STANDORTinfo für Rheinland-Pfalz und das Saarland

"Der Tele-Notarzt ist ein wichtiger Fortschritt"

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Reinhold Jost (SPD) ist saarländischer Minister für Inneres, Bauen und Sport und damit auch zuständig für das Rettungswesen. Die Redaktion der STANDORTinfo hat ihn zu den politischen Herausforderungen bei der Optimierung des Rettungswesens im Saarland befragt.

Reinhold Jost steht vor Fahnen.

Reinhold Jost. Foto: Jesse Heise

Sie sind seit dem Jahr 2022 Minister für Inneres, Bauen und Sport. Was war aus Ihrer Sicht der wichtigste politische Impuls im Bereich Rettungswesen, den Sie setzen konnten?

Seit dem Jahr 2022 konnten wir im Rettungswesen eine Reihe von entscheidenden Impulsen setzen. Gemeinsam mit dem Zweckverband für Rettungsdienst und Feuerwehralarmierung haben wir Fahrzeuge, Rettungswachen und Ausstattung modernisiert, unterstützt durch Landeszuschüsse. Besonders stolz bin ich auf zwei Projekte. Zum einen die Ausstattung aller Rettungsfahrzeuge mit Meldeempfängern für einen stillen Alarm bei Übergriffen auf Einsatzkräfte, ein wichtiger Beitrag zum Schutz des Personals. Zum anderen die Ersthelfer-App Saarretter, über die sich inzwischen rund 2.500 Freiwillige registriert haben. Sie konnten in über 500 Einsätzen lebensrettend eingreifen. Darüber hinaus freut mich sehr, dass die Landesregierung das Gesetz über den Brandschutz, die Technische Hilfe und den Katastrophenschutz um die Helfergleichstellung ergänzt hat. All das zeigt, dass wir den Rettungsdienst technisch, organisatorisch und menschlich stärken.

Seit November des vergangenen Jahres kommen Tele-Notärztinnen und -Notärzte im Saarland zum Einsatz. Wie fällt Ihre vorläufige Bilanz zu diesem Projekt aus?

Nach intensiver Vorbereitung startete der Tele-Notarzt im November 2024 erfolgreich in den Echtbetrieb. Inzwischen sind alle 58 Rettungswagen im Saarland mit der Technik ausgestattet und erfahrene Notärztinnen und Notärzte übernehmen monatlich rund 80 bis 100 Einsätze. Der Tele-Notarzt ist ein wichtiger Fortschritt. Er ermöglicht eine schnelle, fachärztliche Unterstützung auch dort, wo kein Notarzt unmittelbar vor Ort ist. So können Einsatzkräfte sicherer handeln und Notärzte gezielter eingesetzt werden. Das System ergänzt die bestehende Notfallversorgung sinnvoll und zeigt, wie Digitalisierung konkret Leben retten kann.

Christoph 16 ist im vergangenen Jahr seltener zu Einsätzen gerufen worden. Welchen Stellenwert hat der Hubschrauber aus Ihrer Sicht für das Saarland?

Im Saarland wurde der am Klinikum Saarbrücken auf dem Winterberg stationierte ADAC-Rettungshubschrauber Christoph 16 im Jahr 2024 zu 1.179 Notfällen alarmiert, nach 1.206 Einsätzen im Jahr 2023. Das ist ein Rückgang um 2,2 Prozent. Seit fast 50 Jahren ist Christoph 16 ein unverzichtbarer Bestandteil der saarländischen Notfallversorgung. Der Rettungshubschrauber ist bei schweren Unfällen, internistischen und neurologischen Notfällen oder in ländlichen Regionen oft der schnellste und sicherste Weg zur ärztlichen Hilfe. Gerade bei mehreren Verletzten oder großen Entfernungen zählt jede Minute, hier ist der Hubschrauber unverzichtbar. Christoph 16 steht für Verlässlichkeit, Schnelligkeit und medizinische Exzellenz. Er ist und bleibt damit ein fester Pfeiler unserer rettungsdienstlichen Infrastruktur.

Wie wird im Saarland sichergestellt, dass Schlaganfallpatientinnen und -patienten direkt in die Klinik kommen, in der sie optimal behandelt werden können?

Für Erkrankungen wie Schlaganfall oder Herzinfarkt bestehen im Saarland landeseinheitliche medizinische Verfahrensanweisungen des Ärztlichen Leiters Rettungsdienst. Diese definieren Diagnostik, Behandlungsabläufe und Zielkliniken klar. Die Integrierte Leitstelle nutzt ein standardisiertes Abfragesystem und kann über den landesweiten Kapazitätsnachweis jederzeit freie Behandlungskapazitäten einsehen. So wird gewährleistet, dass Patientinnen und Patienten ohne Zeitverlust in die spezialisierte Klinik gelangen, in der die bestmögliche Versorgung sichergestellt ist.

Die Barmer spricht sich für eine stärkere Verzahnung von Rettungsdienst und ambulanter Notfallversorgung aus. Wie soll dies im Saarland gelingen und zugleich finanziell abgesichert werden?

Im Saarland besteht seit Jahren eine enge Zusammenarbeit zwischen der Integrierten Leitstelle und dem Bereitschaftsdienst der Kassenärztlichen Vereinigung. Technische Schnittstellen und abgestimmte Abläufe sorgen dafür, dass Hilfesuchende schnell in die passende Versorgung geführt werden, ob ärztlicher Bereitschaftsdienst oder Rettungsdienst. Diese Vernetzung wird fortlaufend weiterentwickelt. Fragen der strukturellen und finanziellen Ausgestaltung fallen dabei auch in den Zuständigkeitsbereich des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Frauen und Gesundheit. Nur im Zusammenspiel beider Ressorts lässt sich eine dauerhaft verlässliche und effiziente Notfallversorgung sichern.