#Bis zum Jahr 2030 werden in Baden-Württemberg und Bayern laut einer Studie der Barmer jeweils 4.000 Pflegekräfte fehlen. Und das bei einer gleichzeitig steigenden Zahl an Pflegebedürftigen. "Die Situation in der Pflege wird sich verschärfen. Eine bisher unterschätzte Zahl an Pflegebedürftigen und benötigten Pflegekräften trifft auf eine Branche, die bereits jetzt mit Personalmangel, Arbeitsverdichtung und einer hohen gesundheitlichen Belastung der Beschäftigten zu kämpfen hat", sagt der Landesgeschäftsführer der Barmer in Baden-Württemberg, Winfried Plötze, zu Beginn der Gesundheitskonferenz der Krankenkasse am Bodensee. Ein Blick über die Grenze hinweg könne Impulse liefern, um diesen Herausforderungen zu begegnen. Deshalb hatten die Barmer Landesvertretungen aus Baden-Württemberg und Bayern in Kooperation mit der Internationalen Bodenseekonferenz im November zu einem länderübergreifenden Austausch in die Lindauer Inselhalle eingeladen. Dort sprachen Vertreterinnen und Vertreter aus Gesundheitswesen, Politik und Wissenschaft darüber, welche Wege die Bodensee-Anrainer gehen, um die Zukunft der Pflege zu sichern. Unter den Diskussionsteilnehmenden waren auch der bayerische Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek, und die baden-württembergische Ministerialdirektorin für Soziales, Gesundheit und Integration, Leonie Dirks. Ebenso die Landesrätin für Gesundheit im Vorarlberg, Martina Rüscher, und Manuel Frick, Minister für Gesellschaft und Kultur des Fürstentums Liechtenstein."Die Tagung war ein gelungenes Beispiel für eine grenzüberschreitende Vernetzung und Zusammenarbeit", lobt Dr. med. Christian Bernhard, Vorsitzender Kommission Gesundheit und Soziales der Internationale Bodenseekonferenz.
Bodensee-Anrainer stellen Leuchtturmprojekte vor
Die Probleme in der Pflege sind über die Grenzen hinweg ähnlich. Doch die Lösungsansätze sind unterschiedlich. Die Ostschweizer Fachhochschule stellte bei der Barmer-Gesundheitskonferenz ihre Online-Plattform "FIT-Nursing Care" vor. Die Webseite fasst Forschungswissen aus der Pflege verständlich zusammen und stellt dieses auf Deutsch zur Verfügung. Im österreichischen Dornbirn werden Pflegekräfte für Kliniken, Pflegeheime und Pflegedienste zukünftig gemeinsam in einer eigens dafür gegründeten gemeinnützigen GmbH ausgebildet. Dadurch soll unter anderem die Aufstiegsmöglichkeit in der Pflege verbessert werden. Im bayerischen Weßling agiert die ansässige Tagespflege als Patientenmanager. Dort baut man für die pflegebedürftigen Gäste ein Netzwerk aus, das je nach Bedarf zum Beispiel aus Ärzten, Therapeuten und Alltagsbegleitern besteht. Impftermine und Hausarztvisiten werden in der Pflegeeinrichtung organisiert. Und durch einen Hausbesuch bei neuen Gästen der Tagespflege soll deren Versorgung daheim verbessert werden. "Die Leuchtturmprojekte belegen, wie sich der Pflegebereich aktuell weiterentwickelt. Die neuen Möglichkeiten können in den nächsten Jahren zur Verbesserung der Versorgung der Pflegebedürftigen und zur besseren Kommunikation zwischen den Leistungserbringern genutzt werden", sagt Alfred Kindshofer, stellvertretender Landesgeschäftsführer der Barmer in Bayern.
Die Pflege digitalisieren und langfristig finanzieren
Langfristiges Potenzial sahen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Lindau in der Digitalisierung. Sie könnte die Pflege verbessern und den Pflegeberuf für junge Menschen attraktiver machen. Außerdem könnten technische Hilfsmittel wie digitale Assistenztechnologien die Pflegenden entlasten und Pflegebedürftige unterstützen. In einer digitalisierten Wohnung könnten Technologien wie Telemedizin oder Ambient Assisted Living dafür sorgen, dass die Menschen länger in ihren eigenen vier Wänden leben können. "Es ist sinnvoll, den Transfer von Assistenztechnologien in die Pflege zu fördern. Und wenn ein Produkt nachweislich einen pflegerischen Nutzen hat, dann sollte die Pflegeversicherung die Kosten für diese digitale Assistenztechnologie übernehmen", so Barmer-Landeschef Winfried Plötze. Gleichzeitig müsse aber auch die Finanzierung der Pflegeversicherung langfristig gesichert werden. Dazu gehöre auch, dass die Länder ihren finanziellen Verpflichtungen verbindlich nachkämen, indem sie die Investitionskosten für die Pflegeeinrichtungen und die Ausbildungsumlagen für die Pflegeschulen tragen.