Hamburg, 1. Dezember 2025. Kaum ist die „Black Week“ vorbei, beginnt für die Beschäftigten in der Hamburger Logistikbranche die nächste arbeitsintensive Phase: Die Weihnachtszeit, die für Rekordumsätze im Online-Versandhandel sorgt, stellt Zustellerinnen und Zusteller sowie Lagerkräfte vor erhebliche Herausforderungen. Eine Folge: hohe Krankenstände und überdurchschnittlich viele Fehlzeiten – häufig verursacht durch Rückenleiden oder Verletzungen.
Wie aus dem Berufsatlas des BARMER Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervorgeht, lag der Krankenstand in den betroffenen Branchen 2024 fast 50 Prozent über dem Hamburger Durchschnitt. Beschäftigte in der Lagerwirtschaft sowie im Post- und Zustelldienst fehlten demnach im Schnitt ganze 32,3 Tage. Zum Vergleich: Der allgemeine Krankenstand in Hamburg über alle Berufsgruppen hinweg lag bei 21,5 Tagen.
Hohe Belastung und gesundheitliche Risiken für Zusteller und Lagerkräfte
„Ständiger Zeitdruck, hoher Stress im Straßenverkehr, das Heben schwerer Lasten und das häufige Ein- und Aussteigen aus Fahrzeugen stellen erhebliche gesundheitliche Belastungen für Zusteller dar. Unsere Daten zeigen, dass täglich durchschnittlich rund 90 von 1.000 Beschäftigten in dieser stark beanspruchten Berufsgruppe krankheitsbedingt ausfallen“, sagt Dr. Susanne Klein, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Hamburg. Auch die Arbeit erkrankter Kolleginnen und Kollegen, die übernommen werden müsse, verstärke den Druck auf die verbleibenden Mitarbeitenden, so Klein.
Rückenleiden als häufigste Ursache für Fehlzeiten
Die Analyse des BARMER-Berufsatlas zeigt, dass Rückenleiden die häufigste Ursache für längere Fehlzeiten bei Zustellern und Lagerkräften sind. Im Schnitt entfallen 7,7 Krankentage pro Jahr auf Rückenbeschwerden. Zum Vergleich: In Hamburg beträgt der Durchschnitt für alle Berufsgruppen im Bereich Muskel-Skelett-Erkrankungen 3,1 Tage. Auch Verletzungen wie Zerrungen oder Frakturen führen zu überdurchschnittlich vielen Fehlzeiten – im Schnitt vier Krankheitstage pro Jahr gegenüber 1,9 Tagen in anderen Branchen.
Prävention und Unterstützung für Unternehmen
„Verbraucher können durch gebündelte Bestellungen beim Online-Einkauf dazu beitragen, die Belastung für die Zusteller zu verringern“, erklärt Susanne Klein. Arbeitgeber sollten zudem durch gezielte Programme wie Rückenschulungen und ergonomische Arbeitsplätze aktiv zur Gesundheitsförderung ihrer Mitarbeitenden beitragen. Die BARMER unterstütze Unternehmen dabei, präventive Maßnahmen zu ergreifen und langfristig Fehlzeiten zu reduzieren. „Besonders in der Hochsaison des Online- und Versandhandels zeigt sich, wie wichtig Prävention und ein gutes Gesundheitsmanagement sind, um die Belastungen in diesen Berufen abzufedern“, so Klein weiter.
Hintergrund
Die im BARMER Berufsatlas ausgewertete Berufsgruppe entspricht dem Tätigkeitsschlüssel 513 gemäß der Klassifikation der Berufe 2010 der Bundesagentur für Arbeit und dem Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Die Berufsgruppe 513 „Lagerwirtschaft, Post und Zustellung, Güterumschlag“ umfasst die Unterpositionen 5131 „Berufe in der Lagerwirtschaft“, 5132 „Berufe für Post- und Zustelldienste“, 5133 „Berufe im Güter- und Warenumschlag“, 5139 „Aufsichts- und Führungskräfte in Lagerwirtschaft, Post und Zustellung, Güterumschlag“. Berücksichtigt wurden anonymisierten Daten von Beschäftigten mit Versicherung bei der BARMER im Alter von 15 bis 69 Jahren.
Weitere Informationen und interaktive Grafiken zum Berufsatlas stehen zur Verfügung unter: https://www.bifg.de/publikationen/reporte/gesundheitsreport/berufsatlas