Rosenheim: Neuer Qualitätsvertrag senkt postoperatives Delirrisiko

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Hunderttausende Patientinnen und Patienten in Deutschland fallen jedes Jahr nach einer Operation in ein Delir. Je länger das Delir dauert, desto öfter sterben Betroffene in den Folgemonaten. Das RoMed-Klinikum in Rosenheim und Barmer Bayern wollen gemeinsam dafür sorgen, dass Patienten ab 65 Jahren nach einer Operation seltener und kürzer in ein Delir fallen. Ziel des neuen Qualitätsvertrages ist es, die stationäre Versorgung älterer Patientinnen und Patienten, die sich einem stationären operativen Eingriff unterziehen, zu verbessern und damit das postoperative Delirrisiko gezielt zu senken. "Bisherige Konzepte fokussieren auf postoperative Versorgung und setzen damit viel zu spät an, um ein Delir zu vermeiden,“ erläutert Professorin Dr.Claudia Wöhler, Landesgeschäftsführerin der Barmer in Bayern.

Screening vor einer OP schützt Hochrisiko-Patienten

Dazu werden Patientinnen und Patienten ab 65 Jahren vor planbaren Eingriffen einem Screening unterzogen. Hochrisikopatienten sollen vor, während und nach der Operation besonders umfassend versorgt werden. Dies beinhaltet insbesondere die Aufrechterhaltung der kognitiven und physischen Funktionen während des gesamten Krankenhausaufenthaltes, um eine möglichst weitgehende Selbständigkeit der Patientinnen und Patienten zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen und somit auch eine drohende Pflegebedürftigkeit zu vermeiden.

Delir ist ein medizinischer Notfall

Delir nach Operation ist ein medizinischer Notfall. Die Funktionsstörung des Gehirns ist eine der häufigsten Komplikationen bei geriatrischen Patientinnen und Patienten im stationären Bereich. Bis zu 72 Prozent der Patientinnen und Patienten erleiden Delir nach Herz-Operation, bis zu 65 Prozent nach Hüft-OP und bis zu 14 Prozent nach Gelenk-Eingriff. Je länger Delir dauert, desto größer ist das Sterberisiko. Von den Patienten, die nach Operation kein Delir hatten, lebten nach einem Jahr noch 80 Prozent. Bei einem drei- bis viertägigen Delir waren es nur 50 Prozent und bei fünf- bis neuntägigen Delir nur etwa 35 Prozent.

Delir erhöht Risiko der Pflegebedürftigkeit

Studien belegen, dass 41 Prozent der Patientinnen und Patienten zwölf Monate nach Auftreten eines Delirs immer noch an geistigen Ausfällen leiden, die die Aktivitäten des täglichen Lebens einschränken. Infolge dessen sind viele Patienten auf Pflege angewiesen, was eine Rückkehr in die gewohnte Umgebung erschwert oder sogar unmöglich macht.