Psychische Erkrankungen sind in NRW der zweithäufigste Grund für Fehlzeiten im Job, eine Erwerbsperson fehlte 2014 rund 3,4 Tage. Krankmeldungen wegen psychischer Störungen dauerten im Vergleich zu anderen Erkrankungen am längsten: Pro Krankheitsfall ca. 48,6 Tage. Rund 3,4 Prozent der Erwerbspersonen in NRW erhielten eine Psychotherapie. Bundesweit lag die Therapierate bei ca. 2,9 Prozent.
Fachärzte – Psychologen – Psychotherapeuten
Mediziner erwerben durch eine zusätzliche Ausbildung den Facharzttitel Psychiater. Ärzte können außerdem eine Weiterbildung zum Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie machen. Sie behandeln körperliche Beschwerden, die durch psychische Probleme ausgelöst werden. Psychologen haben ein Hochschulstudium im Fach Psychologie abgeschlossen. Erst eine psychotherapeutische Zusatzausbildung berechtigt Psychologen, Psychiater, Neurologen oder sogenannte Nervenärzte dazu, als Psychotherapeut zu arbeiten. Das gilt auch für (Sozial-)Pädagogen oder Psychologen, die nur für die Therapie von Kindern und Jugendlichen ausgebildet sind.
Wichtig: Psychopharmaka dürfen nur Ärzte verschreiben.
Formen der Psychotherapie
Bei der Verhaltenstherapie stehen das gegenwärtige Erleben und Verhalten im Mittelpunkt. Patienten mit störenden Verhaltensweisen lernen Alternativen kennen, die sie Stück für Stück in ihren Alltag integrieren können.
Die analytische und tiefenpsychologisch fundierte Therapie führt Patienten zurück in ihre Kindheit, in die Träume und ins Unterbewusste, um unterbewusste Blockaden und traumatische Erlebnisse herauszuarbeiten. Ziel ist es, mit aktuellen Konflikten anders umzugehen.
Die Psychosomatik beschäftigt sich mit den Zusammenhängen von Seele und Körper. Nicht immer stecken hinter körperlichen Beschwerden wie starken Schmerzen organische Ursachen. Auch psychische Belastungen können Erkrankungen auslösen oder deren Verlauf beeinträchtigen.
"In Nordrhein-Westfalen sind durchschnittlich rund 28 niedergelassene Psychotherapeuten für 100.000 Menschen zuständig. Die meisten Therapeuten (knapp 84 pro 100.000 Einwohner) gibt es in Bonn, Münster (ca. 73) und Köln (ca. 66). Die niedrigste Psychotherapeuten-Dichte haben die Kreise Höxter und Wesel (beide ca. 14) und der Kreis Kleve (ca. 19).
In Regionen mit hohem bzw. niedrigem Versorgungsgrad gehen erfahrungsgemäß mehr bzw. weniger Menschen zur Therapie. Das Verhältnis von psychotherapeutischen Praxen und Einwohnerzahl könnte dabei sowohl Ursache als auch Folge der Inanspruchnahme von Psychotherapien sein.“
Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer GEK in NRW