Hannover, 18. September 2025 – Sie kommt meist schleichend und sie betrifft immer mehr Menschen. Im Jahr 2023 dokumentierten Ärztinnen und Ärzte in Niedersachsen laut BARMER Institut für Gesundheitssystemforschung (bifg) bei 3,6 Prozent der Bevölkerung eine chronische Nierenerkrankung. Das entspricht fast 294.000 betroffenen Personen. Im Jahr 2010 lag die Diagnoserate noch bei 1,6 Prozent.
In Bremen wurde laut BARMER-Analyse im Jahr 2023 bei 2,8 Prozent der Bevölkerung eine chronische Nierenerkrankung dokumentiert. Das entspricht im Land Bremen etwa 19.600 Personen. Im Jahr 2010 lag die Diagnoserate hier bei etwa 1,1 Prozent.
„Gesunde Nieren sind lebenswichtig, denn sie reinigen das Blut. Das fatale ist, dass eine chronische Nierenerkrankung über lange Zeit unentdeckt bleiben kann, zumal Symptome wie Wasseransammlungen, Konzentrationsstörungen oder Abgeschlagenheit nicht unbedingt mit einer gestörten Nierenfunktion in Verbindung gebracht werden“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Niedersachsen und Bremen. Eine gezielte Vorsorgeuntersuchung gebe es nicht. Gesetzlich Krankenversicherte ab 35 Jahre könnten die Check-up-35-Untersuchung beim Hausarzt nutzen, um Hinweise auf eine Nierenerkrankung mittels Urintest frühzeitig zu erkennen.
Diabetes und Bluthochdruck sind Risikofaktoren
Wenn die Nieren über einen Zeitraum von mindestens drei Monaten nicht mehr oder nur noch eingeschränkt arbeiten, dann spreche man von einer chronischen Nierenerkrankung. Diese könne verschiedene Ursachen haben, Risikofaktoren seien ein langjähriger Diabetes und Bluthochdruck. „Es ist völlig normal, dass die Nieren mit zunehmenden Alter nicht mehr so gut arbeiten. Aber durch Diabetes oder Bluthochdruck wird die Nierenfunktion schon deutlich früher geschwächt“, sagt Sander. Deshalb sei ein gesunder Lebensstil bei gesunden Menschen der beste Schutz vor einer Niereninsuffizienz.
Vor allem Ältere sind betroffen
So wie Bluthochdruck und Diabetes komme auch eine chronische Nierenerkrankung vor allem bei Älteren vor. Die meisten seien laut BARMER-Analyse zwischen 70 und 89 Jahre alt. Im Jahr 2023 gehörten in Niedersachsen rund 177.000 Patientinnen und Patientinnen mit chronischer Niereninsuffizienz dieser Altersgruppe an. In Bremen waren es rund 12.400. Sander: „Unsere Gesellschaft altert und wir müssen davon ausgehen, dass die Zahl der chronisch Nierenkranken weiter zunimmt. Deshalb ist es wichtig, dass die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung gesteigert wird. Denn dadurch könnte das Risiko für Krankheiten gesenkt werden, die nicht erblich bedingt sind“.
Dialyse, Organtransplantation und Todesfälle
Das Leben mit einer chronischen Nierenerkrankung könne sehr belastend sein. Die Patientinnen und Patienten müssten regelmäßig Medikamente einnehmen, ihre Ernährung und ihre Trinkmenge anpassen. Wenn es zu einem Nierenversagen komme, dann bliebe nur noch die Dialyse, also die maschinelle Reinigung des Blutes, oder eine Nierentransplantation. Laut Bundesministerium für Gesundheit seien jedes Jahr 90.000 Menschen auf eine Dialyse angewiesen. Jährlich würden mehr als 2.000 Spendernieren transplantiert und rund 10.000 Menschen an den Folgen einer chronischen Nierenerkrankung sterben.
Datenbasis
Die Analyse beruht auf BARMER-Daten der Jahre 2010 bis 2023. Alle Angaben wurden standardisiert/hochgerechnet basierend auf Angaben des Statistischen Bundesamtes zur Bevölkerung in Bundesländern nach Geschlecht und Altersgruppen im jeweiligen Jahr. Die Daten erhalten deshalb Bevölkerungsrepräsentativität über das Maß reiner Kassendaten hinaus.