Dr. Maria Margarete Karsten
STANDORTinfo für Berlin und Brandeburg

Interview mit Dr. med. Maria Margarete Karsten: Digitale Wege zu einer besseren Versorgung bei Brustkrebs

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Derzeit erkrankt eine von acht Frauen an Brustkrebs. Obwohl zahlreiche moderne Behandlungskonzepte zur Verfügung stehen, entwickeln rund 30 Prozent der betroffenen Patientinnen Metastasen. Die Krebserkrankung ist dann unheilbar. Das Forschungsprojekt PRO B entwickelt eine neue Form der Versorgung für Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs und überprüft ihre Wirksamkeit in einer Studie. PRO B wird von der Charité-Universitätsmedizin Berlin geleitet, bundesweit nehmen 42 Brustkrebszentren teil. Die Barmer ist an dem Projekt ebenso beteiligt, wie die Deutsche Krebsgesellschaft e. V. (DKG), die OnkoZert GmbH, die DAK-Gesundheit und die BKK·VBU. Der Innvoationsfonds fördert das Projekt mit insgesamt rund 4,8 Millionen Euro. Die Standortinfo sprach mit der Projektleiterin Dr. med. Maria Margarete Karsten, leitende Oberärztin am Brustzentrum, Klinik für Gynäkologie Charité-Universitätsmedizin Berlin über das Projekt.

Frau Dr. Karsten, wenn Frauen die Diagnose metastasierter Brustkrebs erhalten, gilt eine Heilung als ausgeschlossen. Worauf kommt es bei der Behandlung dann an?

Dr. Karsten: Für die betroffenen Frauen ist dies natürlich eine extrem belastende Situation. Die Krebserkrankung hat sie oft schon über Jahre in Ihrem Alltag begleitet und nun wissen sie, das die Erkrankung nicht mehr heilbar ist Im Vordergrund der Behandlung steht nun nicht mehr die Heilung, sondern die Kontrolle des Tumors und die Erhaltung einer bestmöglichen Lebensqualität. Durch den medizinischen Fortschritt ist die Behandlung von Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs immer individueller geworden. Die behandelnden Ärztinnen und Ärzte berücksichtigen dabei die medizinische Vorgeschichte, die aktuellen Beschwerden und die jeweiligen Wünsche der Patientinnen. Die Therapieansätze müssen angesichts der fortschreitenden Erkrankung jedoch immer wieder hinterfragt und angepasst werden. An dieser Stelle sind Informationen, die über sogenannte Patient-Reported Outcomes (PROs) erfasst werden, ganz entscheidend.

Worum handelt es sich bei den Patient-Reported Outcomes (PRO) genau?

Dr. Karsten: Studien mit Patientinnen und Patienten, die eine metastasierte Krebserkrankung haben, konnten zeigen, dass eine engmaschige Betreuung durch regelmäßige Befragungen zu einer Verbesserung der Lebensqualität und des Überlebens führen und auch Krankenhausaufenthalte verringern. PROs ermöglichen die Bewertung gesundheitsbezogener Aspekte wie Krankheitssymptome, psychosoziale Belastungen und Lebensqualität aus Patientinnensicht ohne zwischengeschaltete Interpretation durch eine andere Person wie zum Beispiel den Arzt oder die Ärztin. Diese Bewertung ist extrem hilfreich, um die bestmögliche Therapieentscheidung zu treffen.

Im Projekt PRO B erfolgt die Erfassung und Verarbeitung der PROs digital. Welche Vorteile bringt das?

Dr. Karsten: Patientinnen mit metastasiertem Brustkrebs, sollen und wollen so wenig Zeit wie möglich in der Klinik oder Arztpraxis verbringen. Im Rahmen unseres Projektes erfolgt die PRO-Messung per App in Echtzeit, ohne dass die Patientinnen ihr Zuhause verlassen müssen. Je nachdem, ob Sie der Interventionsgruppe oder Kontrollgruppe angehören, werden sie über die App wöchentlich oder dreimonatlich zu ihrem Befinden und ihrer Lebensqualität befragt. In der Gruppe der wöchentlich befragten Patientinnen wird bei Verschlechterung des angezeigten Gesundheitszustandes ein Alarm im behandelnden Brustkrebszentrum ausgelöst. Dieses nimmt Kontakt zur Patientin auf, um die Verschlechterung zu konkretisieren und die Therapie gegebenenfalls anzupassen. Die Patientinnen haben so die Sicherheit, optimal versorgt zu werden.

Für das Projekt werden noch Teilnehmerinnen gesucht. Welche Vorrausetzung müssen diese erfüllen?

Dr. Karsten: Wir freuen uns über jede Patientin, die an der Studie teilnimmt und somit hilft, die Brustkrebsforschung weiter voran zu bringen. Teilnehmen können Frauen ab 18 Jahren, die eine medikamentöse Behandlung aufgrund des metastasierten Mammakarzinoms erhalten. Sie sollten über ein Smartphone verfügen und zu einer regelmäßigen Onlinebefragung bereit sein.

Weitere Informationen zu PRO B hier.