Das Gesundheitswesen steht an einem Wendepunkt: Pflegerische und medizinische Leistungen sind vielerorts unter Druck, gleichzeitig verändern sich die Anforderungen durch gesellschaftliche, technologische und ökologische Entwicklungen rasant. Um auch in Zukunft eine verlässliche Versorgung sicherzustellen, braucht es innovative Ideen, nachhaltige Lösungen – und ein entschlossenes Handeln der neuen Bundesregierung. Welche politischen Weichen müssen gestellt werden, damit unser Gesundheitssystem auch in Krisenzeiten zuverlässig funktioniert und zugleich zukunftsfähig weiterentwickelt werden kann? Und welchen Beitrag leisten Digitalisierung, Klima- und Ressourcenschutz sowie der vorausschauende Umgang mit dem Fachkräftemangel in diesem Kontext?
Um diese und viele andere Fragen ging es beim „Düsseldorfer Dialog“, zu dem die Barmer Ende Oktober eingeladen hatte. Rund 100 Gäste erlebten eine informative Podiumsdiskussion unter dem Titel „Pflege und medizinische Versorgung im Wandel – Zeit für zukunftsfähige und nachhaltige Konzepte“. Moderiert wurde die Runde von Berit Schoppen. Auf dem Podium diskutierten Gerhard Herrmann (Abteilungsleiter „Gesundheit“ im Gesundheitsministerium NRW), Marcel Hartmann (Einrichtungsleiter der Diakonie Michaelshoven), João Rodrigues (Landesgeschäftsführer der BARMER in NRW) und Dorothea Baltruks (Leiterin des Centre for Planetary Health Policy), die im Vorfeld mit einem spannenden Vortrag Impulse gesetzt hatte.
Baltruks stellte heraus, welche gravierenden gesundheitlichen Folgen der Klimawandel hat. Die Wissenschaftlerin ging aber auch intensiv darauf ein, dass in diesen extremen Veränderungen auch große Chancen für das Gesundheitswesen liegen. „Der größte Hebel liegt hier ohne Frage im Bereich der Prävention“, betonte Baltruks. Gesunde Ernährung, Stärkung der psychischen Gesundheit, Verbesserung der Wohn- und Arbeitsbedingungen – das seien nur drei von vielen Bereichen, in denen präventiv eine Menge bewegt werden könne. Das zahle letztlich auf die Gesundheit eines jeden einzelnen Menschen sowie auf positive Entwicklungen für das gesamte Gesundheitssystem ein. Dass bereits kleine Veränderungen große Auswirkungen haben können, machte die Referentin deutlich, in dem sie einzelne Ergebnisse einer gemeinsamen Studie mit der Barmer präsentierte. So gingen in eingerichteten Umweltzonen zur Verringerung der Feinstaubbelastung die gesundheitlichen Belastungen nachweislich zurück: 6,8 Prozent weniger Asthma-Verordnungen, 3,5 Prozent weniger diagnostizierte Depressionen, vier Prozent weniger Angststörungen. „Wenn man bedenkt, dass so eine Umweltzone nicht gerade das ganze Leben auf den Kopf stellt, sind das schon spannende Erfolge“, so die Wissenschaftlerin.
Spannende Impulse und innovative Ansätze für die Pflege lieferte Marcel Hartmann in der Diskussionsrunde. Als Leiter eines Pflegeheims in Köln-Rodenkirchen haben er und seine Mitarbeitenden mehrere digitale Unterstützungen in den Pflegealltag integriert. So arbeitet das Team unter anderem mit der App „Voize Home“, die mittels einer Spracheingabe die oft aufwändige Dokumentation im Alltag erleichtert. Diese und andere Digitalisierungsprojekte seien nachhaltig und erleichterten den Arbeitstag der Pflegekräfte enorm – letztlich bliebe mehr Zeit für die Pflege selbst, so Hartmann.
Aus den Impulsen vom Podium ergaben sich während des gesamten Abends interessante Gespräche. „Mit Blick auf die von uns angesprochenen Probleme herrscht sicherlich kein Erkenntnismangel“, bilanzierte Barmer-Landeschef Rodrigues. „Bei diesen großen und beherrschenden Themen im Gesundheitswesen kommen wir aber nur weiter, wenn wir in den Dialog eintreten.“ Und hier könne auch der Austausch beim „Düsseldorfer Dialog“ einen Beitrag leisten. „Aus meiner Sicht war das ein gelungener Abend. Ich danke allen, die dazu beigetragen haben, und freue mich schon auf die Neuauflage 2026.“