbiditäts- und Sozialatlas wurden die Routinedaten der Barmer durch das Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) unter Einbeziehung von soziodemografischen Faktoren, Regionalität und Morbidität auf die Gesamtbevölkerung Deutschlands hochgerechnet. Die Barmer versichert bundesweit rund 8,4 Millionen Menschen, rund 350.000 davon in Schleswig-Holstein.