Rodrigues
So sehe ich das

Finanzierung der Pflegeausbildung darf Pflegebedürftige nicht zusätzlich belasten

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Liebe Leserinnen und Leser,

Nina Warken hat keine Zeit zu verlieren. Seit etwas mehr als zwei Monaten ist die neue Bundesgesundheitsministerin im Amt – und sie dürfte sich dessen bewusst sein, dass angesichts der großen Herausforderungen im Gesundheitssystem nahezu jeder Tag zählt. Deshalb ist es gut, dass das nun CDU-geführte Haus sinnvolle Reformvorhaben, die die gescheiterte Ampel-Regierung nicht mehr ins Ziel bringen konnte, zügig umsetzen will. So zum Beispiel in der Pflege: Hier sollen die Pflegekräfte zum einen mehr Kompetenzen bekommen, zum anderen soll die Ausbildung in diesem Bereich reformiert werden. Beide Vorhaben begrüße ich ausdrücklich. Dass das Pflegepersonal künftig erweiterte heilkundliche Leistungen erbringen soll, ist eine wichtige Weiterentwicklung für die pflegerische Versorgung. Durch die neuen Richtlinien des Pflegekompetenzgesetzes (PKG) können die vorhandenen Personalressourcen effizienter genutzt werden. Das Berufsbild wird aufgewertet, insofern kann das PKG einen wichtigen Beitrag im Kampf gegen den Fachkräftemangel leisten.

Mit einem weiteren Referentenentwurf unterstreicht der Bund die Bedeutung einer neuen Pflegefachassistenzausbildung. Denn für die pflegerische Versorgung brauchen wir neben mehr Pflegefachpersonen möglichst schnell mehr Pflegefachassistenzpersonen. Dass diese Ausbildung bundeseinheitlich geregelt werden soll, ist ebenso zu begrüßen. Einheitliche Standards und eine Ausbildungsvergütung können zu einer höheren Attraktivität des Berufsbilds führen.

Mit der geplanten Finanzierungssystematik der Ausbildung bin ich allerdings keineswegs einverstanden. Hier will das Gesundheitsministerium am bisherigen System festhalten: der Großteil der Ausbildungskosten soll von den Beitragszahlern der Kranken- und Pflegekassen finanziert werden. Angesichts der ohnehin schon viel zu hohen Belastungen für die Pflegeberdürftigen und deren Angehörigen ist eine folgenschwere Erhöhung der Eigenanteile der falsche Weg. Schon jetzt zahlen Pflegebedürftige in NRW im ersten Jahr der stationären Pflege einen Eigenanteil in Höhe von 3.200 Euro pro Monat. Statt einer weiteren Erhöhung der Belastung muss die Regelung, die Kosten der Ausbildung auf die Sozialversicherungsträger und die Pflegebedürftigen umzulegen, beendet werden. Die Kosten der Pflegeausbildung als wichtige Säule der Daseinsvorsorge müssen Bund und Länder tragen – auch vor dem Hintergrund, dass die Länder in den nächsten Jahren zur Sicherung der Pflegeinfrastruktur aus dem sogenannten Sondervermögen umfassende zusätzliche Steuermittel erhalten werden.

In dieser Ausgabe unseres Newsletters ist die Pflege ein dominierendes Thema. So gibt es zum Beispiel einen Beitrag zur Fortführung des erfolgreichen Präventionsprojektes „gesaPflege“ – hier wollen wir gemeinsam mit anderen Kranken- und Pflegekassen die Gesundheit des Pflegepersonals sowie der Pflegebedürftigen in NRW stärken. Neben der Pflege gibt es aber auch einen Artikel zum massiven Anstieg der Hautkrebs-Diagnosen in Nordrhein-Westfalen. Diese Erkenntnis des aktuellen Arztreports der Barmer transportieren wir ganz bewusst am Anfang der Sommerferien in NRW. Der Schutz der Haut vor gefährlicher UV-Strahlung muss alltäglich sein: in den Bergen, am Meer oder im heimischen Garten.

Liebe Leserinnen und Leser, wo auch immer Sie die Sommerferien verbringen, ich wünsche Ihnen eine gute Zeit und beste Erholung!

João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der Barmer in Nordrhein-Westfalen