Hat ein Verstorbener vor seinem Tod einer Organentnahme zugestimmt oder entscheiden sich die Angehörigen zur Spende, können durch die Transplantationen gleich mehrere Menschenleben gerettet werden. Neben Niere, Leber, Herz, Lunge, Bauchspeicheldrüse und Dünndarm lassen sich auch Gewebe wie Hornhaut oder Knochen verpflanzen. Im vergangenen Jahr wurden in NRW 186 (2013: 194) Organspenden realisiert, dabei wurden insgesamt 608 Organe entnommen. Die Zahl der gespendeten und transplantierten Organe pro Spender ist dabei auf 3,3 gesunken: 2013 waren es noch rund 3,6 (insgesamt 703 Organe). Bis dahin war die Anzahl der gespendeten Organe seit 2010 (3,1 Organe) kontinuierlich gestiegen.
Schriftliche Zustimmung oder Ablehnung entlastet Angehörige
Neben medizinischen Gründen können auch Vermerke auf dem Organspendeausweis der Entnahme bestimmter Organe widersprechen. Auf dem Dokument kann außerdem eine generelle Ablehnung der Organspende festgehalten werden. Dies hilft Angehörigen im Trauerfall bei der Entscheidung. Nur rund ein Prozent der Ablehnungen zur Organspende nach einem Todesfall beruhten 2015 darauf, dass der Verstorbene seinen Willen schriftlich festgehalten hatte. Im Vorjahr waren es über zwei Prozent, 2013 hingegen null Prozent. Umgekehrt gründeten fast 17 Prozent der Zusagen zur Organspende 2015 auf dem schriftlichen hinterlassenen Wunsch des Toten. 2014 waren es rund 15, 2013 16 Prozent. Eine Zustimmung durch Angehörige erfolgte 2015 in acht Prozent, eine Ablehnung in fast 30 Prozent, nachdem es nicht möglich war, den Willen des Verstorbenen zu ermitteln. Entschieden sich Angehörige in NRW 2015 für die Spende, war in 69 Fällen die positive Einstellung des Verstorbenen zum Thema bekannt. In 39 Fällen spielte Mitgefühl eine Rolle, in 34 Fällen gab die Spende dem plötzlichen Tod einen Sinn.
Nur ein Drittel besitzt Organspendeausweis
Über 2.000 schwerkranke Menschen warten allein in NRW auf ein lebensrettendes Organ. Bundesweit stehen über 10.200 Menschen auf der Warteliste. Trotz zunehmender Aufklärung und Informationskampagnen besitzt mit rund einem Drittel nur eine Minderheit der Deutschen überhaupt einen Organspendeausweis. Daher ist weitere Aufklärung notwendig, um die Bereitschaft zu fördern, einen Ausweis bei sich zu tragen.
Weg der Organe: Entnahme in Krankenhäusern, Transplantation in Zentren
Jedes Krankenhaus mit mindestens einer Intensivstation mit Beatmungsplätzen kann Organe entnehmen. In NRW trifft das auf über 300 Kliniken zu. Vor einer Organentnahme müssen zwei unabhängige Mediziner den Hirntod feststellen. Darunter versteht man den endgültigen, nicht behebbaren Ausfall der Gesamtfunktion von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm; eine Wiedererlangung des Bewusstseins ist ausgeschlossen. Mit künstlicher Beatmung und Aufrechterhaltung der Herztätigkeit werden die zu übertragenden Organe bis zur Entnahme funktionstüchtig erhalten. In NRW gibt es neun Transplantationszentren in Münster, Bochum, Essen, Düsseldorf, Köln Lindenthal und Köln Merheim, Aachen, Bonn und Bad Oeynhausen. Bundesweit sind es rund 50 Transplantationszentren.