Eine Frau wird von einem Zahnarzt untersucht
BARMER-Zahnreport 2025

Immer weniger Menschen gehen zur Kontrolluntersuchung

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Die gute Nachricht zuerst: Die Zahngesundheit hat sich in den vergangenen Jahren in Berlin und Brandenburg verbessert. Benötigten im Jahr 2013 noch 54,4 Prozent der Brandenburgerinnen und Brandenburger eine zahnmedizinische Therapie, waren es im Jahr 2023 nur noch 44,3 Prozent. In Berlin sank die Inanspruchnahme im gleichen Zeitraum von 50 auf 39,7 Prozent. Das geht aus dem aktuellen Zahnreport der Barmer hervor. Doch der Report beinhaltet auch Besorgnis erregende Trends. „Wir stellen fest, dass immer weniger Menschen für Kontrolluntersuchungen zum Zahnarzt beziehungsweise zur Zahnärztin gehen. So wird die Chance vergeben, dass Zahn- und Zahnfleischerkrankungen in einem frühen Stadium erkannt werden, in dem sie sich noch gut behandeln lassen“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg.

Besonders Männer sind Vorsorgemuffel

Im Jahr 2013 gingen noch 59,6 Prozent der Brandenburgerinnen und Brandenburger für eine Kontrolluntersuchung zum Zahnarzt beziehungsweise zur Zahnärztin. Im Jahr 2023 waren es nur noch 53,6 Prozent. In Berlin waren es sogar noch weniger. Hier sank in die Inanspruchnahme von 53,5 Prozent (2013) auf 48,4 Prozent (2023). Besonders Männer sind Vorsorgemuffel. Über beide Bundesländer hinweg gingen im Jahr 2023 rund 47,6 Prozent der Männer zu Kontrolluntersuchungen, bei den Frauen waren es rund 53,4 Prozent. Gesetzlich Versicherte haben zwei Mal im Jahr Anspruch auf eine zahnärztliche Früherkennungsuntersuchung, aus gutem Grund, wie Leyh betont: „Bei einer Kontrolluntersuchung wird jeder Zahn einzeln auf Verfärbungen, Zahnstein und Karies hin überprüft sowie der Status des Zahnfleisches begutachtet. Auch Putzfehler können aufgedeckt werden, bevor Karies entsteht und Zähne aufwändig behandelt werden müssen.“

Haltbarkeit von Zahnfüllungen regional sehr unterschiedlich

Ist ein Zahn beschädigt, führt meist kein Weg an einer Füllung vorbei. Die Haltbarkeit von Zahnfüllungen hat laut Barmer-Zahnreport in den vergangenen Jahren zugenommen. So hielt die Hälfte der Seitenzahnfüllungen, die im Jahr 2010 angefertigt wurden, mindestens 6,5 Jahre, eine im Jahr 2015 angefertigte mindestens 7,5 Jahre. Allerdings gibt es auch hier regionale Unterschiede. Nach zehn Jahren waren in Brandenburg 24,3 Prozent der Seitenzahnfüllungen noch erhalten, deutlich weniger als in Berlin wo der Anteil intakter Füllungen bei 30,8 Prozent lag. Der Bundesdurchschnitt betrug 34,2 Prozent. Am besten war die Haltbarkeit von Seitenzahnfüllungen in Baden-Württemberg, am schlechtesten in Sachsen-Anhalt. In diesen Bundesländern waren 42,3 beziehungsweise 18,5 Prozent der Seitenzahnfüllungen nach zehn Jahren noch in Ordnung. Als Ursache für die regionalen Unterschiede vermutet die Barmer weniger die Behandlungsqualität, sondern die individuelle Mundhygiene, die wiederum mit den regional unterschiedlichen sozioökonomischen Bedingungen zusammenhängen könnte. Die Barmer appelliert an die individuelle Vorsorge: „Keine chronische Erkrankung lässt sich mit so einfachen Mitteln verhindern, wie Karies. Eine gründliche Zahnpflege und der Verzicht, häufig zuckerhaltige Lebensmittel zu sich zu nehmen, sorgen dafür, dass Zähne länger erhalten bleiben“, so Leyh.

Brandenburg: Viele Zahnärztinnen und Zahnärzte stehen kurz vor Ruhestand

Wenn ein Zahnarztbesuch fällig ist – ob zur Vorsorge oder bei Zahnschmerzen – gibt es da genügend Zahnärzte? In Brandenburg kommen auf 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner 3,95 Zahnarztpraxen. Das sind sieben Prozent weniger als im Bundesdurchschnitt, der bei 4,23 Zahnarztpraxen je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt. Die Zahnarztpraxen in Brandenburg verteilen sich sehr ungleich. Besonders gut versorgt sind Frankfurt an der Oder und Brandenburg an der Havel mit 5,7 und 5,0 Zahnarztpraxen je 10.000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Deutlich schlechter sieht es in den Landkreisen Havelland und Teltow-Fläming aus. Hier kommen auf 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner 3,3 beziehungsweise 3,4 Zahnarztpraxen. „Laut aktueller Prognosen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung werden im Land Brandenburg in naher Zukunft rund 400 Zahnärztinnen und Zahnärzte aus der vertragszahnärztlichen Versorgung ausscheiden, da sie das gesetzliche Rentenalter erreichen. Wichtig ist daher, dass auch in Zukunft die Versorgungssituation im gesamten Bundesland ausreichend gewährleistet und eine gute Erreichbarkeit für alle Brandenburgerinnen und Brandenburger gegeben ist. Ländliche Räume dürfen von einer guten zahnärztlichen Versorgung nicht abgeschnitten sein“, sagt Leyh.

Berlin: So ungleich verteilen sich Zahnarztpraxen auf die Bezirke

In Berlin ist die Versorgungslage etwas besser als in Brandenburg. Auf 10.000 Einwohnerinnen und Einwohner kommen in der Bundeshauptstadt 4,79 Zahnarztpraxen. Das sind 13 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. Allerdings verteilen sich die Zahnarztpraxen in Berlin sehr ungleich. Besonders gut versorgt ist Charlottenburg-Wilmersdorf. Hier kommen auf einen Zahnarzt beziehungsweise eine Zahnärztin 653 Einwohnerinnen und Einwohner. In Marzahn-Hellersdorf hingegen kommen mehr als doppelt so viele, nämlich 1.657 Einwohnerinnen und Einwohner auf einen Zahnarzt beziehungsweise eine Zahnärztin. Dies ergibt sich aus Zahlen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Berlin.