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Magensäureblocker-Verordnungen bedenklich angestiegen - trotz Abhängigkeitsrisiko

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Hamburg, 12. Januar 2017 – Immer mehr Menschen in Deutschland bekommen Magensäureblocker vom Arzt verschrieben. Dies geht aus einer Auswertung der Barmer hervor. Im Jahr 2015 verordneten Mediziner insgesamt etwa 13,4 Millionen Patientinnen und Patienten Magensäureblocker. Im Jahr 2011 waren es 11,1 Millionen. Dies entspricht einem Anstieg von rund 20 Prozent. „Dass immer mehr Patienten Magensäureblocker verordnet bekommen, ist weder durch steigende Erkrankungsraten noch durch demographische Faktoren zu erklären“ sagt Frank Liedtke, Landesgeschäftsführer der Barmer in Hamburg.

Magensäureblocker kommen zum Beispiel zum Einsatz, wenn die Betroffenen unter Sodbrennen leiden, eine entzündete Magenschleimhaut oder gar Geschwüre haben. Immer häufiger finden sie zudem Anwendung, wenn Schmerzmittel oder über längere Zeit Cortison eingenommen werden muss. Hier verhindern PPI die drohenden Magenschmerzen. Sie reduzieren die Magensäure und sollen so dem Magen helfen, sich wieder zu regenerieren.

Immer mehr junge Menschen nehmen Magensäureblocker

Wie aus der Analyse hervorgeht, haben im Jahr 2015 acht Prozent der Hamburgerinnen zwischen 20 und 29 Jahren Magensäureblocker verordnet bekommen, bei den Männern im gleichen Alter lag der Anteil mit fünf Prozent deutlich niedriger. Im Zeitraum 2011 bis 2015 sind die Verordnungen in dieser Altersgruppe in Hamburg um 78 Prozent drastisch angestiegen. „Mit großer Sorge beobachten wir, dass auch junge Menschen immer häufiger Protonenpumpen-Hemmer verordnet bekommen. Ein Grund dafür könnte sein, dass sich junge Menschen immer häufiger unter Druck fühlen, was ihnen buchstäblich auf den Magen schlägt“, erläutert Frank Liedtke.

Große Unterschiede zwischen den Bundesländern

Zwischen den Bundesländern gibt es deutliche Differenzen, was den Einsatz von Protonenpumpen-Hemmern, auch Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI) genannt, betrifft. Während in Berlin, Hamburg und Bremen im Jahr 2015 nur 15 Prozent der Barmer Versicherten vom Arzt Magensäureblocker verordnet bekamen, waren es in der Region Nordrhein 20 Prozent und in Rheinland-Pfalz 21 Prozent. „Wir wissen nicht, warum sich das Verordnungsverhalten der Mediziner in den einzelnen Regionen unterscheidet“, sagt Frank Liedtke.

Präparate können abhängig machen

Wer zu lange Magensäureblocker schluckt, kann außerdem in eine Art Teufelskreis geraten, weil der Körper sich an die Medikamente gewöhnt. Wenn die PPI dann abgesetzt werden, kann es zu einer überschießenden Magensäureproduktion kommen, die schnell zu neuen Magenschmerzen oder Sodbrennen führen kann. Die Betroffenen werden daraufhin wieder zu Magensäureblockern greifen.