Pressemitteilungen aus Sachsen-Anhalt

In Sachsen-Anhalt werden zu viele Magensäureblocker verschrieben: Dennoch zeichnet sich eine Trendwende ab

Lesedauer unter 2 Minuten

Magdeburg, 6. April 2021 – Bei der Verordnung von Magensäureblockern ist in Sachsen-Anhalt nach massiven Anstiegen über viele Jahre hinweg eine Trendwende erreicht. Auswertungen der Barmer haben ergeben, dass Ärztinnen und Ärzte im Jahr 2019 rund 345.000 Sachsen-Anhaltern mindestens einmal sogenannte Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) verschrieben haben. Das sind 20.000 Betroffene (sechs Prozent) weniger als noch im Jahr 2016, aber immer noch rund 60 Prozent mehr als im Jahr 2006, als in Sachsen-Anhalt nur rund 229.000 Menschen Magensäureblocker verschrieben wurden. Diese sollen vor allem gegen Sodbrennen, Magenentzündungen und Magengeschwüre helfen. „Es ist ein gutes Zeichen, dass die Ärzteschaft in Sachsen-Anhalt weniger Magensäureblocker verordnet. Die langjährige Debatte um die Sinnhaftigkeit und die Nebenwirkungen von Protonenpumpen-Inhibitoren sowie die vermehrte Aufklärung und verbesserte Arzt-Patientenbeziehungen scheinen endlich Wirkung zu zeigen,“ sagt Axel Wiedemann, Landesgeschäftsführer der Barmer in Sachsen-Anhalt. Unter dem Strich würden aber immer noch zu viele Magensäureblocker verschrieben. Die hohen Verordnungsraten blieben rein medizinisch oder demografisch nicht erklärbar, so Wiedemann.

Ernsthafte Nebenwirkungen und hohes Abhängigkeitsrisiko

PPI kommen häufig bei Bauchschmerzen, Blähungen und Übelkeit zum Einsatz. In vielen Fällen werden sie auch nach Operationen und gemeinsam mit Schmerzmitteln, die die Magenschleimhaut reizen, verschrieben. Zu den Nebenwirkungen der PPI zählen ein erhöhtes Osteoporoserisiko, Nierenerkrankungen, Magnesiummangel und eine höhere Anfälligkeit für Darminfektionen. Wenn sich der Organismus an die PPI gewöhnt hat, kann es außerdem zur Abhängigkeit kommen. Denn das Absetzen des Medikaments kann Überproduktion von Magensäure auslösen. Die Patientinnen und Patienten bekommen wieder Magenschmerzen oder Sodbrennen und greifen erneut zu Magensäureblockern.

Entgegengesetzter Trend bei Kindern und Jugendlichen

Während die Verordnungen allgemein rückläufig sind, stellt die Barmer bei Kindern und Jugendlichen einen entgegengesetzten Trend fest. Demnach stieg die Anzahl der Verordnungen in der Altersgruppe der 10- bis 14-Jährigen zwischen den Jahren 2006 und 2019 bundesweit um 173 Prozent. Damit bekamen, hochgerechnet für Deutschland, im vorvergangenen Jahr rund 42.500 Kinder und Jugendliche Magensäureblocker verordnet. „Der Grund für die hohe Zahl junger Menschen mit PPI-Verordnung könnte sein, dass sie sich häufig unter Druck fühlen, der ihnen buchstäblich auf den Magen schlägt,“ vermutet Wiedemann. Unter den 15- bis 19-Jährigen stieg der Anteil um 165 Prozent, was mehr als 168.000 der Personen dieses Alters entspricht. Bei den 20- bis 24-Jährigen lag das Plus bei 123 Prozent, also 272.000 junge Frauen und Männer.

Kontakt für die Presse:

Annemarie Söder
Pressesprecherin Barmer Sachsen-Anhalt
Telefon: 0391 56938340
E-Mailpresse.st@barmer.de
Twitter: twitter.com/BARMER_ST