Pressemitteilungen 2022

Barmer-Krankenhausreport 2022 - Konzentration stationärer Leistungen möglich

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Kiel, 26. Oktober 2022 – Mehr als 900 Patientinnen und Patienten in Schleswig-Holstein könnten von mehr Qualität bei Hüft-, Knie- und Herzoperationen profitieren und vor Gelegenheitschirurgie bewahrt werden. Dabei müssten sie nur geringfügig längere Fahrzeiten zur Klinik in Kauf nehmen. Das geht aus dem aktuellen Krankenhausreport der Barmer hervor. Darin wurde für 7,5 Prozent der schleswig-holsteinischen Hüft- und Knieoperationen sowie für 3,4 Prozent der Herzinfarkteingriffe geprüft, ob sie von Standorten mit der geringsten Routine hin zu Kliniken mit höheren Fallzahlen verlagern lassen. Dort haben die Ärztinnen und Ärzte sowie das Pflegepersonal in der Regel eine höhere Expertise. Bereits bei diesen niedrigen Schwellenwerten könnten in Schleswig-Holstein pro Jahr über 900 der insgesamt mehr als 20.000 Hüft- und Knie-OPs an anderen Standorten durchgeführt werden, ohne dass sich die Fahrzeit für die Patienten deutlich verlängert. Durch höhere Schwellenwerte könnten sogar noch deutlich mehr Eingriffe an Kliniken mit mehr Expertise erfolgen, ohne dass die Erreichbarkeit darunter leide. „Auch vor der angestrebten Reform der Krankenhausversorgung können bereits heute durch die konsequente Verlagerung von Operationen in Kliniken mit mehr Erfahrung und besserer Ausstattung Qualität und Patientensicherheit deutlich erhöht werden. Diese Potenziale gilt es jetzt im Sinne der Patienten konsequent zu heben“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein. Mit einer tiefgreifenden Reform der Krankenhausversorgung samt Neuausrichtung der Krankenhausplanung wären darüber hinaus systematische bedarfs- und qualitäts-orientierte Konzentrationsprozesse im Sinne der Patienten umsetzbar. „Eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausplanung darf sich nicht an der Zahl der Betten orientieren, sondern an Qualitätsparametern im Sinne der Patientensicherheit“, sagt Dr. Hillebrandt.

Kliniken mit viel Erfahrung in 40 Minuten erreichbar

Immer noch gebe es in Schleswig-Holstein viele Kliniken, die in einzelnen Leistungssegmenten nur sehr wenige Behandlungen pro Jahr durchführten. Exemplarisch wurden im aktuellen Krankenhausreport zwei Bereiche analysiert, nämlich die Endoprothetik und Osteosynthese an Knie und Hüfte sowie die Kardiologie und Kardiochirurgie zur Behandlung des Herzinfarkts. Für die Berechnungen seien Eingriffe hypothetisch aus den Krankenhäusern mit wenigen Fallzahlen in solche mit höheren Fallzahlen verlagert worden. Im Anschluss hätten die Autoren des Reports die Fahrzeiten der Patienten bestimmt. Laut den Ergebnissen ließen sich in Schleswig-Holstein rund 900 Hüft- und Knieeingriffe von neun Standorten mit unter 187 Eingriffen pro Jahr verlagern, ohne dass maßgeblich längere Anfahrtswege entstünden. Bei sechs Kliniken wäre dies nicht möglich. Hinsichtlich der Eingriffe am Herzen ließen sich 285 Eingriffe von drei Krankenhäusern, die weniger als 186 Eingriffe jährlich vornehmen, ohne spürbar längere Anreisen verlagern. Bei drei Kliniken wäre dies nicht machbar. „Die Verlagerung von Operationen hat nur einen geringfügigen Einfluss auf die Fahrzeiten. Dem stehen erwartbare Qualitätssteigerungen in der Behandlung gegenüber. Wo immer eine Verlagerung möglich ist, sollte sie daher erfolgen. Unsere Berechnungen haben dabei berücksichtigt, dass sich die Fahrzeit für niemanden auf über 40 Minuten erhöht“, sagt Dr. Hillebrandt. 

Übung macht den Meister

Mehr Behandlungserfahrung führe zu besseren Behandlungsergebnissen. Krankenhäuser sollten daher unterschiedliche Behandlungsschwerpunkte bilden und Behandlungen, in denen sie nur geringe Fallzahlen aufweisen, nicht länger durchführen. Ärztliches und pflegerisches Personal sei damit beispielsweise besser auf auftretende Komplikationen vorbereitet, und ganze Operationsteams oder Fachabteilungen könnten durch Erfahrungsgewinn ihre Strukturen anpassen, Versorgungsprozesse verbessern und somit bessere Behandlungsergebnisse erzielen. Die Verlagerung von Eingriffen an diese Standorte wäre ein wichtiger Schritt hin zu mehr Versorgungsqualität, so Barmer-Landeschef Hillebrandt. Dabei verstehe die Barmer ihren Krankenhausreport als einen Impuls für weiterführende Diskussionen über den Konzentrations- und Spezialisierungsprozess im stationären Sektor.

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