Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der BARMER in Sachsen-Anhalt, lächelt in die Kamera.
STANDORTinfo für Sachsen-Anhalt

Jahresrückblick – und worauf es 2020 aus unserer Sicht ankommt

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Jahresrückblick auf die Dinge, die uns als Barmer in Sachsen-Anhalt bewegten und die wir bewegen konnten: Wie bei fast allen Zeithorizonten war auch das Jahr 2019 ein typisches Yin-Yang-Jahr. Begleiten Sie mich auf meinen Rückblick 2019 und ein wenig auch auf eine Vorschau 2020.

Von Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt

Barmer unterstützt Hunderte Kitas

2019 war für Sachsen-Anhalt ein gutes Jahr. Dutzende Kitas, Schulen und Horte sind neu zu Ich kann kochen! dazugekommen – damit sind in Sachsen-Anhalt schon mehr als 800 Pädagoginnen und Pädagogen aus rund 400 Einrichtungen bei unserer Ernährungsinitiative mit der Sarah Wiener Stiftung dabei. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Kitas, Schulen und Horten werden im pädagogischen Kochen ausgebildet und lernen in Theorie und Praxis, ihre Schützlinge für eine ausgewogene Ernährung zu begeistern. Als Genussbotschafter kochen sie im Anschluss gemeinsam mit den Kindern in ihren Einrichtungen. Damit die Umsetzung des Erlernten problemlos möglich ist, stellt die Barmer jeder Einrichtung eine Anschubfinanzierung für Lebensmittel zur Verfügung. Die Fortbildungsteilnehmer können für ihre Kitas und Schulen finanzielle Unterstützung in Höhe von 500 Euro für Lebensmittel erhalten. Verschiedene Studien belegen, dass sich immer weniger Kinder mit Lebensmitteln und ausgewogener Ernährung auskennen. Gleichzeitig nehmen ernährungsbedingte Krankheiten bei Kindern zu. Dieser Entwicklung möchten wir bewusst entgegenwirken. Präventionsarbeit wie gemeinsames Kochen kann dabei helfen, Adipositas, Diabetes und andere Zivilisationskrankheiten einzudämmen. Deshalb werden wir dieses regionale Engagement auch in 2020 in Sachsen-Anhalt fortsetzen.

Fit im Pflegeheim mit der MemoreBox

Auch im Bereich der Pflege ist viel Bewegung. In diesem Jahr haben wir ein interessantes Modellprojekt in Sachsen-Anhalt etabliert. Mit den therapeutischen Videospielen auf der MemoreBox bereichern wir den Alltag von Senioren in stationären Einrichtungen und erhöhen so ihre Lebensqualität. Über Körperbewegungen können pflegebedürftige Menschen auf einfache Art und Weise ihr Gedächtnis und ihre Beweglichkeit mit Videospielen trainieren. Unter der Schirmherrschaft des Schauspielers und Intendanten Matthias Brenner wurden 2019 im Rahmen eines Modellprogramms sechs Einrichtungen in Sachsen-Anhalt mit der MemoreBox ausgestattet. Egal ob die Sonntagsfahrt mit dem Motorrad, ein Ausflug auf die Kegelbahn oder ins Tanzlokal – das, worauf viele Pflegebedürftige aufgrund ihrer Mobilitätseinschränkungen manchmal viele Jahre verzichten mussten, ist plötzlich mit den Spielen wieder erlebbar. Solche Innovationen in der Pflege braucht es mehr. Dass 2020 die generalisierte Pflegeausbildung startet, kann nur ein Baustein auf dem Feld der Pflegeversicherung sein. Als Barmer legen wir großen Wert auf eine qualitativ hochwertige Versorgung. Unabdingbar ist es, dass mit der Erhöhung der Eigenanteile auch eine erhöhte Qualität in den Einrichtungen einhergehen muss. Dieser Einschätzung müssen sich die Betreiber im nächsten Jahr stellen.

