Hannover, 13. Februar 2025 – In Niedersachen wächst die Zahl der Pflegebedürftigen. Gleichzeitig steigen die Kosten pro Pflegebedürftigen. Diese alarmierenden Ergebnisse zeigt der aktuelle BARMER-Pflegereport. So wuchs im Zeitraum von 2017 bis 2023 die Zahl der Pflegebedürftigen in Niedersachsen um fast 73 Prozent. „Die Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs im Jahr 2017 hat mehr Menschen den Zugang zu Pflegeleistungen ermöglicht. Gleichzeitig stiegen die Gehälter der Pflegekräfte und die Personalschlüssel in der stationären Pflege wurden verbessert. Diese Maßnahmen sind zwar sinnvoll, treiben aber die Pflegekosten in die Höhe“, erklärt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Niedersachsen.
Pflegebedarf wächst weiter
„Im Jahr 2023 waren in Niedersachsen mehr als 612.000 Menschen pflegebedürftig, die meisten davon in Pflegegrad 2. Unsere Prognosen zeigen, dass bis zum Jahr 2050 die Zahl der Pflegebedürftigen auf etwa 813.000 steigen wird“, sagt Sander. Zur Versorgung dieser Menschen werden voraussichtlich rund 26000 zusätzliche Pflegefachkräfte benötigt.
Pflegegeld ist führende Pflegeleistung
Immer mehr Pflegebedürftige in Niedersachsen nutzen Pflegegeld, um Zuhause versorgt zu werden. Zwischen 2017 und 2023 hat sich die Zahl der Pflegegeldempfänger auf 316.600 Personen verdoppelt. Besonders stark war der Anstieg bei Pflegegrad 2. „Keine andere Pflegeleistung wächst so stark wie das Pflegegeld“, sagt Sander. Das zeige, dass viele Menschen zu Hause gepflegt werden. „Das Pflegegeld kann flexibel genutzt und mit anderen Leistungen kombiniert werden, um die Versorgung durch Angehörige, Nachbarn oder Freunde zu sichern“, erklärt Sander.
Wegen gestiegener Kosten? Pflegegrad 2 seltener im Pflegeheim
Niedersächsinnen und Niedersachsen mit Pflegegrad 2 wählen immer seltener eine vollstationäre Pflegeheimunterbringung. Laut BARMER Pflegereport sank die Zahl der Niedersächsinnen und Niedersachsen, die mit Pflegegrad 2 eine vollstationäre Dauerpflege erhielten, zwischen 2017 und 2023 um 24 Prozent auf etwa 12.460.
Unter Personen mit Pflegegrad 3 stieg die Zahl vollstationär Betreuten hingegen um knapp 25 Prozent an. „Der Wechsel ins Pflegeheim erfolgt erst dann, wenn der Pflegebedarf komplexer wird. Diese Entwicklung müssen wir auch vor dem Hintergrund gestiegener Pflegekosten betrachten“, erklärt Sander. So sei die Eigenbeteiligung für eine Betreuung in einem Pflegeheim in Niedersachsen zwischen den Jahren 2018 und 2024 um rund 71 Prozent gestiegen. Im Jahr 2024 lagen sie in Niedersachsen bei durchschnittlich 2452 Euro. Grund für die erheblichen Kostensteigerungen seien unter anderem die Tariflohnerhöhungen für Pflegekräfte. „Heimbewohner müssen vor der finanziellen Überforderung geschützt werden. Dafür ist eine grundlegende Reform auf Bundesebene nötig“, so Sander.