Eine Arzt-Schwester im weißen Kittel misst einer älteren Patientin mit weißen Haaren den Blutdruck.
BARMER-Altersleidensatlas

So unterschiedlich erkranken Seniorinnen und Senioren in Berlin und Brandenburg

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Bluthochdruck, zu viel Cholesterin und Rückenschmerzen – das sind die häufigsten Altersleiden in Deutschland. Doch es gibt regionale Unterschiede: In Brandenburg sind diese Altersleiden deutlich häufiger verbreitet als im Bundesdurchschnitt. Außerdem erkranken Seniorinnen und Senioren hier häufiger an Adipositas und Diabetes. In Berlin hingegen gehören Depressionen zu den Erkrankungen, an denen über 60-Jährige am häufigsten erkranken. Das geht aus dem Altersleidensatlas der Barmer hervor, für den ambulante und stationäre Abrechnungsdaten aus dem Jahr 2023 ausgewertet wurden. Darin sind für vier Altersklassen ab 60 Jahren die zehn häufigsten Erkrankungen ausgewiesen.

Mehr Diabetes und Übergewicht in Brandenburg

Unter den Top-10-Erkrankungen nehmen in Brandenburg Diabetes melitus Typ 2 und Adipositas mit Rang 4 und 5 einen höheren ein als im Bundesdurchschnitt, wo die Erkrankungen auf Rang 6 und 9 liegen. Von 1.000 Barmer-Versicherten zwischen 60 und 69 Jahren betrifft Diabetes melitus Typ 2 in Brandenburg 112 und im Bundesdurchschnitt 68. Bei Adipositas sind es 91 beziehungsweise 71 Betroffene je 1.000 Personen. „Die Ursachen, warum bestimmte Altersleiden in Brandenburg stärker auftreten als in anderen Bundesländern, sind vielfältig und hängen auch mit sozioökonomischen Faktoren und Versorgungsstrukturen zusammen. Unter den häufigsten Diagnosen sind jedoch auch potenziell vermeidbare Erkrankungen. Ein gesunder Lebensstil kann zumindest deren Verlauf abschwächen und verlangsamen. Hier können Betroffene durchaus selbst ansetzen“, sagt Gabriela Leyh, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Berlin/Brandenburg.

Berliner Seniorinnen und Senioren häufiger depressiv

Ein anderes Bild zeichnet der Barmer-Altersleidensatlas für Berlin. Hier liegen Depressionen weit vorne. Bei den 60- bis 69-Jährigen nehmen sie mit 85 Betroffenen je 1.000 Versicherten Platz 6 der häufigsten Altersleiden ein. Im Bundesdurchschnitt liegen Depressionen auf Platz acht mit 80 Betroffenen je 1.000 Versicherte. In Brandenburg ist die seelische Erkrankung nicht unter den Top-10-Erkrankungen. „Dass in Berlin zahlreiche Menschen im siebten Lebensjahrzehnt unter psychischen Problemen leiden, ist ein auffälliger Befund. Dabei ist bekannt, dass zum Beispiel Herzerkrankungen mit psychischen Begleiterkrankungen im Zusammenhang stehen. Aber auch Einsamkeit wird als Ursache für Depressionen im Alter diskutiert“, sagt Leyh.

Bluthochdruck ist Altersleiden Nummer 1 mit ernsthaften Folgen

Auf Platz 1 der Top-10-Erkrankungen liegt überall in Deutschland Bluthochdruck. Unbehandelt kann Bluthochdruck die Blutgefäßwände schädigen und Ablagerungen (Arteriosklerose) fördern. Mögliche Folgen: Herzinfarkt, Herzmuskelschwäche, Schlaganfall, Augen- und Nierenerkrankungen sowie Durchblutungsstörungen in den Beinen. Auch das Demenzrisiko steigt bei Bluthochdruck. Da Bluthochdruck zunächst symptomfrei verläuft, empfiehlt die BARMER den Blutdruck regelmäßig zu messen und bei Auffälligkeiten ärztlichen Rat einzuholen.

Gesundheitsförderung wird vernachlässigt

Neben der Verantwortung, die jede und jeder individuell für seine Gesundheit trägt, sieht die Barmer Gesundheitsförderung auch als gesamtgesellschaftliche Aufgabe. „Wir brauchen in allen Lebenswelten vom Zuhause, über Kita, Schule, Firma bis zum Pflegeheim Lebensverhältnisse und Arbeitsbedingungen, die Gesundheit fördern, statt krankmachen. Firmen sind gefragt, in ihr betriebliches Gesundheitsmanagement zu investieren. Land und Kommunen können mit ihrer Raum- und Verkehrsplanung Orte schaffen, an denen Menschen gerne körperlich aktiv sind“, sagt Leyh. Im Zusammenhang mit den weit verbreiteten Altersleiden weist sie außerdem auf die geringere Lebenserwartung in Brandenburg hin. Diese liegt laut Sterbetafel des Statistischen Bundesamtes bei Männern bei 76,6 Jahren (Bund: 78,2 Jahre) und für Frauen bei 82,3 Jahren (Bund 83 Jahre). Im Nachbarbundesland Berlin liegen die Lebenserwartungen bei Männern und Frauen leicht über dem Bundesdurchschnitt.