Arztpraxen müssen in der Telemedizin aufholen

Wie die Digitalisierung die Gesundheitsversorgung verbessern kann, könnte man im Bereich der Telemedizin sehen. Doch leider passiert auf diesem Gebiet in Sachsen-Anhalt noch zu wenig – und das, obwohl das Fernbehandlungsverbot in Sachsen-Anhalt schon mehr als ein Jahr aufgehoben ist. Die Telemedizin kann ein Schlüssel dafür sein, die medizinische Versorgung auf dem Land zu erhalten und sogar zu verbessern. Wie Ärzte, Krankenhäuser und die Landespolitik ihre Anstrengungen zur Etablierung telemedizinischer Angebote erhöhen müssen, haben wir im September auf dem 9. Gesundheitspolitischen Symposium der Barmer in Magdeburg diskutiert. Mit dem Teledoktor, der Kindernotfall-App, der Online-Psychotherapie „MindDoc“ und einer Hebammenberatung per Chat bieten wir bereits mehrere digitale Bausteine an. Die Versicherten wollen diese Innovationen. Während Telekonzile an Krankenhäusern schon gängige Praxis sind, gibt es im ambulanten Bereich aber bisher kaum telemedizinische Angebote. Dabei bietet die Telesprechstunde gerade im hausärztlichen Bereich ganz neue Möglichkeiten in der Versorgung. Um Medikationsfragen zu klären, muss ein Patient nicht mehr extra in die Praxis kommen. Das geht auch mit dem Tablet von Zuhause aus. Dabei könnten sich auch die Kommunen stärker einbringen und beispielsweise Räumlichkeiten bereitstellen, in denen niedergelassene Ärzte eine ambulante, telemedizinische Zweigpraxis betreiben könnten. Nichtärztliche Praxisassistentinnen könnten hier eine wichtige Scharnierfunktion übernehmen. Im nächsten Jahr muss es hier einen Schritt vorangehen.

Qualität im Krankenhaus sichern

Millionendefizit bei der Uniklinik Magdeburg, Insolvenz des Burgenlandklinikums, Diskussionen um die Anzahl der Klinikstandorte im Rahmen des neuen Krankenhausgesetzes – 2019 hat kein Thema im gesundheitspolitischen Sachsen-Anhalt so hohe Wellen geschlagen wie die Debatte um die Krankenhäuser. Man muss kein Prophet sein, um zu prognostizieren: Die Diskussionen um die Versorgungslandschaft in Sachsen-Anhalt werden uns auch in 2020 beschäftigen.

Das frisch novellierte Krankenhausgesetz gibt bei der Krankenhausplanung einen soliden Rahmen vor. Wir begrüßen es, dass Qualität künftig großgeschrieben wird. Egal, wo eine Leistung erbracht wird – Patientinnen und Patienten sollen sich darauf verlassen können, dass Sie optimal versorgt werden. Das werden die neuen, sich in Vorbereitung befindlichen Leistungs- und Qualitätsvereinbarungen nun sichern. Durch Spezialisierungen und mehr Kooperationen kann die Zukunft von Standorten auf Dauer gefestigt und eine flächendeckende Versorgung auf höchstem Niveau in Sachsen-Anhalt erreicht werden. Die Landesregierung muss deshalb – will sie sich nicht auf den Markt verlassen – die Mittel aus dem Krankenhausstrukturfonds des Bundes und der Gesetzlichen Krankenkassen konsequent für die Umwandlung und Konzentration von Fachabteilungen und Standorten nutzen, um die Krankenhauslandschaft an den konkreten Bedarf der Menschen anzupassen. So können die Krankenhausstandorte im Land durch sinnvolle Arbeitsteilung gezielt weiterentwickelt werden.

In Versorgungsregionen denken

Wir müssen zukünftig in Versorgungsregionen denken und planen – auch und gerade über Ländergrenzen hinweg. Mit dem neuen Krankenhausplan ist der Prozess der Neuaufstellung deshalb noch nicht beendet – die finanzielle Not vieler Krankenhäuser ist schließlich weiterhin groß. Das Land muss die Investitionen für die Krankenhäuser erhöhen. Bei der Haushaltsaufstellung sollte der Landtag den Entwurf des Finanzministers an dieser Stelle deutlich nachschärfen. Was wir brauchen, ist ein Masterplan Krankenhaus, um Sachsen-Anhalts Kliniken zukunftssicher aufzustellen. Egal unter welchen Dächern die Krankenhäuser künftig firmieren – entscheidend wird sein, dass man nicht länger notwendige Strukturreformen aussitzt: Weitere Spezialisierungen und die Bildung von Zentren sind deshalb unerlässlich.

Uniklinika für die Zukunft aufstellen

Das muss auch bei den Uniklinika geschehen. Die Debatte um den Investitionsstau an der Uniklinik Magdeburg und die Campus-2030-Pläne der Uniklinik Halle führen vor Augen, dass die Struktur der Universitätsklinika grundlegend überdacht werden muss. In Sachsen-Anhalt müssen endlich beide Uniklinika zusammen betrachtet werden, um Synergien zu erschließen. Unter einem Dach könnten Kooperationen der Uniklinika besser gesteuert, die Personalabrechnung und der IT-Bereich zusammengeführt werden, ohne dass die Eigenständigkeit beider Uniklinika aufgegeben wird. Als Schritt in die richtige Richtung ist hier die angestrebten Krebszentrum-Kooperationen der Uniklinika in Zusammenarbeit mit der Charité zu sehen. Statt Magdeburg und Halle als jeweilige Unikliniken zu betrachten, gebietet es die Zukunft, endlich über die Universitätsmedizin Sachsen-Anhalt als Ganzes nachzudenken.