Blick auf eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (Krankschreibung) auf der ein Kugelschreiber liegt.
Pressemitteilung 2022

BARMER Gesundheitsreport: Beschäftigte in Sachsen fehlten rund 20 Tage im Job

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Der Krankenstand in Sachsen lag im vergangenen Jahr deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Auch während der Corona-Pandemie waren es allerdings die bekannten Volkskrankheiten, wie zum Beispiel Rückenschmerzen und Depressionen, die für die meisten Fehlzeiten sorgten.

Dresden, 26. Monat 2022 – Beschäftigte in Sachsen fehlten 2021 häufiger im Job als im Bundesdurchschnitt. Das geht aus einer Analyse der BARMER zu den Krankschreibungen des Jahres 2021 hervor. Durch das Ausbleiben der Grippewelle sei der Krankenstand im bundesdeutschen Durchschnitt von 4,92 auf 4,79 Prozent gesunken. In Sachsen allerdings blieb er überdurchschnittlich hoch. 2020 und auch 2021 lag er bei 5,36 Prozent. Das heißt, an einem durchschnittlichen Kalendertag waren von 1.000 Erwerbspersonen rund 54 krankgeschrieben. Hauptursache für lange Fehlzeiten seien Muskel-Skelett-Erkrankungen, gefolgt von psychischen Erkrankungen, Atemwegsbeschwerden, Verletzungen und Vergiftungen. Während auch im Freistaat die Fehltage bei den meisten Erkrankungsarten leicht abgenommen hätten, seien sie hingegen bei den psychischen Erkrankungen gestiegen. „Der Krankenstand in Sachsen lag im vergangenen Jahr deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Auch während der Corona-Pandemie waren es allerdings die bekannten Volkskrankheiten, wie zum Beispiel Rückenschmerzen und Depressionen, die für die meisten Fehlzeiten sorgten“, sagt Dr. Fabian Magerl, Landesgeschäftsführer der BARMER Sachsen.

Psyche: Frauen besonders belastet

Wie aus der BARMER-Analyse weiter hervorgeht, herrscht ein deutliches Ungleichgewicht bei den Geschlechtern. Während die diagnoseübergreifenden Fehlzeiten je 100 Versicherten bei den sächsischen Männern 2021 im Vergleich zum Vorjahr leicht von 1.784 auf 1.760 Fehltage sanken, stiegen sie bei den Frauen von 2.155 auf 2.190 je 100 Versicherten. Verantwortlich für den Anstieg bei den Frauen waren insbesondere psychische Erkrankungen, ärztlich dokumentiert in Form von Depression, Angststörungen oder Reaktion auf sonstige Belastungsstörungen. So sei hier bei erwerbstätigen Frauen ein rechnerischer Anstieg der Fehltage pro Kopf von 4,7 Tagen im Jahr 2020 auf 5,1 Fehltage im Jahr 2021 verzeichnet worden. Bei den Männern hingegen haben die Fehltage in beiden Jahren bei 2,7 Tagen pro Arbeitnehmer gelegen. „Ob die zusätzlichen seelischen Belastungen durch Pandemie und Lockdowns ursächlich für den Anstieg psychischer Erkrankungen im Jahr 2021 sind, lässt sich mit Krankenkassendaten allein nicht feststellen. Schon vor der Corona-Pandemie haben die Krankschreibungen wegen psychischen Erkrankungen geschlechterübergreifend zugenommen. Frauen haben dabei eher und öfter Hilfsangebote in Anspruch genommen als Männer“, sagt Magerl.  

Meiste Fehltage durch Rückenschmerzen - plagen Männer wie Frauen

In Sachsen sorgten Muskel-Skelett-Erkrankungen geschlechterübergreifend, mit rund vier Fehltagen je Beschäftigten, für die insgesamt meisten Fehlzeiten. Allein die Diagnose Rückenschmerzen verursachte im Durchschnitt 1,2 Fehltagen je Erwerbsperson. „Acht von zehn Menschen leiden unter Rückenschmerzen, obwohl sich keine Krankheitsursache feststellen lässt. Oftmals sind fehlende Bewegung und Stress schuld. Dabei sind Rückenschmerzen allerdings nicht nur eine Frage einer rückengerechten Belastung, sondern auch des persönlichen Lebensstils“, sagt der Kassenchef. Die Nationale Bewegungsempfehlung rate Erwachsene sich mindestens 150 Minuten pro Woche, zum Beispiel 5 Mal 30 Minuten zu bewegen. 

Corona-Eindämmungsmaßnahmen verhinderten Grippe-Welle

Ein leichter Rückgang wurde bei den Fehlzeiten wegen Atemwegserkrankungen verzeichnet, zu denen zum Beispiel auch die Grippe gehört. Je Erwerbsperson verursachten Atemwegserkrankungen (ohne COVID-19-Diagnosen) in Sachsen im vergangenen Jahr geschlechterübergreifend 2,8 Fehltage. Im Jahr 2020 waren es noch 2,96 Tage. Diese Werte liegen in beiden Jahren allerdings deutlich über denen des Bundesdurchschnitts, der 2020 bei 2,7 und 2021 bei 1,89 Fehltagen lag. „Die Eindämmungsmaßnahmen der Corona-Pandemie, beispielsweise Maske tragen, auf Abstand achten oder im Homeoffice arbeiten, hatten auch in Sachsen den Effekt, dass im vergangenen Jahr eine Grippewelle vermieden werden konnte“, sagt Magerl. Er weise allerdings dringend darauf hin, dass eine Grippeschutzimpfung vor allem im kommenden Herbst wichtig sei, da das Immunsystem nun über die zwei Pandemiejahre weniger trainiert sei. Im aktuellen Jahr sei bereits wieder eine Zunahme bei Krankschreibungen infolge von Atemwegserkrankungen zu beobachten. Vermutlich führten aufgehobene Abstands- und Hygieneregeln sowie das sich wieder öfter in größeren Gruppen treffen dazu, dass die Übertragung aller Viren deutlich schneller erfolge. 

Mehr Investitionen ins Betriebliche Gesundheitsmanagement nötig

Insgesamt sei eine Erwerbsperson in Sachsen im Jahr 2021 im Durchschnitt 20 Tage krankgeschrieben. Das sei deutlich mehr als im Bundesdurchschnitt, der bei 17,5 Tagen lag. Eine mögliche Ursache hierfür könne laut BARMER auch in der Beschäftigungsstruktur liegen. So habe Sachsen nach Angaben der Arbeitsagentur deutschlandweit die höchste Beschäftigungsquote bei Frauen. Die meisten von ihnen seien im Gesundheitswesen, in sozialen und kulturellen Dienstleistungsberufen sowie im Handel beschäftigt. Weiterhin seien viele Erwerbstätige laut Aussagen der Wirtschaftsförderung Sachsen GmbH in den Berufsbranchen des Metall- und Maschinenbaus sowie den daran angeschlossene Logistik- und Lagerwirtschaftsbranchen tätig. Erwerbstätige in diesen Berufen sind vielfach körperlichen Belastungen ausgesetzt und dadurch anfälliger für Muskel-Skelett-Erkrankungen. „Unternehmen sollten einen wichtigen Beitrag für bessere Arbeitsbedingungen leisten, indem sie stärker in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement investieren,“ fordert Magerl. Die gesetzlichen Krankenkassen stünden hierfür als Partner zur Verfügung.
 

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Claudia Szymula
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