Dr. Charlotte Peter, Geschäftsführerin Papilio gGmbH
Interview mit Dr. Charlotte Peter, Geschäftsführerin von Papilio

„Kinder gehen empathischer miteinander um“

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Frau Dr. Peter, eigentlich sollte es doch selbstverständlich sein, dass in Kitas und Grundschulen die sozialen und emotionalen Kompetenzen der Kinder gestärkt werden. Warum braucht es hierfür ein Programm wie Papilio?

Peter: Ja, das sollte selbstverständlich sein – und viele pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte leisten hier bereits Beeindruckendes. Doch im Alltag fehlt oft die Zeit, die systematische Struktur und manchmal auch die wissenschaftlich fundierte Grundlage, um sozial-emotionale Förderung gezielt und nachhaltig umzusetzen. Soziale und emotionale Kompetenzen sind immer noch zu wenig als zentrale Zukunftskompetenzen im Bewusstsein. Sie tauchen zwar in Bildungs- und Ausbildungsplänen auf, aber es fehlen oft konkrete Praxis-Konzepte und Ideen wir die Umsetzung auf Haltungs- und Handlungsebene in der Interaktion mit den Kindern aussieht. Papilio bietet genau das: ein praxisnahes, evidenzbasiertes Konzept, das pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte stärkt, Orientierung gibt und den Kindern kontinuierlich zugutekommt. Unsere Programme sind so konzipiert, dass sie leicht in den Kita- und Schulalltag integriert werden können – also kein „Extra“, sondern eine Unterstützung der täglichen Arbeit. So stellen wir sicher, dass jedes Kind – unabhängig von Einrichtung oder Region – die Chance erhält, seine emotionalen und sozialen Kompetenzen zu entwickeln und damit die Basis für eine gesunde psychische Entwicklung und bestmögliche Potenzialentfaltung mit auf den Lebensweg bekommt.

Die Wirksamkeit der Papilio-Programme ist wissenschaftlich belegt. Wie ist sie im Alltag der Kitas und Schulen spürbar?

Peter: Unsere wissenschaftlichen Evaluationen zeigen einen Rückgang von Verhaltensproblemen und eine Zunahme sozial-emotionaler Kompetenzen bei Kindern. Diese Effekte sind auch im Alltag deutlich spürbar: Pädagogische Fachkräfte und Lehrkräfte berichten uns zum Beispiel, dass Kinder empathischer miteinander umgehen, besser ihre Gefühle mitteilen und mit diesen umgehen können – und auch, dass einzelne Kinder besser in die Gruppe integriert werden. Gleichzeitig erleben die Fachkräfte selbst Entlastung. Denn wenn Kinder ihre Emotionen verstehen und regulieren können, verbessert sich das gesamte Gruppenklima. Das wirkt sich nicht nur positiv auf das Wohlbefinden, sondern auch auf die Lernbereitschaft aus.

In Brandenburg arbeitet Papilio mit besonders vielen Einrichtungen zusammen. Was ist hierzulande das Erfolgsrezept? 

Peter: In Brandenburg hat Papilio langjährige Partner, wie die Suchtpräventionsfachstelle Tannenhof Berlin-Brandenburg e.V., das Ministerium für Gesundheit und Soziales und die Barmer. Dank des Engagements dieser Partner konnte Papilio fest in den regionalen Strukturen verankert und nachhaltig umgesetzt werden. Eine zentrale Rolle spielt dabei die kontinuierliche Begleitung durch hervorragend ausgebildete und engagierte Papilio-Trainerinnen – wie Ellen Martin, die seit 2006 mit voller Überzeugung Papilio lebt und weiterbringt. Die Trainerinnen machen Papilio in den Einrichtungen lebendig, begleiten die Fach- und Lehrkräfte und ganze Einrichtungen langfristig. Sie achten auf eine qualitativ hochwertige Umsetzung und begeistern neue Interessentinnen und Interessenten. Alle fortgebildeten Personen erreichen dann über ihre gesamte Berufslaufbahn immer wieder neue Kinder in Kitas und Schulen, die von Papilio in ihrer Entwicklung profitieren. Das alles bildet in Brandenburg ein Fundament dafür, dass Papilio hier so gut wirkt.

Welche Zukunftsvision haben Sie für Papilio für die nächsten 20 Jahre?

Peter: Ich möchte, dass wir gemeinsam eine Bildungslandschaft gestalten, in der soziale und emotionale Kompetenzen so selbstverständlich und systematisch gefördert werden wie Lesen oder Rechnen. Papilio versteht sich dabei als Teil eines größeren gesellschaftlichen Wandels – hin zu mehr Achtsamkeit und Empathie. Kinder können ihre Potenziale frei entfalten und wachsen zu gesunden und krisenfesten Persönlichkeiten heran, die die Welt von morgen aktiv mitgestalten. Und vielleicht ist die schönste Vision, dass es Papilio in 20 Jahren gar nicht mehr braucht, weil das, wofür wir stehen, längst selbstverständlich im Bildungssystem und im Bewusstsein der Menschen verankert ist. Dann könnten wir sagen: „Dank Papilio und vielen engagierten Partnern hat eine Generation von Kindern sozial-emotional starke, selbstregulierte und kooperative Menschen hervorgebracht – und diese Menschen gestalten unsere Gesellschaft mit.“ Dann hätten wir gemeinsam einen echten Schritt gemacht – nicht nur für ein gesundes Aufwachsen von Kindern, sondern für unsere Gesellschaft insgesamt.