Pressemitteilung aus Nordrhein-Westfalen

Barmer-Analyse in NRW: Impfschutz gegen Masern immer noch unzureichend

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Düsseldorf, 10. Juni 2025 – Beim Masernschutz für Kinder hat Nordrhein-Westfalen seit der Einführung der Impfplicht Fortschritte gemacht – wie alle anderen Bundesländer auch verfehlt NRW aber weiterhin die angestrebten Impfziele. Eine Analyse im Rahmen des Arzneimittelreports der Barmer zeigt, dass 2022 88,5 Prozent der Zweijährigen den vollständigen Impfschutz gegen Masern erhalten haben. Vor der Einführung der Impfpflicht 2020 hatte der Anteil der vollständig geimpften Kinder im Alter von zwei Jahren in NRW bei 83,4 Prozent gelegen. Um eine Herdenimmunität zu erreichen, ist eine Immunisierungsrate von mindestens 95 Prozent notwendig. „Die Masernimpfpflicht hat zwar die Impfquote gesteigert, aber das angestrebte 95-Prozent-Ziel wird nach wie vor verfehlt. Um dies zu erreichen, sind weitere Schritte erforderlich wie etwa zielgerichtete Impfkampagnen und eine intensivere Aufklärung, um Vorbehalte gegen Impfungen auszuräumen“, sagt João Rodrigues, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW. Bislang sei es nicht gelungen, eine flächendeckende Herdenimmunität zu gewährleisten. Dies erschwere die Bekämpfung der hochinfektiösen Krankheit erheblich. Eine Herdenimmunität sei entscheidend, um nicht nur geimpfte Menschen, sondern auch jene zu schützen, die sich aus medizinischen Gründen nicht impfen lassen können.

Massive regionale Unterschiede beim Impfschutz

Wie aus der Analyse weiter hervorgeht, bestehen beim Masernschutz teils massive regionale Unterschiede. Während NRW mit einer Quote von 88,5 Prozent über dem bundesweiten Schnitt von 87 Prozent liegt, ist der Impfschutz gegen Masern in Sachsen, Baden-Württemberg und Bayern besonders lückenhaft. Hier wurden lediglich 77,3 beziehungsweise 84,4 und 84,6 Prozent der Zweijährigen vollständig gegen Masern geimpft. „Impflücken gefährden die Gesundheit der Kinder und schwächen die Schutzwirkung für alle. Je größer diese in einzelnen Regionen ausfallen, desto mehr steigt dort das Risiko für regionale Masernausbrüche. Weltweit ist die Zahl der Todesfälle durch Masern im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 43 Prozent gestiegen“, sagt Prof. Dr. med. Daniel Grandt, Studienautor des Barmer-Arzneimittelreports und Chefarzt am Klinikum Saarbrücken.

2,2% der Zweijährigen ohne jegliche Impfung

Im Rahmen der Analyse hat sich die Barmer die Quoten von Kindern bei allen 13 von der STIKO empfohlenen Schutzimpfungen angeschaut. Hierzu zählen neben den Masern unter anderem die Erkrankungen Mumps, Röteln, Tetanus und Diphterie. Die Studie zeigt, dass in NRW 2,2 Prozent der zweijährigen Kinder gar keine Impfung erhalten haben. „Dieser Wert erscheint zunächst gering. Allerdings wird das von der WHO aufgestellte Impfziel von 95 Prozent bei keiner der 13 Erkrankungen erreicht“, sagt Barmer-Landeschef Rodrigues. Bundesweit waren 2022 2,7 Prozent der Zweijährigen ungeimpft. Am höchsten war der Anteil der Kinder ohne jeglichen Impfschutz in Bayern (4,1 Prozent), Baden-Württemberg (4 Prozent) und Sachsen (3,6 Prozent).

Digitale Erinnerungssysteme in der Entwicklung

„Langfristig können die Impfquoten weiter erhöht werden, wenn das Thema präsent ist und die Eltern erinnert werden“, sagt João Rodrigues. Nach einem Beschluss der Gesundheitsministerkonferenz der Länder entwickeln die gesetzlichen Krankenkassen derzeit Impferinnerungssysteme. „Hier müssen die Ressourcen der elektronischen Patientenakte (ePA) genutzt werden“, sagt Rodrigues. Bereits jetzt sei bei der Barmer ein digitaler Impfpass in der ePA vorhanden. Ebenso seien Erinnerungskampagnen der Kassen hilfreich. So habe die Barmer im vergangenen Jahr eine entsprechende Kampagne zur HPV-Impfung, die gegen die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs schützt, durchgeführt. Eine Auswertung dazu stehe noch aus. „Um die Impfquoten zu erhöhen, spielen auch die Ärztinnen und Ärzte eine zentrale Rolle“, sagt der Landesgeschäftsführer. „Studien zeigen, dass eine ärztlich ausgesprochene starke Empfehlung für die Impfentscheidung wichtig ist.“

Das ePaper zur Analyse der Schutzimpfungen bei Kindern finden Sie hier: https://www.bifg.de/publikationen/arzneimittelreport/schutzimpfungen-bei-kindern

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Tobias Klingen
Pressesprecher Barmer Nordrhein-Westfalen
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