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Masern-Alarm – Kein „Herdenschutz“ in Mecklenburg-Vorpommern!

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Schwerin, 16.Oktober 2019 – Die Impflücken bei Masern sind in Mecklenburg-Vorpommern größer als gedacht. Von den Schulanfängern im Land sind höchstens 90,5 Prozent vollständig gegen Masern geimpft, wie Auswertungen im aktuellen Barmer Arzneimittelreport zeigen. Damit liegt die Durchimpfungsrate um fünf Prozent niedriger als bisher angenommen.

„Die Differenz erscheint auf den ersten Blick nicht groß, sie macht aber einen wesentlichen Unterschied. Denn bei Masern gilt ,Herdenschutz‘ erst ab einer Impfquote von 95 Prozent. Nur dann sind auch diejenigen geschützt, die sich nicht impfen lassen können“, erklärt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern. Wird dieser Wert nicht erreicht, kann sich die Krankheit nach wie vor ausbreiten.

Um den vollständigen Masernschutz zu bekommen, empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) zwei Impfungen bis zum Ende des zweiten Lebensjahres. Den Auswertungen im Barmer Arzneimittelreport zufolge, haben hochgerechnet 12.700 Erstklässler in Mecklenburg-Vorpommern die vollständige Grundimmunisierung. Demgegenüber stehen knapp 1.350 Kinder dieser Altersgruppe ohne ausreichenden Schutz. Immerhin 1,3 Prozent der Sechsjährigen sind komplett ungeimpft (Bund: 5,2 Prozent). „Unbestritten hat Mecklenburg-Vorpommern eine der höchsten Masernimpfquoten bundesweit. Erschreckend ist jedoch, dass die Zahl derjenigen, die nicht oder nicht vollständig geimpft sind, nach unserer Studie sehr viel höher ist, als bisher angenommen. Man darf nicht vergessen, dass Masern keine harmlose Kinderkrankheit sind, sondern es bei jedem zehnten Erkranktem zu ernsten Komplikationen kommen kann“, warnt der Barmer-Landeschef.

Barmer evaluiert unabhängig von der Existenz eines Impfpasses

Unter den Zweijährigen im Nordosten ist ebenfalls nur ein geringer Teil überhaupt nicht geimpft. Lediglich 2,5 Prozent haben keine der beiden notwendigen Masernimpfungen bekommen. Vollständig immunisiert sind allerdings auch nur 76 Prozent dieser Altersgruppe. „Das ist ein alarmierendes Ergebnis. Gerade Kinder bis zu zwei Jahren erkranken statistisch gesehen am häufigsten an Masern. Diese Zahlen zeigen, wie unwahrscheinlich die Ausrottung der Krankheit derzeit ist“, macht Henning Kutzbach deutlich. Es brauche deshalb mehr zielgruppenspezifische Impfkampagnen, um die Skepsis und mögliche Ängste vor Impfungen abzubauen. Diesbezüglich begrüßt der Barmer-Landeschef die Landesinitiative „MV-impft“ sowie die breite Unterstützung aus dem Landtag hinsichtlich der Einführung einer bundesweiten Impfpflicht. „Unsere Auswertungen zeigen den dringlichen Handlungsbedarf.“

Die Grafik zeigt den Anteil ungeimpfter Kinder im Bundesvergleich.


Die Barmer-Studie wurde auf Basis von Routinedaten von Versicherten und unabhängig von der Existenz eines Impfpasses durchgeführt. Darin unterscheidet sie sich Beispielweise von den regelmäßig vom Robert-Koch-Institut veröffentlichen Impfquoten, die auf Daten der Schuleingangsuntersuchungen basieren. „Unsere Vorgehensweise hat den Vorteil, dass wir auch diejenigen Kinder und Jugendlichen erfassen konnten, die überhaupt nicht geimpft sind. Dadurch können wir ein realistischeres Bild der Impfquote abbilden“, erklärt Henning Kutzbach. Aktuell sind bei der Barmer in Mecklenburg-Vorpommern mit knapp 269.000 Menschen fast 17 Prozent im Land versichert.

Warum nicht geimpft wird

Anhand der Barmer-Daten ist auch untersucht worden, welche Faktoren Einfluss auf den Impfschutz bei Kindern haben. Dabei hat sich unter anderem ein Zusammenhang zwischen der Präferenz für Homöopathie und der Ablehnung von Impfungen offenbart. Auch bei Kindern mit besonders jungen oder älteren Müttern ist die Wahrscheinlichkeit höher, nicht vollständig geimpft zu sein. Gleiches gilt den Auswertungen zufolge auch für Kinder von Eltern ohne anerkannte Berufsausbildung. Das Geschlecht des Kindes hat hingegen keinen Einfluss auf den Impfstatus. Und jene, die am Kinder- und Jugendprogramm der Barmer teilnehmen, haben statistisch gesehen eine höhere Wahrscheinlichkeit, vollständig geimpft zu sein.

Mit digitalem Impfplaner gegen Impflücken

Einen Schritt hin zu mehr Impfbereitschaft geht die Barmer mit dem digitalen Impfplaner. Dieser gibt Auskunft über den Impfstatus und erinnert an fehlende oder aufzufrischende Impfungen. Versicherte können den Impfplaner kostenlos nutzen. „Es ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, den Schutz gegen Infektionskrankheiten zu etablieren und diese bestenfalls auszurotten“, sagt Henning Kutzbach, weshalb die Barmer auf allen Kommunikationswegen für Impfungen wirbt.