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BARMER-Gesundheitskonferenz: Internationale Suche nach Lösungen für die Pflege

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In Lindau fand im November die erste Barmer-Gesundheitskonferenz am Bodensee statt. Ausrichter waren die Barmer-Landesvertretungen aus Baden-Württemberg und Bayern, in Kooperation mit der internationalen Bodenseekonferenz. Einen Tag lang wurde ein grenzübergreifender Blick auf die Pflege geworfen. 'Pflegenotstand - Was jetzt passieren muss, um die Pflege zu stärken', zu diesem Thema gab es Input von Vertreterinnen und Vertreter aus dem Gesundheitswesen, der Politik und Wissenschaft aus Baden-Württemberg, Bayern, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein. 

Die Teilnehmenden der BARMER Gesundheitskonferenz am Bondensee. Fünf Männer und drei Frauen stehen vor einer Wand mit dem Schriftzug BARMER.

Grund zur Sorge bieten die Zahlen des Barmer-Pflegereports 2021. Demnach fehlen bis zum Jahr 2030 in Baden-Württemberg und Bayern jeweils rund 4.000 Pflegekräfte. Gleichzeitig steigt die Zahl an Pflegebedürftigen stärker als in bisherigen Prognosen angenommen. "Die Pflegebranche hat bereits heute mit Personalmangel, Arbeitsverdichtung und einer hohen gesundheitlichen Belastung der Beschäftigten zu kämpfen. Und die Situation wird sich noch weiter verschärfen", sagte Barmer- Landesgeschäftsführer Winfried Plötze zu Beginn der Gesundheitskonferenz in der Inselhalle in Lindau. Auch die Corona-Pandemie habe in den vergangenen zwei Jahren ihren Teil dazu beigetragen und die ohnehin schon gebeutelte Pflege vor große Herausforderungen gestellt. "Wie wichtig die Pflege ist, sei es die Angehörigenpflege oder die professionelle Pflege, das wird uns allen seit dem Beginn der Pandemie vor Augen geführt", so Alfred Kindshofer, stellvertretender Landesgeschäftsführer der Barmer in Bayern. 

Leonie Dirks und Klaus Holetschek fordern Reformen

Baden-Württemberg wurde bei der Barmer-Gesundheitskonferenz durch die Ministerialdirektorin für Soziales, Gesundheit und Integration, Leonie Dirks, vertreten. Sie kritisierte, dass gute Ideen zu selten den Weg in die Regelversorgung finden würden. "Es gibt bereits viele zukunftsweisende Modelle im Pflegebereich. Allerdings scheitern diese immer wieder an den Grenzen der Sozialgesetzgebung." Für den bayerischen Staatsminister für Gesundheit und Pflege, Klaus Holetschek, führt an einer Struktur- und Finanzreform der Pflegeversicherung kein Weg vorbei. "Nur mutige Reformen machen die Pflege zukunftsfest", so Holetschek.

Bodensee-Anrainer stellen Leuchtturmprojekte vor

Personalmangel, ein hoher Krankenstand, Arbeitsverdichtung. Die Probleme in der Pflege sind über die Grenzen hinweg ähnlich. Doch die Lösungsansätze sind unterschiedlich. Das zeigten die Leuchtturmprojekte aus den angrenzenden Ländern, die bei der BARMER-Gesundheitskonferenz am Bodensee vorgestellt wurden:

FIT-Nursing-Care ist eine digitale Plattform der Ostschweizer Fachhochschule. Auf der Internetseite wird Forschungswissen aus der Pflege verständlich zusammenfasst und auf Deutsch zur Verfügung gestellt. Die Webseite liefert Antworten auf viele klinische Fragen und leistet damit einen wichtigen Beitrag für die evidenzbasierten Pflegepraxis.

Im oberbayrischen Weßling agiert die Tagespflegeeinrichtung als Patientenmanager. Das bedeutet, dass dort für die Pflegebedürftigen ein Versorgungsnetzwerk ausgebaut wird. Dieses besteht je nach Bedarf zum Beispiel aus Ärzten, Therapeuten und Alltagsbegleitern. Impftermine und Hausarztvisiten werden in der Pflegeeinrichtung organisiert. Wenn neue Gäste in die Tagespflege kommen, dann wird bei diesen immer ein Hausbesuch durchgeführt. Dadurch soll die Versorgung daheim verbessert werden.

In der österreichischen Stadt Dornbirn werden Pflegekräfte für Kliniken, Pflegeheime und Pflegedienste zukünftig gemeinsam in einer eigens dafür gegründeten gemeinnützigen GmbH ausgebildet. Das Ziel ist, die Ressourcen der Aus- und Weiterbildung im Gesundheitsbereich zu bündeln. Dadurch soll die Aufstiegsmöglichkeit in der Pflege verbessert und eine qualitativ hochwertige pflegerische Versorgung garantiert werden.

PUR steht für pflegeunterstützende Robotik. Im Rahmen des PUR-Projektes wurde der Pflege-Assistenz-Roboter 'Lio' in der stationären Pflege getestet, unter anderem bei der Caritas in Konstanz, und wissenschaftlich evaluiert. Der Roboter kann beispielsweise Gegenstände aufheben und Türen öffnen, mit Personen sprechen und Bewegungsübungen anleiten. "Lio wird im Pflegealltag zwar als unpraktisch wahrgenommen, da er eine lange Einlernzeit benötigt. Dennoch wurde er von den Pflegebedürftigen als sympathisch empfunden, und er hat aktivierendes Potential", fasst Dr. Katrin Paldán, Dozentin an der Fachhochschule Vorarlberg, das Evaluationsergebnis zusammen. Somit bleibe es spannend, wie sich Lio weiterentwickle. Das Potenzial, das in ihm stecke, sei groß.

Wer die Barmer-Gesundheitskonferenz am Bodensee verpasst hat, kann sich eine Aufzeichnung auf Vimeo ansehen: 

Aufzeichnung Barmer-Gesundheitskonferenz am Bodensee