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Barmer fordert Landkreise in Sachsen-Anhalt zum Einsatz von "Mobilen Rettern" auf

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Magdeburg, 14. April 2021 – Mehr als 50.000 Menschen in Deutschland erleiden jedes Jahr einen Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb eines Krankenhauses. Doch nach der Wahl des Notrufs dauert es oft zu lange, bis Wiederbelebungsmaßnahmen eingeleitet werden. Deshalb ruft die Barmer Sachsen-Anhalts Landkreise und kreisfreien Städte dazu auf, auf das Konzept der Mobilen Retter zu setzen und so die Rettungskette zu ergänzen. „Sachsen-Anhalt ist ein Flächenland. Und dass es da in verschiedenen Landesteilen manchmal schwierig ist, die gesetzlichen Rettungsfristen einzuhalten, ist hinlänglich bekannt“, sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt. „Uns treibt als Krankenkasse die Frage um: Wie kann man rechtzeitig Menschen in einem akuten Zustand helfen und das vielleicht sogar schneller als in den vorgegebenen Fristen?“ Eine flächendeckende Einführung der Mobilen Retter sei eine gute Möglichkeit, die zeitlichen Lücken zwischen dem Absetzen des Notrufs und der professionellen Erstversorgung zu schließen, so Wiedemann.

Ersthelfer werden von der Leitstelle zusätzlich per Smartphone alarmiert

Notarzt oder Rettungsdienst treffen durchschnittlich nach neun Minuten am Einsatzort ein. Um den Betroffenen schneller zu helfen, setzt der Verein Mobile Retter auf medizinisch qualifizierte Ersthelfer, die sich zufällig gerade in der Nähe des Einsatzortes befinden: Rettungsdienstpersonal, Notärzte, Ärzte, Feuerwehrkräfte, Mitarbeiter des THW und der DLRG, Krankenpfleger, Medizin-Studenten oder Arzthelferinnen. Sie werden von der Leitstelle nach Wahl des Notrufs 112 durch die GPS-Komponente ihrer Smartphones geortet und automatisch per App--Anwendungssoftware (Application software) parallel zum Rettungsdienst alarmiert. „Sie sollen den Rettungsdienst nicht ersetzen, sondern ergänzen, da sie allein durch die örtliche Nähe oft schneller am Einsatzort sein können als der Rettungsdienst. Wir helfen dem Zufall auf die Sprünge“, erklärt Stefan Prasse, Geschäftsführer des Vereins Mobile Retter. „Unsere durchschnittliche Eintreffzeit liegt bei viereinhalb Minuten – die Ersthelfer können damit viel schneller mit Wiederbelebungsmaßnahmen beginnen als der Rettungsdienst. Die Rettungskette wird somit gestärkt, ohne dass eine Änderung an der bisherigen etablierten Struktur des Rettungsdienstes vorgenommen wird.“

30 Kommunen sind bundesweit schon dabei

Inzwischen sind bereits 30 Gebietskörperschaften in Deutschland an dem Projekt beteiligt, vor allem in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen. Prasse wünscht sich, dass künftig auch in Sachsen-Anhalt flächendeckend auf die Mobilen Retter gesetzt wird. Sein Verein unterstützt die Landkreise und kreisfreien Städte bei der Implementierung des Systems sowie der Organisation und Bindung der Ersthelfer. „Es ist wichtig, dass die verschiedenen Akteure – Landkreis, Leitstelle, Feuerwehr, Hilfsorganisationen – hier zusammenarbeiten“, so Prasse.

In nur einer Minute am Einsatzort

Die Leitstelle in Osnabrück setzt bereits seit 2017 auf das Konzept der Mobilen Retter. „Wir sind sehr zufrieden. Der Aufwand ist gering, das System kommt bei den Menschen an“, sagt Amin Schnieder vom Fachdienst Ordnung-Rettungsdienst Osnabrück. „Am Anfang gab es auch Kritiker, die gesagt haben, wir haben doch schon einen guten Notruf, auch unsere Feuerwehren waren bereits sehr aktiv. Aber inzwischen gibt es keine kritischen Stimmen mehr. Jeder findet es gut, dass die Rettungskette ergänzt wird.“ Schnieder berichtete auch aus der Praxis. „Ein Sanitäter hat auf der Baustelle seines Hauses gearbeitet und ist dort durch die Leitstelle als Mobiler Retter aktiviert worden. Der Einsatz war direkt nebenan: Ein Patient hatte sich verschluckt, daraufhin hatte Kammerflimmern eingesetzt. Er war in weniger als einer Minute da, der Rettungsdienst traf nach elf Minuten ein und hat dann übernommen. Aber dem Patienten konnte durch den Mobilen Retter sofort geholfen werden, es geht ihm heute sehr gut. Dieses Beispiel zeigt, was es bringt“, sagt Schnieder.

Die Barmer Landesvertretung Sachsen-Anhalt hat das Thema bereits mehrfach in Fachveranstaltungen vorgestellt und steht Kommunen und Hilfsorganisationen gerne als Ansprechpartner zur Verfügung, um das Modell der Mobilen Retter zu implementieren.

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