Schwerin, 31. Januar 2025 – Mehr als 42.000 Menschen in Mecklenburg-Vorpommern sind aufgrund von Alkoholsucht in medizinischer Behandlung. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) für das Jahr 2023 hervor. Demnach sind etwa 33.680 Männer und 8.860 Frauen im Land alkoholabhängig. Besonders häufig betroffen sind Menschen in der zweiten Lebenshälfte. Bei den 55- bis 64-Jährigen im Land ist im genannten Zeitraum bei rund 11.140 Männern und 2.690 Frauen eine Alkoholsucht diagnostiziert worden. „Mit unseren Daten können wir nur die sprichwörtliche Spitze des Eisberges abbilden, denn höchstens zehn bis 15 Prozent aller Betroffenen suchen ärztliche Hilfe. Die Dunkelziffer von Alkoholismus im Land dürfte noch viel höher liegen. Es ist an der Zeit, das Thema Alkoholsucht verstärkt in den Fokus der Gesundheitsvorsorge zu rücken und die gesellschaftliche Verharmlosung von Alkohol kritisch zu hinterfragen“, sagt Henning Kutzbach, Landesgeschäftsführer der BARMER in Mecklenburg-Vorpommern. Alkoholsucht sei eine zerstörerische Krankheit mit tiefgreifenden Folgen für Gesundheit, Psyche, soziale Bindungen und berufliche Perspektiven. Trotz gravierender Auswirkungen werde das Problem oft unterschätzt und tabuisiert. Alkohol sei leicht zugänglich und deshalb in der Gesellschaft weit verbreitet, was die frühzeitige Erkennung und Behandlung von Abhängigkeit erschwere.
„Spitzenreiter“ Mecklenburg-Vorpommern
Die BARMER-Analyse zum Alkoholismus zeigt große regionale Unterschiede. Der Anteil alkoholkranker Menschen fällt in Mecklenburg-Vorpommern bundesweit am höchsten aus. Demnach wurden im Jahr 2023 rund 2,6 Prozent der Menschen im Land wegen einer Alkoholsucht behandelt. Damit liegt der Anteil hier über ein Drittel höher als im Bundesdurchschnitt, welcher mit knapp 1,7 Prozent zu Buche schlägt. Die niedrigsten Raten wurden in Hessen und Baden-Württemberg mit rund 1,5 Prozent verzeichnet. „Seit Jahren ist Mecklenburg-Vorpommern „Spitzenreiter“, wenn es um die Zahl der Alkoholkranken geht. Die Ursachen dafür lassen sich jedoch nicht allein medizinisch erklären. Auch soziale und demografische Aspekte spielen vermutlich eine wichtige Rolle“, sagt Kutzbach. Es sei entscheidend, die Prävention und Behandlung von Alkoholsucht auf regionaler Ebene gezielt zu fördern, um die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen.
Alkohol-Selbsttest
„Sowohl das Suchtpotenzial als auch die gesundheitlichen Risiken von Alkohol werden von vielen unterschätzt. Das hat auch damit zu tun, dass Alkoholkonsum in Deutschland weitgehend gesellschaftlich akzeptiert ist. Dabei ist Alkohol ein Zellgift, das für die Entstehung von mehr als 200 Krankheiten mit verantwortlich sein kann“, so Kutzbach. Wer den Verdacht hat, ein Alkoholproblem zu haben, könne online einen anonymen Selbsttest machen oder sich ärztlichen Rat einholen. Je nach Ergebnis werde dann entschieden, welche nächsten Schritte sinnvoll sind. Auch eine Suchtberatung oder Selbsthilfegruppen seien gute, erste Anlaufstellen sowohl für Betroffene als auch für deren Angehörige.
Kostenfreier Online-Selbsttest: www.barmer.de/selbsttest-alkohol
Datenquelle:
Auswertungen von BARMER-Versichertendaten, hochgerechnet auf die reale Bevölkerungsstruktur in Mecklenburg-Vorpommern. Erfasst wurden alle Personen, für die im Jahr 2023 mindestens einmal eine ICD Diagnose F10 (Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol) im ambulanten oder stationären Bereich (Haupt- oder Nebendiagnose) abgerechnet wurde.