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Black-Box Pflege-WG: Alternative Pflege-Wohnformen liegen im Trend brauchen aber dringend Transparenz und Qualitätsmaßstäbe

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Mehr persönliche Freiheit, ein hohes Maß an Selbständigkeit, ein starkes soziales Miteinander mit familienähnlichen Strukturen – es gibt viele attraktive Merkmale, die mit neuen ambulanten Pflegewohnformaten in Verbindung gebracht werden. Kein Wunder also, dass zwischen häuslicher und stationärer Pflege unterschiedliche „Hybridwohnmodelle“ an Bedeutung gewonnen haben.

Dem Wunsch nach einem möglichst eigenständigen Leben kommen vor allem Pflege-WGs sehr nahe. Auswertungen für den Barmer Pflegereport 2019 zeigen: etwa 700 Pflegebedürftige in Hessen haben sich für diese alternative Wohnform entschieden. Genaue Zahlen gibt es allerdings nicht. Es fehlen derzeit auch in Hessen transparente Übersichten über die Angebote vor Ort und deren Qualität.

„Wer seine eigenen vier Wände verlässt und sich für eine alternative Pflegewohnform interessiert, sucht vor allem mehr Lebensqualität“, weiß Bernd Köhler vom Pflegestützpunkt Darmstadt-Dieburg aus seiner täglichen Arbeit. Mittlerweile gebe es diverse Wohnformen mit unterschiedlichsten Angeboten, angefangen von Seniorenwohngemeinschaften, Seniorendörfer bis hin zu Gastfamilienmodellen. „Auch als regionaler Pflegestützpunkt kennen wir diese Angebote oft nicht im Detail und können Ratsuchende deshalb kaum in ihrer persönlichen Entscheidung unterstützen“, berichtete Köhler.

Qualität darf nicht auf der Strecke bleiben

Das Hessische Gesetz über Betreuungs- und Pflegeleistungen (HGBP) schließt neue Wohnformen explizit aus. Die Erfassung von Pflege-WGs wird ausschließlich über Pflegedienste abgebildet, die anzeigen müssen, wenn sie in einem Haushalt mehr als zwei Personen versorgen. Ambulante Pflege WGs unterliegen zwar keinen Qualitätssicherungsverfahren wie stationäre Pflegeinrichtungen sind dennoch in ihrer der Finanzierung weitaus teurer. Das liegt an den zahlreichen Kombinationsmöglichkeiten aus den Leistungsangeboten der Pflege- und der Krankenversicherung. Neue Pflege-Wohnformen sind Modelle für die Zukunft. Deshalb sollte die Landesregierung die gesetzlichen Rahmenbedingungen für Transparenz und Qualität schaffen.