Hannover, 11. September 2025 – In Deutschland erkranken jährlich bis zu 300.000 Menschen an einer Sepsis. Mindestens 85.000 sterben an oder mit der sogenannten „Blutvergiftung“. Dabei sind Behandlungserfolg und Überlebenschance der Patienten umso besser, je früher und zuverlässiger der auslösende Erreger ermittelt wird. Vor diesem Hintergrund hat sich die BARMER an dem bundesweiten Innovationsfonds-Projekt „DigiSep“ beteiligt. Nach bisherigen Ergebnissen kann es mit seiner neuartigen digitalen Methode den Erreger bereits zu Sepsis-Beginn vier Mal häufiger ermitteln als das herkömmliche Verfahren, der Aufzucht der Keime in einer Blutkultur. Drei Tage nach Sepsis-Beginn ermittelt die neue molekulargenetische Diagnostik den richtigen Erreger sogar zehnmal häufiger. „Bei einer Blutvergiftung entscheidet der Faktor Zeit häufig über Leben und Tod. Die neue Diagnostik kann die Behandlung der Patientinnen und Patienten nachhaltig verbessern und dank der schnellen Identifikation des Erregers Leben retten. Wenn sich die Technologie und die digitale Kommunikation der Ergebnisse in den Kliniken weiterhin bewährt, sollte sie zügig in die Regelversorgung kommen“, fordert Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Niedersachsen und Bremen, anlässlich des Welt-Sepsis-Tags am 13. September.
Drei Kliniken in Niedersachsen haben sich an der Studie beteiligt
An der „DigiSep“-Studie haben sich neben der BARMER 24 Kliniken in ganz Deutschland beteiligt – darunter das Universitätsklinikum Göttingen, die Medizinische Hochschule Hannover und die Universitätsmedizin der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg. Die beteiligten Kliniken testeten 198 Patienten und leiteten spezifische Therapien ein. Bei der Hälfte der Betroffenen ermittelten sie die Sepsis-Ursache sowohl per Blutkultur als auch digital. Das digitale Verfahren kann binnen 24 Stunden über 16.000 Mikroben identifizieren, darunter 1.500 potenzielle Sepsis-Erreger. Expertinnen und Experten halten die Ergebnisse in 85 Prozent der Fälle für plausibel. Zudem hat sich die Behandlung der Patientinnen und Patienten unter anderem durch eine vergleichsweise kurze Beatmungs- und Schockdauer verbessert. „DigiSep“ gehört zu zehn Jury-Projekten, die für den MSD-Publikumspreis am 14. Oktober 2025 nominiert sind. Der Preis würdigt Projekte, die die Patientenversorgung in Deutschland nachweislich verbessern.
Deutliche regionale Unterschiede beim Auftreten der Blutvergiftung
Welches Potenzial die Ergebnisse der „DigiSep“-Studie einmal haben könnten, unterstreichen auch Daten des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) zu den Raten an Sepsis-Erkrankten. Diese sind regional sehr unterschiedlich. Je 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner reichten sie im Jahr 2023 von 195 Betroffenen in Hamburg bis hin zu 476 in Thüringen. Mit diesem Wert lag die Rate im Freistaat um 69 Prozent über dem Bundesschnitt. Vergleichsweise hohe Werte verzeichneten auch Sachsen und Brandenburg. In Niedersachsen lag die Rate mit 277 je 100.000 rund zwei Prozent unter dem bundesweiten Durchschnitt von 281 je 100.000. In Bremen waren 284 Personen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner betroffen – damit knapp ein Prozent mehr als im bundesweiten Durchschnitt. „Eine Sepsis kommt vor allem bei älteren Menschen vor. Deshalb kann sie in Bundesländern mit einem höheren Altersdurchschnitt häufiger auftreten. Gerade bei älteren, mehrfach erkrankten Patientinnen und Patienten ist eine schnelle Behandlung besonders wichtig. Hier kann die neue molekulargenetische Technologie zu einem zentralen Bestandteil der Diagnostik werden“, sagt BARMER-Landeschefin Sander.