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Deutschland führt beim Blutverbrauch – Hessen verzeichnet Rückgang

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Frankfurt, 11. Juni 2021 – Weltweit verbraucht kein anderes Land so viel Blut zu Medizinzwecken wie Deutschland. Allein im Jahr 2017 wurden 3,2 Millionen Blutkonserven eingesetzt, mehr als 240.000 davon in Hessen. Eine der Hauptursachen für Bluttransfusionen bei planbaren Operationen ist die weit verbreitete Anämie, auch Blutarmut genannt – das zeigt eine Versorgungsdatenanalyse der Barmer. Laut Schätzungen der WHO sind 25 Prozent der Weltbevölkerung zumindest zeitweise von Blutarmut betroffen, die besonders häufig als Eisenmangelanämie auftritt. „Bei einer unbehandelten Anämie ist der Hämoglobinwert des Blutes vermindert, was den Bedarf an Bluttransfusionen im Falle eines Blutverlustes erheblich erhöht. Unsere Analyse zeigt, dass rund 67 Prozent der Anämie-Betroffenen bei einer Herzkranzgefäß-Operation eine Bluttransfusion benötigten, während es bei den Patientinnen und Patienten ohne Anämie nur 49 Prozent waren. Bei Darmkrebsoperationen lag das Verhältnis bei 41 zu 27 Prozent“, erläutert Martin Till, Landeschef der Barmer in Hessen. In Hessen lag der Verbrauch an Blutkonserven bei 38,9 Einheiten je 1000 Einwohner und damit 63 Prozent höher als der Pro-Kopf-Verbrauch in den Niederlanden (23,8 Einheiten je 1000 Einwohner). 2009 wurden in Hessen noch bei 8,2 Prozent der Operationen Transfusionen verabreicht. 2017 ist der Wert auf 6,8 Prozent zurückgegangen; er liegt aber damit über dem Bundeswert von 6,6.

Erhebliche Nebenwirkungen bei Bluttransfusionen

Bluttransfusionen, sogenannte Erythrozytenkonzentrate, sind auch in aufbereiteter Form stets eine gewisse Belastung für das Immunsystem und nehmen maßgeblich Einfluss auf Operationen, Behandlungsergebnisse und Genesung. Bereits die Gabe einer Bluttransfusion ist mit einem mehr als doppelt so hohen Risiko für Schlaganfall und Herzinfarkt assoziiert. „Eine Bluttransfusion kann Leben retten, aber sie hat wie viele Medizinpräparate auch erhebliche Nebenwirkungen und sollte deshalb nur eingesetzt werden, wenn es unbedingt notwendig ist“, erklärt Martin Till, Landeschef der Barmer in Hessen. Die rechtzeitige Behandlung einer Anämie vor geplanten Operationen könne wesentlich dazu beitragen, Bluttransfusionen zu vermeiden. Darüber hinaus weisen von einer Blutarmut Betroffene schlechtere Behandlungsergebnisse auf. Die Verweildauer im Krankenhaus sei höher, und auch bei der Sterblichkeit im Krankenhaus gebe es mitunter deutliche Unterschiede. „Bei Anämie-Patientinnen und -Patienten mit einer Herzkranzgefäß-Operation beträgt die Sterblichkeitsrate unmittelbar nach dem Eingriff 4,3 Prozent. Die entsprechende Rate ohne Anämie liegt demgegenüber nur bei 1,8 Prozent“, so Martin Till.

Blutarmut behandeln, Blutverbrauch senken, Patientensicherheit erhöhen

Kliniknetzwerke wie das Patient Blood Management (PBM)-Netzwerk, das 2014 von Prof. Kai Zacharowski und Prof. Patrick Meybohm am Frankfurter Uniklinikum gegründet wurde, erforschen und fördern Maßnahmen, um Operations- und Transfusionsrisiken zu senken. Die Wirksamkeit des PBM-Systems beruht auf drei Säulen, der Vorbehandlung von Anämie vor planbaren chirurgischen Eingriffen, der Verminderung von Blutverlusten, zum Beispiel durch minimalinvasive Eingriffe und dem entsprechend effizienten Einsatz von Blutkonserven. „Der Barmer Krankenhausreport 2019 zeigt, dass der Maßnahmenkatalog des Patient Blood Managements nachweislich zur Patientensicherheit beiträgt. Hessens Krankenhäuser sollten hier eine Vorreiterrolle einnehmen, um vermeidbare Risiken durch Anämien weiter zu senken. Ein erster Schritt kann mehr Transparenz und Aufklärung für Patientinnen und Patienten sein“, betont Martin Till.

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Dr. Carlo Thielmann
Pressesprecher Barmer Hessen
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