Hannover, im Mai 2022 – Der aktuelle Barmer-Gesundheitsreport zeigt, dass in Niedersachen im Vergleich zum Vorjahr die krankheitsbedingten Fehlzeiten 2021 erneut gesunken sind. „Die Fehlzeiten haben in Niedersachsen den niedrigsten Stand seit sechs Jahren erreicht. Sie gingen letztes Jahr um knapp einen halben Tag beziehungsweise 2,3 Prozent zurück“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Niedersachsen. So fehlten die erwerbstätigen Niedersächsinnen und Niedersachsen im letzten Jahr im Schnitt an 17,6 Tagen pro Kopf – im Jahresschnitt 2020 waren sie noch 18,0 Tage krankgeschrieben. 50,2 Prozent der Versicherten im Land waren mindestens einmal krankgeschrieben, 2019 waren es noch 54,2 Prozent. Bei den männlichen Berufstätigen kamen im vergangenen insgesamt 16,5 Fehltage zusammen (2020: 16,8), bei den Frauen waren es insgesamt 18,8 Tage (2020: 19,3).
Rückgang bei Krankheiten des Atmungssystems
Insgesamt ist es 2021 im Vergleich zum Vorjahr erneut zu einem leichten Rückgang der gemeldeten Fehlzeiten gekommen. Hauptverantwortlich für diesen Rückgang dürfte das Ausbleiben einer Grippe- und Erkältungswelle im Frühjahr 2021 gewesen sein, wozu die diversen Coronaschutzmaßnahmen und maßgeblich die mit der Pandemie zusammenhängenden Veränderungen der Lebensumstände und Verhaltensweisen beigetragen haben dürften. Arbeitsunfähigkeiten, die unter expliziter Angabe einer Covid-19-Erkrankung gemeldet wurden, spielten dabei im Hinblick auf die Fehlzeiten anteilig auch 2021 noch eine eher untergeordnete Rolle. Bei diesem Ergebnis ist allerdings zu bedenken, dass symptomlos verlaufende SARS-CoV-2-Infektionsfälle typischerweise nicht als Arbeitsunfähigkeit bei Krankenkassen gemeldet wurden, da gesundheitlich im engeren Sinne keine Arbeitsunfähigkeit vorlag und für den Ausgleich bei Arbeitsausfällen durch Quarantänemaßnahmen ggf. Entschädigungen nach dem Infektionsschutzgesetz erfolgten. Rein Quarantäne-bedingte Fehlzeiten werden in den Daten zu Arbeitsunfähigkeiten also regulär nicht abgebildet. Fehlzeiten mit psychischen Störungen wurden auch 2020 erneut wieder in größerem Umfang als in den Vorjahren dokumentiert.
Zunahme psychische Erkrankungen verlangt differenzierte Betrachtung
Zugenommen hätten hingegen psychische Erkrankungen. In Niedersachsen stieg die Anzahl der Arbeitsunfähigkeitstage der Beschäftigten wegen psychischer Probleme von 3,6 auf 4,0 Tage an. „Ob die seelischen Belastungen durch Pandemie und Lockdowns tatsächlich die Ursache für den Anstieg psychischer Erkrankungen im Jahr 2021 liegt, lässt sich mit Krankenkassendaten allein nicht feststellen. Schon vor der Corona-Pandemie haben die Krankschreibungen wegen psychischen Erkrankungen von Jahr zu Jahr zugenommen,“ so Sander. Für die längsten Fehlzeiten sorgten in Niedersachsen weder psychische Erkrankungen noch Atemwegsinfektionen, sondern Muskel-Skelett-Erkrankungen mit über vier Fehltagen je Erwerbsperson. Hierzu gehören zum Beispiel Rückenschmerzen.
Hintergrund:
Grundlage der Auswertung sind die Arbeitsunfähigkeitsdaten von rund 300.000 niedersächsischen Erwerbspersonen. Als Erwerbspersonen werden alle Menschen mit Krankengeldanspruch bezeichnet. Also angestellt Beschäftigte, ALG-I-Empfänger:innen und gesetzlich krankenversicherte Selbstständige, sofern Sie mit Anspruch auf Krankengeld versichert sind.