Berlin, 23 Oktober 2018 – Rund 22 Prozent der Berliner Barmer-Versicherten nehmen regelmäßig mindestens fünf Arzneimittel gleichzeitig ein und tragen somit ein erhöhtes Risiko für Neben- und Wechselwirkungen. Hochgerechnet auf die Berliner Gesamtbevölkerung betrifft das mehr als 774.000 Menschen. Zu diesem Ergebnis kommt der Arzneimittelreport 2018 der Barmer. „Wer mehrere Arzneimittel gleichzeitig einnimmt und bei mehreren Ärzten in Behandlung ist, sollte sichergehen, dass der Hausarzt über alle Verordnungen Bescheid weiß, auch über die Medikamente, die selber rezeptfrei in der Apotheke besorgt werden,“ sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer Berlin/Brandenburg. Dieser könne eine Risikoeinschätzung vornehmen.
Multimorbide Patienten tragen hohes Risiko für Polypharmazie
Nimmt ein Patient mehr als fünf Wirkstoffe gleichzeitig ein, spricht man von Polypharmazie. Vor allem chronisch kranke und multimorbide Menschen betrifft dies. In der Altersgruppe der 65 bis 79 Jahre alten Barmer-Versicherten ist jeder zweite von Polypharmazie betroffen, bei den über 80-Jährige sind es 68 Prozent. An einer Reihe von Beispielen weist der Arzneimittelreport nach, dass trotz bekannter Vorerkrankungen oder Neben- und Wechselwirkungen zu risikoreichen Medikationen kommt. „Ein Viertel unserer 12.200 Versicherten mit Herzinsuffizienz erhalten Verordnungen für schmerz- und entzündungshemmende Wirkstoffe, obwohl diese die Symptome einer Herzschwäche verstärken können“, nennt Leyh als Beispiel.
Hausärzten fehlen häufig Informationen ihrer Kollegen
„Bei multimorbiden Patienten bleibt Ärzten oft nichts Anderes übrig, als Nebenwirkungen in Kauf zu nehmen“, so Leyh. Wenn Patienten bei mehreren Ärzten in Behandlung sind, sei es für den Hausarzt kaum möglich, den Überblick zu behalten. Deshalb erprobt die Barmer derzeit softwaregestützte Programme, die Ärzten dabei helfen sollen.