Pressemitteilung aus Nordrhein-Westfalen

Babyboomer in NRW besonders häufig alkoholabhängig

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Düsseldorf, 4. Januar 2021 – Die Zahl alkoholabhängiger Menschen in Nordrhein-Westfalen steigt seit Jahren an. Das zeigt eine aktuelle Hochrechnung von Versichertendaten der Barmer auf den Bevölkerungsdurchschnitt in NRW. Knapp 220.000 Menschen in Nordrhein-Westfalen oder 1,2 Prozent der Bevölkerung waren im Jahr 2020 wegen einer diagnostizierten Alkoholsucht in ärztlicher Behandlung. 2016 waren es noch rund 211.000. Das entspricht einem Anstieg von etwa 4,2 Prozent. Zwischen den Jahren 2019 und 2020 habe sich die Zahl der Betroffenen zwar kurzfristig wieder um knapp 1300 (0,6 Prozent) verringert, dieser Rückgang könne allerdings trügerisch sein. So hätten Alkoholkranke möglicherweise während der Corona-Pandemie seltener ärztliche und therapeutische Hilfe in Anspruch genommen. Neben diesen unentdeckten Fällen von Alkoholsucht sei auch mit einer erheblichen Dunkelziffer zu rechnen.

Deutlich mehr Männer als Frauen sind abhängig

Wie aus der Barmer-Auswertung weiter hervorgeht, waren 2020 in NRW rund 150.200 Männer und etwa 69.500 Frauen laut ärztlicher Diagnose alkoholabhängig. Betroffen waren vor allem Menschen ab dem 50. Lebensjahr. In der Altersgruppe der 60- bis 65-Jährigen finden sich die meisten Betroffenen. Auch hier überwiegt die Zahl der Männer mit rund 24.600 deutlich gegenüber der Zahl der Frauen mit etwa 9.700. „Alkoholismus manifestiert sich in der Regel über viele Jahre und kommt vor allem in der Generation der Babyboomer der 50er- und 60er-Jahre vor“, sagt Heiner Beckmann, Landesgeschäftsführer der Barmer in NRW. Neben individuellen Gründen spiele auch die Sozialisation eine Rolle. In früheren Jahrzehnten sei ein wesentlich sorgloserer Umgang mit Alkohol üblich gewesen, während heute viel stärker über die gesundheitlichen Risiken aufgeklärt werde. Ein maßvoller und risikobewusster Umgang mit Alkohol könne helfen, einer Abhängigkeit vorzubeugen. Denn diese könne mit ernsten physischen und psychischen Folgeerkrankungen sowie negativen Auswirkungen auf das Sozial- und Berufsleben einhergehen.

NRW-Zahl liegt unter dem Bundesschnitt

Im bundesweiten Vergleich liegt die Zahl der Alkoholkranken in NRW unter dem Durchschnitt. Ärztinnen und Ärzte in Nordrhein-Westfalen haben 2020 bei 12 von 1.000 Personen die Diagnose Alkoholabhängigkeit gestellt. Der Bundesschnitt liegt bei 14 je 1.000. Die meisten alkoholkranken Menschen gab es in Mecklenburg-Vorpommern (21 je 1.000 Personen) und in Bremen (22 je 1.000 Personen). Die wenigsten Alkoholkranken bundesweit gab es in Rheinland-Pfalz mit 11 je 1.000 Personen. „Die massiven regionalen Unterschiede bei der Alkoholabhängigkeit sind rein medizinisch nicht erklärbar. Hier dürften auch sozio-demographische Faktoren eine Rolle spielen“, so Barmer-Landeschef Beckmann.


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Tobias Klingen
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