Neuer Inhalt (1)
Erfolgsgeschichte "DynaLIVE" in Bonn

Modellvorhaben in der Psychiatrie bis Ende 2031 ausgeweitet

Lesedauer unter 3 Minuten

Um die psychiatrische Versorgung von Patientinnen und Patienten zu verbessern, setzt die LVR-Klinik in Bonn gemeinsam mit den gesetzlichen Krankenkassen einen erfolgreichen Weg fort. Die Rede ist vom Modellvorhaben „DynaLIVE“, das 2017 an den Start gegangen ist und nun bis Ende 2031 verlängert wird. Unter dem Titel „DynaLIVE“ (Dynamische Lebensnahe Integrierte Versorgung) bietet die Klinik den Patientinnen und Patienten eine flexible, integrative und sektorenübergreifende Therapie an. Im Rahmen eines Symposiums in Bonn wurde die Verlängerung des Modellvorhabens nun gefeiert. „Die jüngsten Zahlen zum Modellvorhaben machen deutlich, dass der Leitsatz ,ambulant vor stationär und teilstationär‘ mit Erfolg gelebt wird“, sagt João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW. Nach Angaben des Evaluators Michael van Brederode sind im Vergleich von 2023 zu 2024 die vollstationären Behandlungen um 4,7 Prozent und die teilstationären Behandlungen um 3,8 Prozent zurückgegangen. Gleichzeitig habe der ambulante Bereich einen Zuwachs um 6,8 Prozent erreicht. „Die Vermeidung einer unnötigen stationären Aufnahme ist im Sinne der Patientinnen und Patienten. Diese Verbesserung der Versorgung unserer Versicherten steht für uns im Mittelpunkt“, so Rodrigues. „Zudem werden Kosten vermieden und die Klinik spart bei den ohnehin knappen personellen Ressourcen.“

In der Regelversorgung existierten immer wieder Reibungsverluste an der Schnittstelle zwischen stationärer und ambulanter Versorgung. Mit jedem Wechsel müssten sich die Patientinnen und Patienten auf andere Bezugspersonen einstellen. Diese Beziehungsabbrüche könnten sich ungünstig auf die Behandlung und den Krankheitsverlauf auswirken und zum sogenannten „Drehtüreffekt“ führen. „Sprich, die Menschen kommen nach Beendigung der Therapie im Alltag nicht zu Recht und benötigen erneut stationäre Hilfe“, sagt der Landeschef der Barmer. An dieser Stelle setze das Modellvorhaben an: Ein festes Betreuungsteam unter oberärztlicher Leitung versorge die Patientinnen und Patienten in Bonn. Je nach Bedarf würden sie bereits während der stationären Phase temporär in ihr soziales Umfeld entlassen, ohne den Bezug zur Klinik zu verlieren. Die Übergänge zwischen den Sektoren sollen so gestaltet werden, dass die Patientinnen und Patienten möglichst nicht wieder stationär aufgenommen werden müssen. So blieben sie auch nach der Behandlung für einige Zeit in Kontakt zu ihrer Bezugsperson, die sie beim Übergang in den Alltag weiter betreut.

„Für uns als gesetzliche Krankenkasse hat das Modellvorhaben auch mit Blick auf die ständige Zunahme psychischer Erkrankungen große Bedeutung. Hinter der Idee des Modellvorhabens steht das Angebot eines ganzheitlichen sektorenübergreifenden Behandlungskonzeptes“, ergänzt João Rodrigues. Das individuelle Therapiekonzept erspare den Patientinnen und Patienten nach ihrer Entlassung aus der Klinik lange Wartezeiten auf einen Therapieplatz. „Sie können nahtlos an die bisherige Behandlung anknüpfen und behalten ihre vertrauten Ansprechpartner. Patientinnen und Patienten können so letztlich schneller wieder in ihr Berufsleben integriert werden.“ 

Seit 2017 werde in Bonn hervorragende Arbeit geleistet. Ebenso in anderen Modellvorhaben im psychiatrischen Bereich – zum Beispiel in Bochum. „Künftig erwarten wir uns im Bonner Modellvorhaben und auch in den anderen Modellen eine bessere Vernetzung der einzelnen Sektoren“, so Rodrigues. „Dass die sektorenübergreifende Versorgung breit aufgestellt wird, ist für die Zukunft des Gesundheitssystems enorm wichtig.“ Dies gelte nicht nur für den psychiatrischen Bereich, aber insbesondere dort, um sowohl den ambulanten als auch den stationären Bereich entlasten zu können. Im Rahmen des Symposiums in Bonn waren sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in einem Punkt einig: Entsprechende Modellvorhaben sollten endlich in die Regelversorgung überführt werden. „In diesem Zusammenhang kann ich nur an die Politik appellieren, dieses Thema anzugehen“, sagt der Landesgeschäftsführer der Krankenkasse. Der Ursprung der Modellvorhaben in Deutschland liege im Jahr 2012. „Seither hat es zahlreiche erfolgreiche Modelle gegeben. Es ist an der Zeit, dass mehr Versicherte von dieser verbesserten Versorgung profitieren.“