Hannover, 01. Juli 2025 – Er ist dumpf, stechend oder ziehend, im besten Falle harmlos oder aber Symptom einer ernsthaften Erkrankung: der Rückenschmerz. Jeder fünfte Mensch in Niedersachsen hat wenigstens einmal im Jahr so starke Rückenschmerzen, dass er sich in ärztliche Behandlung begibt. Das zeigt eine Datenauswertung der BARMER für 2023. Demnach wurden in diesem Jahr bei rund 22 Prozent der niedersächsischen Bevölkerung mindestens einmal die Diagnose „Rückenschmerzen“ dokumentiert. Das entspricht mehr als 1,8 Millionen Betroffenen.
Die Auswertung zeigt weiter, dass rund 24 Prozent der Frauen und etwa 20 Prozent der Männer 2023 in Niedersachsen an ärztlich diagnostiziertem Rückenschmerz leiden. „Monotone Körperhaltungen, Bewegungsmangel, Stress und psychische Belastungen sind häufig Ursachen chronischer Rückenschmerzen“, sagt Heike Sander, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Niedersachsen und Bremen. Seelische Faktoren würden oft unterschätzt. Stress, Angst oder Depressionen erhöhten die Muskelanspannung und können Rückenschmerzen verursachen. Wichtig sei, anhaltende Rückenschmerzen frühzeitig zu behandeln, um das Risiko einer Chronifizierung zu senken.
Rückenschmerz ist typisches Altersleiden
Mit dem Alter steigt die Wahrscheinlichkeit eines Arztbesuchs wegen Rückenschmerzen. 2023 lag der Anteil der 20- bis 29-Jährigen mit ärztlich dokumentierten Rückenschmerzen in Niedersachsen bei 14,6 Prozent, während er bei den 80- bis 89-Jährigen mit 34,2 Prozent mehr als doppelt so hoch war. „Es ist sinnvoll, die Rückengesundheit als lebenslanges Projekt zu betrachten. Wer viel sitzt, sollte regelmäßig die Sitzposition ändern, um Muskeln und Gelenke zu entlasten. Ergonomische Möbel wie ein guter Bürostuhl oder ein höhenverstellbarer Schreibtisch können dabei helfen“, erklärt BARMER Landeschefin Sander. Eine gute und einfache Maßnahme mit großer Wirkung sei, die Treppe statt des Fahrstuhls zu nehmen oder öfter aufzustehen, um sich die Beine zu vertreten. Das gelte nicht nur für den Bürostuhl, sondern auch für das Sofa zuhause.
Rückläufiger Trend
Zwischen 2010 und 2023 nahm die Zahl der klassischen Rückenschmerz-Diagnosen in Niedersachsen laut BARMER-Daten leicht ab. 2010 lag die niedersachsenweite Diagnoserate bei 25 Prozent, 2023 bei 22 Prozent. „Trotz sinkender Zahlen dieser Diagnose gehen wir nicht davon aus, dass es tatsächlich weniger Patientinnen und Patienten mit Schmerzen im Rücken gibt. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich das Schmerzverständnis in der medizinischen Praxis stark weiterentwickelt. Rückenschmerzen werden von Ärztinnen und Ärzten heute auch als chronische Schmerzerkrankung aufgefasst und zum Teil unter einem anderen Diagnoseschlüssel dokumentiert. Schmerzen im Rücken bleiben weit verbreitet und beeinträchtigen Lebensqualität, Familie und Arbeit“, sagt Sander.
Hintergrund:
Untersucht wurde die Diagnose ICD-10 M54 „Rückenschmerzen“. Alle Angaben stammen aus dem aktuellen BARMER-Arztreport.
Die Daten wurden standardisiert bzw. hochgerechnet, basierend auf Angaben des Statistischen Bundesamtes zur Bevölkerung in Bundesländern nach Geschlecht und Altersgruppen im jeweiligen Jahr. Die Angaben erhalten deshalb Bevölkerungsrepräsentativität über das Maß reiner Abrechnungsdaten hinaus. Die BARMER versichert bundesweit rund 8,4 Millionen Menschen, rund 800.000 davon in Niedersachsen.