Pressemitteilung aus Nordrhein-Westfalen

Barmer-Pflegereport zur Pandemie: In Pflegeheimen war das Leid am größten

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Düsseldorf, 28. Februar 2023 – Pflegebedürftige in Heimen waren deutlich häufiger von einer Covid-19-Diagnose betroffen als der übrige Teil der Bevölkerung. Das zeigt der Pflegereport der Barmer, der sich mit der Situation in der stationären Pflege in den Jahren 2020, 2021 und 2022 befasst hat. So waren beispielsweise im Dezember 2020 5,9 Prozent der Pflegeheimbewohnerinnen und -bewohner in Nordrhein-Westfalen an Corona erkrankt. In der Gruppe der Pflegebedürftigen insgesamt lag der Anteil bei 2,15 Prozent, in der Gesamtbevölkerung nur bei 1,25 Prozent. Die Folgen der Erkrankungen waren in den Pflegeheimen besonders schwer. Laut Report waren zu Beginn der Pandemie 50 bis 60 Prozent der mit Covid-19 Verstorbenen stationär Pflegebedürftige. „Corona hat inzwischen – vor allem durch die Impfung – seinen Schrecken verloren. Und in den meisten Lebensbereichen ist wieder Alltag ohne weitreichende Schutzmaßnahmen eingekehrt. Mit Blick auf die Pflegeheime dürfen wir aber nicht vergessen, dass dort die schwächsten und vulnerablen Gruppen leben“, sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW. Bei der Abschaffung von Schutzmaßnahmen in stationären Einrichtungen müsse man daher weiterhin mit Augenmaß vorgehen.

Pflegekräfte häufiger wegen Corona krank

Neben den Pflegebedürftigen hat der Report der Barmer auch die Situation der Pflegekräfte in stationären Einrichtungen in NRW in den Fokus genommen. Hierbei wurde deutlich, dass Pflegefachkräfte in Heimen bis zu fünfmal häufiger wegen Covid-19 krankgeschrieben waren als Berufstätige in anderen Branchen. Im März 2022 – in der fünften Welle der Pandemie – gab es dabei unter den Pflegerinnen und Pflegern die meisten Arbeitsunfähigkeitsfälle: 158 je 10.000 Beschäftigte. Dieser Wert ist damit etwa 14-mal höher als im März der ersten und dritten Welle. Wie schon vor der Pandemie hatten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Pflegeheimen deutlich stärker mit psychischen Problemen zu kämpfen als Berufstätige anderer Wirtschaftszweige. So gab es im August 2022 unter Pflegefachkräften in Heimen 189 Arbeitsunfähigkeitsfälle je 10.000 Beschäftige wegen einer psychischen Erkrankung. In den übrigen Berufen lag der Wert im August 2022 bei 94 je 10.000. „Die Kontaktsperren im Pflegeheim, die notwendigen Hygienemaßnahmen, einschließlich der Verpflichtung für das Personal, Masken zu tragen, sowie der pandemiebedingte Personalausfall haben die Arbeit der Pflegekräfte sehr erschwert. Emotionsarbeit, die sonst von Angehörigen geleistet wurde, musste unter erschwerten Bedingungen von den Pflegekräften übernommen werden. Das hat alles Spuren hinterlassen“, sagt Barmer-Landeschef Beckmann.

Pflegestudie bestätigt die prekäre Lage des Personals

Die schwierige Situation der Pflegekräfte bestätigt auch eine zusätzliche Pflegestudie, die die Barmer gemeinsam mit dem Institut für Betriebliche Gesundheitsberatung (IFBG) durchgeführt hat. Die bundesweit mehr als 1.000 befragten Pflegerinnen und Pfleger bestätigen, dass das Personal wegen der Pandemie weit über die Belastungsgrenze hinaus arbeiten musste. So sagten 69,5 Prozent der Befragten im Frühjahr 2022, dass sie oft oder immer körperlich erschöpft sind. Vor der Pandemie lag der Anteil nur bei 43,2 Prozent. Grundsätzlich sagten 81,2 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass die beruflichen Anforderungen während er Pandemie zugenommen haben. Und 43,2 Prozent der Befragten denken über einen Berufswechsel nach – vor der Pandemie waren es nur 19,8 Prozent. „Corona hat die ohnehin schon angespannte Lage des Pflegepersonals verschlechtert. Das zeigt die Pflegestudie ganz eindeutig. Die Zufriedenheit mit dem Beruf ist gesunken und die gesundheitliche Einschätzung der Beschäftigten ist schlechter geworden“, sagt Heiner Beckmann. „Wir können es uns als Gesellschaft nicht leisten, dass sich die Personallage in der Pflege verschärft, weil Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aufgeben und den Beruf verlassen. Daher sollte es das vorderste Ziel sein, die Gesundheit der Pflegerinnen und Pfleger zu erhalten.“ Im Bereich der Prävention stünden die Barmer sowie andere Kranken- und Pflegekassen den Einrichtungen zum Beispiel mit dem Projekt „gesaPflege“ zur Seite. „Hier bieten wir individuelle Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten für Einrichtungen in NRW“, so Beckmann. In den teilnehmenden Häusern würden Programme implementiert, um sowohl die Gesundheit von Pflegenden als auch von Pflegebedürftigen zu stärken. „gesaPflege“ steht dabei für „gesund alt werden in der stationären Pflege“.

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Tobias Klingen
Pressesprecher Barmer Nordrhein-Westfalen
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