Düsseldorf, 9. Mai 2017 - Vor der Landtagswahl in NRW appelliert die Barmer an die künftige Landesregierung, die medizinische Versorgung konsequent weiterzuentwickeln. Die Kasse, bei der 13 von 100 Einwohnern im bevölkerungsreichsten Bundesland versichert sind, spricht sich dafür aus, bestehende Strukturen im Gesundheitswesen zu überdenken. „Mit Blick auf steigende Behandlungszahlen in Krankenhäusern und bisweilen lange Wartezeiten auf einen Facharzttermin wird es höchste Zeit, die ärztliche Versorgung stärker zu vernetzen“, fordert Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW.
Vermeidung unnötiger Krankenhausaufenthalte
In den letzten Jahren haben Klinikaufenthalte kontinuierlich zugenommen: Knapp ein Viertel aller NRW-Einwohner war 2016 im Krankenhaus. NRW hat damit bundesweit die zweithöchste Quote (nach Thüringen). Bei vielen Behandlungen bedeutet ein Krankenhausaufenthalt jedoch keinen Vorteil für die Patienten. „Vielmehr tragen falsche Vergütungsanreize zu diesem Trend bei. Heute wird die gleiche Leistung im Krankenhaus mitunter dreimal so hoch bezahlt wie bei der ambulanten Behandlung“, erläutert Beckmann. Durch eine einheitliche Bezahlung ließen sich einerseits unnötige Kosten sparen, andererseits könnten mehr medizinische Leistungen sicherer ambulant erbracht werden.
Lösung für überfüllte Notaufnahmen: Neue Portalpraxen in Kliniken
Auch die Patientenzahlen in den Notaufnahmen der Krankenhäuser steigen fortwährend – obwohl häufig auch Arztpraxen für die Behandlung infrage kämen. „Nur wenn niedergelassene Mediziner und Krankenhausärzte vor Ort stets sektorenübergreifend, also Hand in Hand, arbeiten, lassen sich künftig überfüllte Notaufnahmen vermeiden“, betont Beckmann. Portalpraxen in Krankenhäusern – die es bisher nur vereinzelt gibt – könnten hier flächendeckend Abhilfe schaffen. „Im Notfall brauchen Patienten eine zentrale Anlaufstelle, über die sie zur weiteren Behandlung zum ärztlichen Notdienst oder in die Notaufnahme gelotst werden“, sagt Beckmann.
Langfristig mehr verfügbare Facharzttermine
In dicht besiedelten oder ländlichen Gebieten in NRW profitieren Patienten von einer systematischen Vernetzung zwischen Haus- und Fachärzten, beispielsweise durch den Einsatz von Telemedizin. „Für eine optimale Behandlung reicht der vom Gesetzgeber geregelte zeitnahe Facharzttermin allein nicht. Der Schlüssel liegt in einer abgestimmten Kommunikation zwischen allen Beteiligten“, erläutert Beckmann. Wenn Haus- und Fachärzte gemeinsam Therapieschritte definieren und die wohnortnahe Behandlung von Beginn an auch zeitlich koordinieren, erhöht dies die Versorgungsqualität. Das belegen langjährige Erfahrungen aus den hiesigen Arztnetzen, mit denen die Barmer und andere Krankenkassen kooperieren. Beckmann: „Wir setzen uns für eine stärkere Patientenorientierung und Förderung regionaler Versorgungsnetze ein. Positiver Effekt: So lässt sich wirklich nachhaltig Terminengpässen bei Fachärzten entgegenwirken.“