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Barmer-Arzneimittelreport 2025 - Massive Impflücke bei Herpes zoster

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Kiel, 31. Oktober 2025 – In Schleswig-Holstein sind rund 75 Prozent der anspruchsberechtigten Menschen nicht oder unvollständig gegen Herpes zoster (Gürtelrose) geimpft. Das betrifft rund 675.000 Menschen ab 60 Jahren, obwohl die Impfung seit Mai 2019 von den Krankenkassen übernommen wird. Der Impfschutz kann zwei von drei Gürtelrose-Erkrankungen verhindern, wie der aktuelle Barmer-Arzneimittelreport zeigt. „Die HZV-Impfung senkt das Risiko einer Gürtelrose erheblich. Die bisherige Impfquote ist jedoch absolut unzureichend. Angesichts der oft schweren Verläufe und Komplikationen ist die Quote zu niedrig. Versicherte haben Anspruch auf die Impfung und sollten sie erhalten“, sagt Dr. Bernd Hillebrandt, Landesgeschäftsführer der Barmer in Schleswig-Holstein. Laut Report sinke das Erkrankungsrisiko bei vollständiger Impfung um 64 Prozent. Auch Komplikationen wie Gürtelrose am Auge, die schlimmstenfalls zur Erblindung führen könne, treten durch die Impfung seltener auf. Gleiches gelte für den postherpetischen Nervenschmerz, der monatelang quälen und eine Behandlung mit Opioiden erfordern könne.

Erkrankungsrate steigt mit dem Alter deutlich an

Der Arzneimittelreport zeigt, dass vor allem ältere Menschen in Schleswig-Holstein an Gürtelrose erkranken. Mit steigendem Alter treten auch häufiger Folgeerkrankungen auf. Menschen zwischen 60 und 69 Jahren sind 54 Prozent häufiger betroffen als jene zwischen 18 und 59 Jahren. Ab 80 Jahren verdoppelt sich das Risiko. Auch bei den Begleiterkrankungen bzw. Komplikationen sind Menschen ab 80 Jahren am stärksten betroffen: Sie erleiden dreimal häufiger eine Gürtelrose mit Augenbeteiligung und fast viermal häufiger andauernde Nervenschmerzen. „Ich appelliere an alle über 60, die Herpes-zoster-Impfung anzunehmen, um sowohl die akute Erkrankung als auch schwerwiegende Folgen zu vermeiden“, sagt Hillebrandt.

Impfraten deutschlandweit unzureichend

Nur 24,2 Prozent der anspruchsberechtigten Barmer-Versicherten über 60 Jahren in Schleswig-Holstein sind vollständig gegen Herpes zoster geimpft. Drei von vier haben keinen oder nur unvollständigen Schutz. Es gibt regionale Unterschiede: Baden-Württemberg und Bayern sind Schlusslichter mit Impfquoten von 15,2 bzw. 15,4 Prozent. In Sachsen-Anhalt ist fast jeder Dritte ab 60 Jahren (29,3 Prozent) geimpft. Obwohl die Impfquote in Schleswig-Holstein besser ist als der bundesweite Durchschnitt (21,3 Prozent), liegt das Erkrankungsrisiko für über 60- und über 80-Jährige über dem Bundesdurchschnitt.

HZV-Impfquoten in Hausarztpraxen sehr unterschiedlich

Der Arzneimittelreport zeigt auch Unterschiede bei der Gürtelrose-Impfquote zwischen Hausarztpraxen. In schleswig-holsteinischen Praxen mit niedriger Impfquote wurden etwa zwölf Prozent der über 60-Jährigen geimpft, in Praxen mit hoher Quote fast viermal so viele (44 Prozent). „Stark variierende HZV-Impfquoten deuten darauf hin, dass nicht alle hausärztlichen Praxen die Impfung gleichermaßen anbieten“, sagt der Barmer-Landeschef. Ob ein Patient die Impfung erhalte, sollte nicht vom Hausarzt abhängen. Impfen sei Aufgabe aller Praxen. Einige Praxen schienen erfolgreicher zu sein als andere, was auch bei Grippeschutzimpfungen sichtbar würde. Praxen mit niedriger Herpes-zoster-Impfrate impften auch seltener gegen Influenza. Ein Erinnerungssystem in der elektronischen Patientenakte (ePA) könnte Ärzte auf anstehende Impfungen hinweisen, idealerweise als „Push“-Informationen, sodass der Arzt automatisch relevante Informationen erhalte – ohne zusätzlichen Aufwand und ohne, dass ältere Patienten eine App bedienen müssten. 

Download Präsentation Analysen Schleswig-Holstein und Barmer-Arzneimittelreport 2025

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Torsten Nowak
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