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So hart traf die Pandemie Hessens Pflegeheime – Risiko für Personal und Pflegebedürftige bleibt hoch

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Frankfurt, 22. Februar 2023 – Das vergangene Jahr hat Hessens Pflegefachkräfte gesundheitlich härter getroffen als die vorherigen Pandemiejahre. Das geht aus dem aktuellen Pflegereport der Barmer hervor. Besonders im März und Juli des Jahres 2022 gab es in dieser Berufsgruppe viele Krankschreibungen mit einer COVID-19-Erkrankung. Im März gab es mit rund 15 AU-Bescheinigungen je 1.000 Pflegefachkräfte im Pflegeheim die bisherige Spitze an Arbeitsunfähigkeiten seit Beginn der Pandemie. Im Vergleich zu April 2021 waren es rund 24 Mal so viele Krankmeldungen (0,6 je 1.000) und auch im Juli 2022 (rd. 13 je 1.000) kamen rund 22 Mal so viele Krankschreibungen zusammen wie im Vorjahreszeitraum (rd. 0,6 je 1.000). Im Jahr 2022 kamen bis zu 281 Arbeitsunfähigkeitstage pro Monat unter 1.000 Pflegefachkräften durch Infektionen mit dem Corona-Virus zusammen. „Für viele mag die Pandemie vorbei sein, in Hessens Pflegeheimen ist sie es nicht. Zukünftig werden Pflegekräfte und Pflegebedürftige weiterhin angemessenen Schutz vor Belastungen durch Infektionswellen brauchen“, sagt Martin Till, Landeschef der Barmer in Hessen.  

Höhere Pflegegrade am härtesten getroffen

Pflegebedürftige in Heimen waren um ein Vielfaches stärker von Corona-Infektionen betroffen als der Rest der hessischen Bevölkerung. So lag im Januar 2021 der Anteil der Pflegebedürftigen mit einer COVID-19-Diagnose in hessischen Pflegeheimen bei über zehn Prozent und damit rund acht Mal höher als im Rest der Bevölkerung (1,2 Prozent). Im gesamten Verlauf der Pandemie waren die besonders vulnerablen, hohen Pflegegrade vier und fünf am stärksten von Corona-Infektionen betroffen. So waren im Januar 2021 knapp 6 Prozent der Pflegebedürftigen im Pflegegrad fünf mit Corona infiziert – drei Mal mehr als im Pflegegrad zwei (2 Prozent). „Hessische Pflegeheime werden von Corona-Infektionswellen um ein Vielfaches härter getroffen, als der Bevölkerungsdurchschnitt. Die vulnerabelsten Gruppen, in den höchsten Pflegegraden, sind am stärksten betroffen. Auch in Zukunft werden die hessischen Pflegeheime deshalb angemessene Schutzkonzepte brauchen“, fordert Till. 

Angst vor Ansteckung? Weniger vollstationäre Dauerpflege im ersten Pandemiejahr

Die Zahl der neu eingetretenen Pflegefälle (Pflegeinzidenz) in Hessens vollstationärer Dauerpflege ist im Jahr 2020 zunächst leicht unter das Vorjahresniveau gefallen. So wurden im Jahr 2020 rund 2.090 Menschen in ein hessisches Pflegeheim aufgenommen, rund drei Prozent weniger als im Jahr zuvor. Im Jahr 2021 stieg die Zahl der vollstationär Gepflegten wieder deutlich an. Mit rund 2.430 neu eingetretenen Pflegefällen lag der Pflegebedarf in der stationären Dauerpflege rund 16 Prozent über dem Niveau des Jahres 2020. „Im ersten Jahr der Corona-Pandemie sind auch deshalb weniger Menschen in ein Pflegeheim gekommen, weil Angehörige oder Betroffene Angst vor Ansteckungsrisiken hatten. Nachdem Impfungen und Hygienekonzepte die Situation wieder sicherer gemacht haben, stieg auch die Nachfrage in Hessens Pflegeheimen wieder an“, sagt Till. Damit allen mit einem neu eingetretenen Pflegebedarf der Weg in eine passende, stationäre Versorgung auch zukünftig offen stehe, müssten Hessens Pflegeheime auch für kommende Infektionswellen gewappnet sein.

Pflegeassistenzkräfte stärker in Corona-Sommerwelle betroffen

Mit rund 11 Arbeitsunfähigkeitsfällen je 1.000 Beschäftige waren Pflegeassistenzen im März des Jahres 2022 weniger stark von Corona-bedingten Arbeitsausfällen betroffen als Pflegefachkräfte (15 je 1.000). Die Zahl der krankheitsbedingten Arbeitsausfälle lag unter Pflegeassistenzen dennoch um fast das fünffache höher als noch im Vorjahrzeitraum. Im Juli kam es in dieser Berufsgruppe jedoch im Schnitt zu annähernd 15 Arbeitsunfähigkeiten je 1.000 Beschäftigte. Damit lag der Krankenstand unter Pflegeassistenzkräften im Sommer ca. 15 Prozent über dem der Pflegefachkräfte (13 je 1.000). Bis zu 124 Arbeitsunfähigkeitstage kamen im Juli 2022 pro Monat unter 1.000 Beschäftigten zusammen. „Steigende Krankenstände können zu einem Teufelskreis führen, da krankheitsbedingte Arbeitsausfälle den Druck auf das verbleibende Team erhöhen. Stress, körperliche Belastungen und höhere Infektionsrisiken können die Folge sein und zu weiteren Arbeitsunfähigkeiten führen“, erklärt Till. Geeignete Maßnahmen zum Schutz von Infektionskrankheiten sowie betriebliches Gesundheitsmanagement seien mögliche Instrumente, mit denen Arbeitgeber diesen Teufelskreis durchbrechen könnten. 

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