Die sozialen und emotionalen Kompetenzen von Kindern spielerisch fördern und ihnen somit ein gesundes Aufwachsen ermöglichen – mit diesem Ziel ist Papilio vor 20 Jahren gestartet. Seitdem wurden in Brandenburg rund 700 Fach- und Lehrkräfte fortgebildet. Rund 130 Brandenburger Kitas und Grundschulen arbeiten regelmäßig mit den Präventionsprogrammen von Papilio. Von Beginn hat die Barmer die Papilio-Programme gefördert und zum Teil mitentwickelt. „Mit Papilio stärken wir genau die Kompetenzen, die Kinder für ihr seelisches Gleichgewicht brauchen: Resilienz, Empathie und Konfliktfähigkeit“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der BARMER Berlin/Brandenburg.
Verhaltensstörungen verfestigen sich schon im Alter von etwa acht Jahren
Verschiedene Studien haben ergeben, dass Verhaltensstörungen bei Kindern wie zum Beispiel Aggression und Rückzugsverhalten die Hauptrisikofaktoren für Sucht und Gewalt im Jugendalter sind. Solche Verhaltensstörungen manifestieren sich bereits im Alter von etwa acht Jahren. Im Kita- und Grundschulalter bestehen daher die besten Chancen, positiven Einfluss auf die kindliche Entwicklung zu nehmen. Genau hier setzen die Präventionsprogramme von Papilio an. Sie zielen unter anderem darauf ab, dass Kinder mit ihren Emotionen umgehen können, positive Bindungen zu erwachsenen Bezugspersonen und Gleichaltrigen aufbauen und ein gutes Selbstwertgefühl entwickeln. Je nach Altersgruppe bietet Papilio verschiedene Programme an: Papilio-U3, Papilio-3bis6 und Papilio-6bis9. In jedem Bundesland gibt es Papilio-Trainerinnen und -Trainer, die Pädagoginnen und Pädagogen in Basisseminaren fortbilden. Dort lernen diese die Module kennen, die sie in ihren Einrichtungen anwenden können. Im Anschluss können sie an Vertiefungsseminaren teilnehmen und bleiben im Austausch.
Spielerische Module stärken die Kinder
Zum Präventionsprogramm Papilio-3bis6 gehören zum Beispiel die Einheiten „Paula und die Kistenkobolde“, „Spielzeug macht Ferientag“ und „Meins-deins-unser-Spiel“. Bei „Paula und die Kistenkobolde“ lernen sie die grundlegenden Gefühle Traurigkeit, Ärger, Angst und Freude kennen – personifiziert durch die Kobolde Heulibold, Zornibold, Bibberbold und Freudibold aus der Augsburger Puppenkiste. Dazu gehört, über ihre eigenen Gefühle zu sprechen und auf die Gefühlslage anderer Kinder einzugehen. Beim „Spielzeug-macht-Ferien-Tag“ spielen die Kinder an einem Tag in der Woche ohne herkömmliches Spielzeug. Sie lernen so, sich mit sich selbst und den anderen Kindern zu beschäftigen und kreativ zu spielen. Dabei üben sie kommunikative und soziale Fertigkeiten. Soziale Regeln stehen im „Meins-deins-unser-Spiel“ im Mittelpunkt. Dabei unterstützen sich die Kinder einer Gruppe gegenseitig, die gemeinsam vereinbarte Regel, zum Beispiel „den anderen ausreden lassen“, einzuhalten. Die erfolgreichste Gruppe darf sich am Ende etwas wünschen – der Wunsch muss aber allen Kindern zu Gute kommen, etwa eine Geschichte vorlesen oder gemeinsam kochen. Dies sind nur drei Beispiele aus den Papilio-Programmen. Alle haben gemeinsam, dass sie wissenschaftlich begleitet werden.
Evaluation bestätigt Wirksamkeit von Papilio
Bereits verschiedene Evaluationen der Freien Universität Berlin haben die Wirksamkeit von Papilio belegt. Kinder und Jugendliche, die regelmäßig an Programmen zur sozial-emotionalen Förderung teilnehmen, zeigen ein ausgeprägteres Selbstvertrauen, ein besseres Sozialverhalten, weniger emotionale Krisen und bessere Schulleistungen. Besonders hervorgehoben wird in der Evaluation die Nachhaltigkeit der Papilio-Programme. Diese sei gewährleistet, weil die Umsetzung des Programms durch die Pädagoginnen und Pädagogen erfolgt, die täglich mit den Kindern zusammen sind und daher ihre sozial-emotionale Entwicklung am besten fördern könnten. Außerdem blieben die Pädagoginnen und Pädagogen miteinander im Erfahrungsaustausch. Positiv hervorgehoben wurde auch, dass sich alle Papilio-Programme an die gesamte Gruppe oder Klasse richten und somit Kinder, die schon Verhaltensauffälligkeiten haben, einschließen ohne sie zu stigmatisieren.
Für alle Kinder – unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund
Papilio legt Wert darauf, dass alle Kinder die gleichen Entwicklungschancen bekommen, unabhängig von ihrer Herkunft und sozialem Hintergrund. Doch mit der steigenden Zahl an Kindern mit Migrations- und Fluchthintergrund wachsen die Anforderungen an pädagogische Fachkräfte. Was tun, wenn ein Kind Hinrichtung spielt? Soll es weiterhin Schweinefleisch geben, oder nicht? Wie reagieren, wenn sich ein Kind rassistisch äußert? Um Fragen und Situationen wie diese aufzugreifen, hat Papilio die Fortbildung Papilio-Integration entwickelt. Sie zielt darauf ab, pädagogischen Fachkräften Handlungssicherheit zu geben. So soll kultursensitives, vorurteilsbewusstes pädagogisches Handeln Teil des Kita-Alltags werden. Von der interkulturellen Kompetenz der Erzieherinnen und Erzieher profitieren alle Kinder und Eltern gleichermaßen.